Man kann den Luxemburgern nicht vorwerfen, sie hätten nichts mitbekommen. Der Klimawandel? Wichtig. Dringend. Von Menschen gemacht. In einer neuen, breit angelegten Umfrage des „Observatoire de la politique climatique“ (OPC), welche die Wissenschaftler zusammen mit dem Liser durchgeführt haben, sagen 88 Prozent der befragten Erwachsenen im Land, dass Umweltfragen für sie persönlich „wichtig“ oder „sehr wichtig“ seien. 83 Prozent finden, es müsse jetzt gehandelt werden. Jetzt. Nicht später.
Trotzdem: Wer sich durch die mehr als 70 Seiten der OPC-Studie blättert, wird das Gefühl nicht los, einer Art kollektiver Selbsttäuschung beizuwohnen. Einer Bevölkerung, die das Problem sieht, die auch bereit ist, „etwas zu tun“ – aber möglichst ohne Kosten, Mühen oder fundamentale Veränderungen. Es ist das Paradoxon der spätkapitalistischen Wohlstandsgesellschaft: Die Krise ist erkannt, der Ernst der Lage begriffen, doch der Handlungskorridor bleibt so schmal wie ein Radstreifen in der Luxemburger Innenstadt. Wobei: selbst der fehlt oft noch.
Klimaschutz ja, aber bitte nicht zu teuer
Laut OPC nehmen über 70 Prozent der Befragten für sich in Anspruch, bereits klimafreundlich zu handeln oder es in naher Zukunft zu tun. Gleichzeitig finden 60 Prozent, dass klimapolitische Maßnahmen sie persönlich nichts kosten sollten.
Die beliebtesten Maßnahmen? Recycling und regional einkaufen. Handlungen mit symbolischem Gewicht, die ein gutes Gefühl geben – nur leider wenig CO2 sparen. Wirklich wirksame Hebel wie Wärmepumpen, der Umstieg auf eine vegetarische Ernährung oder E-Autos (in Luxemburg mit seinem vergleichsweise grünen Strommix tatsächlich sinnvoll) fristen ein Nischendasein im kollektiven Bewusstsein. Die Luxemburger glauben, sie könnten das brennende Haus löschen – mit einem Glas Wasser in der Hand.
Dabei mangelt es nicht nur am Willen, sondern auch am Wissen. Zwar kennen die meisten Befragten die Grundlagen – „Treibhausgase“ und „Klimawandel“ –, doch wenn es konkret wird, wird’s dünn. Begriffe wie „Just Transition“ oder „Emissionshandel“? Für fast die Hälfte der Befragten könnten das auch chinesische Provinzen sein.
Besonders dramatisch ist das Bild bei den unter 21-Jährigen. Zwar haben sie das Thema Klimawandel laut eigener Aussage schon mal „in der Schule gehört“, aber vorbereitet auf die Zukunft fühlen sie sich deshalb nicht. Und auch nicht besonders aufgeklärt. Die häufigste Informationsquelle? Social Media. Lehrerinnen und Lehrer spielen eine wichtige Rolle, haben aber offenbar nicht das nötige Werkzeug, um wirklich Wirkung zu erzielen. Es fehlt an Ressourcen, an Zeit und vielleicht auch an einem klaren politischen Auftrag.

Verkehrswende auf dem Papier
Auch im Verkehr spiegelt sich die Schieflage zwischen Einsicht und Umsetzung. Zwei Drittel der Bevölkerung fahren regelmäßig mit dem Auto, viele aus Überzeugung, einige aus Notwendigkeit. Nur 12 Prozent der Autobesitzer haben ein E-Auto, trotz staatlicher Prämien. Die Hürden sind bekannt: Angst vor zu kurzer Reichweite, zu wenig Ladeinfrastruktur, zu hohe Anschaffungskosten.
Luxemburg fährt also weiter auf der Überholspur – mit Verbrennungsmotor. Dabei ist gerade der Verkehrssektor einer der zentralen Stellschrauben für die Klimaziele des Landes. Wer hier umsteuern will, muss Infrastruktur schaffen. Vielleicht ist der Ausbau des öffentlichen Transports auch etwas wichtiger als die nächste Autobahnspur.
Die OPC-Studie zeigt: Luxemburg hat das Potenzial, Vorreiter zu sein. Die Menschen wissen um die Krise. Aber zwischen Haltung und Handlung klafft eine Lücke, durch die das 1,5-Grad-Ziel bequem hindurchspazieren könnte, Arm in Arm mit dem 4-Grad-Horrorszenario.
Die Klimakommunikation des Landes steht damit vor einer doppelten Herausforderung: Sie muss nicht nur aufklären, sondern auch entzaubern. Die Illusion, mit ein bisschen Kompostieren und LED-Lampen könne man das Ruder noch rumreißen, hält sich hartnäckig – vielleicht, weil sie so beruhigend ist.
De Maart

Sehr interessanter Beitrag/Erklärung über den Einsatz einer CO2-Steuer: https://www.zdf.de/play/shows/mai-think-x-die-show-102/maithink-x-klimapolitik-100
Dieser müsste Pflicht für sämtliche Politiker, in den Schulen... sein.
Kein Mensch wird Sinn und Zweck einer CO2-Steuer einsehen und vor allem etwas für das Klima tun, wenn diese Steuer letztendlich für alles gebraucht (oder besser missbraucht) wird, bloß nicht fürs Klima. Egal wo eine solche Steuer eingeführt wurde, verringert diese in keinster Weise den CO2-Ausstoss, vor allem nicht bei den Hauptverursachern! Oben genannter zeigt auf wie eine solche Steuer sinnvoll eingesetzt werden kann und ihren Namen auch verdient, denn bis dato ist es überall bloß eine simple allgemeine Steuererhöhung.
Warum soll ich E Auto fahren während an anderen Stellen Panzer rollen und Bomben fallen?...🧐🤔😡