Am vergangenen Sonntagabend strömt ein Geruch von Luxus über den neuen P+R Héienhaff am Findel, aber auch ein bisschen der von Dystopie. Die Schranken glänzen in der Sonne, der Asphalt ist eben und neu, die Markierungen für die Parkbuchten strahlen noch in makellosem Weiß. Der noch fehlende Randbewuchs verleiht der 16.000 Quadratmeter großen, ebenen Fläche irgendwie die Atmosphäre eines verlassenen Raumhafens auf einem Wüstenplaneten. Das liegt auch daran, dass sie leer ist.
Dabei ist der Héienhaff ein potenzieller Segen für die sanfte Mobilität in Luxemburg-Stadt. Kirchberg-Pendler, Wochenend-Ausflügler, Speckgürtel-Bewohner mit Arztterminen, Shoppingtouristen können hier denkbar bequem anlegen. Der Parkplatz liegt anderthalb Kilometer vom Zusammenfluss von A1 und A7 entfernt, direkt an der Ausfahrt zum Flughafen. Die Tram hält alle acht Minuten direkt neben dem Gelände und ist – zur Erinnerung – wie der gesamte öffentliche Nahverkehr in Luxemburg kostenlos. Zur ersten Station am Kirchberg rattert die Bahn in gerade einmal sechs Minuten, zum Hamilius mitten in der Stadt in 24. Und mit der CFL-P+R-App entfallen auch die Parkgebühren. Verlässt man das Gebiet um den Parkplatz, ist das Parken für 24 Stunden umsonst.
Kostenfaktor Parken
Eigentlich ein verlockendes Angebot, gerade für die Tausenden Kirchberg-Pendler. Ein Dauerplatz im Parkhaus bei der Luxexpo kostet 250 Euro im Monat. Im Parkhaus Erasme bei der Coque zahlt man immer noch 124 Euro pro Monat – wenn man sich für ein Jahr verpflichtet. Noch teurer wird’s in der Altstadt. Ein Dauerparkplatz im Parking Knuedler? 3.560 Euro im Jahr, also gut 300 Euro pro Monat. Die Tagestarife sind noch höher: Acht Stunden im Parking Erasme schlagen mit 13,20 Euro zu Buche, gleiches gilt für die Tiefgarage unter der Place de l’Europe am südlichen Ende des Kirchbergs. Ein Arbeitstag im Parking Knuedler kostet 20,40 Euro.
Stellt sich die Frage, warum auf dem Héienhaff derzeit nicht nur wörtlich Luft nach oben ist. Denn die mühselige Suche nach der Lücke muss man aktuell wahrlich nicht fürchten. Glaubt man der Anzeigetafel vor der gigantischen Freifläche, dann ist dort Platz für 484 Autos – auf einer einzigen, flachen Ebene. Auch Elektro-Ladestationen sollen auf den aktuellen P+R noch kommen. Daran wird im Transportministerium gerade gearbeitet. Am Montagmittag parken dennoch nur 177 Autos dort, zumindest laut CFL-App. Am Sonntag um 18 Uhr gerade einmal sechs. Zum Vergleich: Das Pendler-Parkhaus im meilenweit entfernten Belval, mit theoretisch 1.400 Plätzen, platzt inzwischen regelmäßig aus allen Nähten.
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– Editorial: Wie ein neuer P+R unsere Mobilität verändern könnte
Der Gedanke, am „Héienhaff“, dem Stück Land zwischen Autobahn und Flughafen, ein P+R entstehen zu lassen, tauchte spätestens im Jahr 2007 in den offiziellen Dokumenten der Luxemburger Regierung auf. Damals war die Idee noch, zwischen der Luxexpo und dem Hauptbahnhof eine ausgewachsene Bahnstrecke mit Zwischenhalt am Luxairport zu bauen. Der Plan für die Bahnstrecke wurde aufgegeben. Stattdessen sollte die Tram Findel, Kirchberg und Innenstadt miteinander verbinden.
Bis jetzt unerfüllte Vision
Es war François Bausch, der den „Héienhaff“ als Superparkplatz ins Spiel brachte. 4.000 Parkplätze auf mehreren Ebenen. Er sollte den Verkehr von Nordstrooss und der A1 aus dem Osten des Landes abfangen und auf die Tram leiten. Zudem hätte der Parkplatz auch Unterstellmöglichkeiten für die Pendler geboten, die im Entwicklungsgebiet rund um den Findel arbeiten. Ende 2013 sagte Bausch das, als frisch gebackener Verkehrsminister, in einem Interview mit RTL. Später gab es sogar Grafiken, wie das Ganze aussehen sollte.
Besser kein Kiss and Fly
Wer sich am Airport etwas langatmiger „au revoir“ sagen will, sollte sich etwas anderes überlegen – denn der Flughafen selbst befindet sich nicht in der Gratis-Zone des P+R Héienhaff. Und innerhalb des 1,5-Kilometer-Radius (und des Flughafens) bestraft der „Héienhaff“ Parker mit zünftigen Gebühren. Startpreis: drei Euro – pro Viertelstunde.
Gut zwölf Jahre später haben sich einige Visionen des Grünenpolitikers in Realität gewandelt. Ein 4.000-Auto-Parkplatz auf dem Héienhaff gehört nicht dazu. Zumindest noch nicht. Am 16. April wurde der jetzige P+R am Héienhaff eingeweiht, am 28. April öffneten sich die Schranken für die Pendlerautos. Mit 480 Parkplätzen. „In der Presse gab es, glaube ich, etwas Verwirrung, was wann kommen soll“, sagt ein Mitarbeiter des Transportministeriums gegenüber dem Tageblatt. Die Zahl der „4.000 Parkplätze“ habe zirkuliert, auch der Mobilitätsplan der Stadt Luxemburg habe das aufgegriffen. Aber: „Die Studien zu den zukünftigen Ausbaustufen des Park and Ride befinden sich noch in der Planungsphase.“
Und in diese Studien wird auch einfließen, wie der Parkplatz genutzt wird, sagt der Mann aus dem Transportministerium. „Stellen Sie sich vor, wir hätten 4.000 Parkplätze und es wären nur 100 belegt.“
Parkparadies Luxemburg
Man kann über Luxemburg-Stadt einiges sagen – aber nicht, dass es keinen Platz für Autos gibt. Alleine in den 29 öffentlichen Parkhäusern, Tiefgaragen und Parkflächen in und um die Stadt gibt es ganze 19.000 Parkplätze. Parkbuchten am Straßenrand und private Flächen und Tiefgaragen sind da noch nicht mitgerechnet. Das größte öffentliche Parkhaus ist die Garage im Shopping-Center Kirchberg – mit 2.700 Stellplätzen. Das Parkhaus Bouillon in Hollerich liegt mit 2.442 Plätzen auf Platz zwei.
Der P+R Bouillon ist auch das der Innenstadt nächstgelegene Parkhaus, in dem man in den ersten 24 Stunden kostenfrei unterkommen kann. Allerdings hat es (noch) keinen Tram-Anschluss. Bis 2028 soll durch Hollerich aber eine neue Tram-Trasse gebaut werden. Diese soll aber erst später bis zum Parkhaus weitergeführt werden – und möglicherweise sogar noch weiter, bis zu einem noch zu bauenden P+R auf der grünen Wiese vor der Stadt.
Dabei gibt es schon einige Parkhäuser und -flächen, die schon jetzt direkt an die Straßenbahn angebunden sind. Neben dem neuen „Héienhaff“ vor allem das Parkhaus beim neuen Nationalstadion (1.491 Parkplätze) und die beiden P+R „Luxembourg Sud“ mit insgesamt 1.547 Parkplätzen. Allerdings liegen diese nicht direkt neben einer Tram-Station. Bis zum Halt „Howald Gare“ sind es ein paar Hundert Meter Fußmarsch – derzeit an Baumaschinen vorbei, denn der Bahnhof Howald wird derzeit zur „multimodalen Umsteigeplattform“ umgebaut, die Bahn, Tram und Busse miteinander verknüpfen soll.
De Maart









Was lange wärt...
Hat die Politik endlich kapiert?
Mir ist bis heute nicht klar warum z.B. an der "Nordstrooss", Auf- bzw. Abfahrt Waldhof / Echternacherstraße ein P+R nie auch nur in Erwägung gezogen wurde. Oder direkt an den Grenzen und anstatt einem Ausbau der Autobahn auf 3 Spuren, stattdessen diesen Platz für die Tram nutzen. Solche Beispiele gibt es viele.
Wie bekommt man den Verkehr größtenteils aus den Städten raus? Siehe Amsterdam: sehr, sehr hohe Parkgebühren in der Innenstadt und Umweltzonen, wo nur Fahrzeuge mit geringem Schadstoffausstoß erlaubt sind, sowie viele Straßen ausschließlich für Lieferungen, Fußgänger und Fahrräder.
@Philippe
Übrigens fährt die Tram nicht bloß zum Kirchberg (wo es nicht nur Business sondern auch z.B. eine Universität gibt). Man kann auch ins Zentrum, zum Bahnhof usw. fahren, kostenlos für jedermann und - frau, nicht nur für das "Business-Volk"!!!
Bausch hätte besser gehabt die Pläne seiner Vorregierung zu realisieren. Und den fertigen CFL-Bahnhof unterhalb des Findels via Cents ans Schienennetz zur Lux-Gare anzuschliessen. Aber der Stolz, dass dieses Projekt nicht auf seinem eigenen Mist gewachsen ist, weckte seinen ungesunden Ehrgeiz um ein ultrateures Projekt eines Trams, welcher auf Umwegen über Hamilius, Limpertsberg und Kirchberg zum Findel fährt, durchzuboxen. Für Reisende, Logistiker und Geschäftsleute eine sehr fragwürdige und zweifelhafte Lösung. Aber der gemeine Steuerzahler wird‘s schon richten… wie so viele unnötige Objekte im Ländchen.
@Philippe
OMG, welch Neid am falschen Platz
Parking gratis fir Business Vollek vum Kirchbierg allt nees bezillt den Sozial Schwaachen so funktioneiert Emverdeelung vun ënnen no uewen.