Dienstag4. November 2025

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RusslandStalins Geist im System Putin: Was die Statuen des einstigen Diktators zu bedeuten haben

Russland / Stalins Geist im System Putin: Was die Statuen des einstigen Diktators zu bedeuten haben
In der Moskauer Metro hat die Stadtverwaltung mehr als ein halbes Jahrhundert nach dem Abriss ein umstrittenes Relief mit dem Sowjetdiktator Josef Stalin nachbilden lassen Foto: Pavel Bednyakov/AP/dpa

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In einer Moskauer Metrostation wird ein Stalin-Relief enthüllt. Das Denkmal für den einstigen Diktator sagt vieles über das heutige Russland aus.

Aufrecht steht er da, das rechte Bein etwas angewinkelt, die rechte Hand auf die Brust unter die Jacke geschoben. Stalin, in fast blendendem Weiß. Die Moskauer Metro hat das Abbild des sowjetischen Schlächters in übermenschlicher Größe zu ihrem 90. Geburtstag wiederherstellen lassen. Das billig aussehende Relief passt zum Zeitgeist im Land, das dem Personenkult eines Kremlherrschers frönt und dem Sieg im Zweiten Weltkrieg praktisch alles unterordnet, im Warten auf den nächsten Sieg – im Krieg gegen die Ukraine.

Es braucht nicht einmal mehr Pomp, um ein nächstes Denkmal dieses „Vaters des Volkes“ zu eröffnen. Eines „Vaters“, der sein Volk in Lagern hungern und erschießen ließ, der eine ganze Gesellschaft gebrochen hatte, sodass sie bis heute an den Folgen der damals erlittenen Traumata leidet und sie vielfach leugnet. Es geschieht leise, fast schon nebenbei, ohne Klagen und Beschwerden. Den Kult der Gewalt hat der Kreml normalisiert, und die Menschen folgen. Eine „Selbststalinisierung“, nennt das der politische Analyst Andrej Kolesnikow.

Stalin-Offensive

Im vergangenen halben Jahr wurden gleich neun Stalin-Denkmäler quer durch Russland enthüllt, äußerst begrüßt von Wladimir Medinski, dem Kremlberater für Geschichte. Medinski führt in Istanbul die Verhandlungen mit der Ukraine und ist dabei lediglich der Überbringer russischer Maximalforderungen. „Stalin ist populär, weil er die natürliche Sehnsucht eines Menschen widerspiegelt, in einem großen Land zu leben“, sagte er einst in einem Interview. Stalin dürfe man „nicht verdammen“, meint Medinski. Längst rehabilitiert Russland den Massenmörder Stalin als effektiven Manager, starken Führer und großen Sieger.

Den Wolgograder Flughafen ließ Wladimir Putin jüngst in „Stalingrad“ umbenennen. Nun auch ein Stalin an der Haltestelle „Taganskaja“ in Moskau. Jahrelang war am Übergang der Ringlinie zur lila Metrolinie nur eine helle Wand. Jetzt laufen hier täglich Tausende Pendler am hellen Relief vorbei, mit Stalin in der Mitte. Auf dem Roten Platz ist der einstige Generalissimus da abgebildet, von einer jubelnden Menschenmenge, Männern, Frauen, Kindern, mit Blumen und ohne, umringt. „Dankbarkeit des Volkes gegenüber dem Führer und Kriegsherrn“, hatte das Relief geheißen, als es 1950, in Gips gegossen, aufgemacht wurde. Damals, kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, waren zehn von zwölf Haltestellen der Metro-Ringlinie mit Stalin versehen, auf Reliefs, auf Mosaiken, in Liedzeilen. 1955 wurde die Plastik in Majolika hergestellt, elf Jahre später erfolgte schließlich die Demontage. Es war die Zeit, als sich die Sowjetunion vom Personenkult Stalins befreien wollte.

System währt fort

Die Mechanismen des Stalinismus aber haben überlebt und werden im heutigen Russland gefördert. Väter denunzieren ihre Söhne, Nachbarn melden andere Nachbarn an die Behörden, Arbeitskollegen schwärzen eigene Büromitarbeiter an. Schülern wird eingebläut, genauer hinzusehen und „Fremdes“ sofort zu melden. Die Angst war nie weg in der russischen Gesellschaft.

An der „Taganskaja“ hat irgendjemand zwei rote Nelken zu Stalins Füßen gelegt, vier Wachmänner lehnen an der Wand. Eine Frau in gelber Jacke geht näher zum in Kunststein gegossenen Verbrecher, bleibt länger vor ihm stehen. Ein Mann in grünen Schuhen macht schnell ein Bild und geht weiter seiner Wege. In russischen Telegram-Kanälen finden sich Videos, wie Menschen sich vor dem Relief bekreuzigen und niederknien. Die, die Fotorahmen mit kritischen Sätzen neben Stalin aufstellen, nimmt die Polizei sogleich fest. Sie hätten unerlaubterweise demonstriert, heißt es. Kritik an Stalin ist Kritik am Sieg. Und den Sieg zu kritisieren, ist nicht vorgesehen im Land.

Manchen geht es dabei nur um reine Kunst. So nannte Jelisaweta Lichatschowa, die vor Kurzem geschasste Leiterin des Moskauer Puschkin-Museums, das Relief „ein Stümperwerk“, der exilierte Politikbeobachter Alexander Baunow warf ihr sogleich vor, die Verbrechen des einstigen Diktators mit solchen Aussagen zu normalisieren. Die immer noch bestehende, letztlich einzige liberale Partei „Jabloko“ sammelt derweil Unterschriften für den Wiederabbau Stalins an der „Taganskaja“. Das Interesse dafür ist gering. Der Geist Stalins ist längst aufgegangen im System Putin.

fraulein smilla
23. Mai 2025 - 12.21

Der Vater der Voelker war eben gerecht . Er hat alle schlecht behandelt und alle hatten Angst vor ihm . Selbst Weggefaehrten , Bolschewiken der ersten Stunde mussten am Ende ueber die Klinge springen . Kyrill II sollte ihn eigentlich heilig sprechen , immerhin verbrachte er 5 Jahre im Priesterseminar von Tiflis .

fraulein smilla
23. Mai 2025 - 8.39

LeCze Witz komm raus du bist umzingelt .

Luxmann
23. Mai 2025 - 7.48

Und in Kiew und vielen anderen ukrainischen staedten werden grosse strassen nach Stepan.Bandera benannt.

LeCze
23. Mai 2025 - 7.14

Während dessen übernimmt Friedrich Merz nach dem Scheitern von Donald das Steuer und schickt seine Panzer nach Litauen. Deutsche Panzer sollen Kaliningrad einnehmen und in die Nato integrieren. Putin darf als Gegenleistung die Krim und den Osten der Ukraine behalten!😜😱👻🕊️🙏