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US-Konzern Guardian Glass100 Millionen Euro teurer Ofen sichert Zukunft des Standorts Bascharage

US-Konzern Guardian Glass / 100 Millionen Euro teurer Ofen sichert Zukunft des Standorts Bascharage
Mit diesem Ofen hat die Herstellung von Flachglas in Luxemburg wieder eine Perspektive  Foto: Editpress/Alain Rischard

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Der US-Konzern Guardian Glass hat Millionen in modernste Technologie am Standort Bascharage investiert. Mit vielen Ehrengästen wurde am Donnerstag der neue Ofen eingeweiht. Die Anlage soll die Zukunft der Produktion in Luxemburg für die nächsten 15 bis 20 Jahre sichern.

Vor fünf Jahren kam es wie ein Schock: Mitte 2020 teilte der US-Konzern Guardian, der damals noch an zwei Standorten in Luxemburg Glas produzierte, mit, in Düdelingen den Ofen auszuschalten. Gleichzeitig war bekannt, dass der Ofen des zweiten Luxemburger Werks der Gruppe, in Bascharage, kurz vor dem Ende seiner Lebensdauer stand. Wegen einer rückläufigen Nachfrage nach Glas im zentral-europäischen Markt wusste Guardian jedoch nicht, ob es die hohen Investitionen in einen neuen Ofen stemmen sollte oder nicht. Die Zukunft der Glasindustrie in Luxemburg stand auf der Kippe.

Fast auf den Tag genau vier Jahre ist es her, dass Guardian Glass 2021 zusammen mit dem damaligen Wirtschaftsminister Franz Fayot Entwarnung gab: Mittels einer millionenschweren Investition soll der Ofen in Bascharage, mit staatlicher Unterstützung, modernisiert werden. Die Zukunft der industriellen Glasproduktion in Luxemburg sei dann wieder für die nächsten 15 bis 20 Jahre gesichert, so die Botschaft.

Am Donnerstag war es nun so weit: Der neue, hochmoderne Schmelzofen im Werk in Bascharage, „Floatglaswanne“ genannt, wurde offiziell eingeweiht. Mit dabei bei der Zeremonie waren Erbgroßherzog Guillaume, Premierminister Luc Frieden, Wirtschaftsminister Lex Delles, mehrere Botschafter und Bürgermeister Michel Wolter. Die Präsenz der politischen Spitze unterstreicht die Bedeutung des Projekts für das Großherzogtum. Die Unternehmensseite war mit Ron Vaupel (Präsident von Guardian Industries), Guus Boekhoudt (Executive Vice President von Guardian Glass), Jean Ries (Government and Public Affairs bei Koch und Guardian Industries), sowie Jose Miguel Villacorta (Direktor des Werks) gut vertreten.

Ein Luxemburger Traditionsbetrieb

Für Luxemburg handelt es sich um einen Vorzeigebetrieb: Weltweit kommt das in Bascharage hergestellte Glas in den Einsatz, so etwa beim höchsten Gebäude der Welt, dem Burj Khalifa in Dubai, beim Hearst Tower in New York, beim World Trade Center in Utrecht, dem La Seine Musicale in Paris oder bei den Zwillingstürmen des Gerichtshofs der Europäischen Union auf Kirchberg.

Guardian zählt zu den großen bekannten US-Industriebetrieben, die vor Jahrzehnten eigene Produktionsstätten in Luxemburg aufgebaut haben. Die Gruppe ist seit 1981 hierzulande unter dem Namen LuxGuard vertreten. Das Werk in Bascharage war die erste Etappe ihrer weltweiten Expansion. Der Erfolg folgte schnell: Innerhalb eines Jahres exportierte das Werk hochwertiges Floatglas (Red.: flaches Glas) in zehn Länder. Heute beschäftigt die Guardian-Gruppe über 7.600 Mitarbeiter und hat Niederlassungen in Nordamerika, Europa, Südamerika, dem Nahen Osten und im asiatisch-pazifischen Raum.

Vor 15 Jahren zählte die Gruppe dabei hierzulande noch drei Produktionswerke, in Bascharage, Düdelingen und Grevenmacher, und mehr als 700 Angestellte. Doch die Jahre verliefen nicht ruhig. Es gab viel Auf und Ab: 2012 stand das Werk in Düdelingen bereits einmal auf der Kippe. Nach langen Verhandlungen wurden Stellen abgebaut und Gehälter gekürzt – und im Gegenzug wurden Investitionen getätigt. 2014 hat der US-Konzern sein Werk für Autoglas in Grevenmacher dann an die japanische Carlex verkauft, die es mittlerweile an Webasto weiterverkauft hat. 2018 machten wieder Gerüchte einer Schließung der beiden übriggebliebenen Werke die Runde. Doch alles blieb ruhig. Bis eben im Juni 2020.

Ende einer Phase der Unsicherheit

Die Gruppe ist in den letzten Jahren am Standort Luxemburg jedoch nicht nur geschrumpft. Im Jahr 2016 hat der US-Glashersteller seine neue Europazentrale in Bartringen eingeweiht. Der neue Schmelzofen ist nun ebenfalls wieder eine Investition in die Zukunftsfähigkeit des Standorts. Die Produktionskapazität des neuen Ofens liegt bei etwa 600 Tonnen Glas täglich, etwa die gleiche Kapazität wie die des bisherigen Ofens in Bartringen. Rund 230 Mitarbeiter arbeiten am Standort.

In den nächsten 20 Jahren soll der Ofen kontinuierlich laufen, Tag und Nacht – selbst zu Weihnachten. Um die Mischung aus Quarzsand, Soda, Kalkstein, Dolomit und Scherben zu geschmolzenem Glas zu verarbeiten, braucht es Temperaturen von 1.600 Grad, was erklärt, warum man ihn nicht einfach am Wochenende kurz mal ausschalten kann. Da eine derartige Anlage viel Energie verbraucht, ist man stolz darauf, dass es sich um den modernsten und effizientesten Ofen handelt, den die Gruppe weltweit im Einsatz hat. Er verbraucht rund 25 Prozent weniger Energie und stößt 20 Prozent weniger CO2 aus als sein Vorgänger. Insgesamt 100 Millionen Euro wurden in die Anlage gesteckt.

Die Lage auf dem Markt bleibt derweil europaweit schwierig, so eine Unternehmenssprecherin auf Nachfrage. Neben einem hohen Preis für Energie stockt auch der Baumarkt, was einen direkten Einfluss auf die Nachfrage nach Glas hat. Trotz europaweit hoher Investitionen von etwa einer Milliarde Euro hat die Gruppe auf dem Kontinent letztes Jahr zwei Öfen stilllegen müssen. „Die Lage bleibt schwierig, aber es gibt auch wieder Hoffnung“, unterstreicht sie: Die Zinsen für Kredite sind gefallen und die Zahl der Baugenehmigungen legt wieder zu.

Mit der neuen Investition ist aber im Prinzip nun sichergestellt, dass Luxemburg auch in den kommenden 15 bis 20 Jahren ein Standort der Herstellung von Floatglas bleiben wird.

Die Muttergesellschaft des Werks, Guardian Industries, zählt zum Mischkonzern Koch Industries. Dieser ist in einer ganzen Reihe von industriellen Sektoren tätig. Die Gruppe hält Beteiligungen an Firmen in Sektoren wie Öl, Immobilien, Finanzen, Chemie und Papierindustrie. Es ist der zweitgrößte US-Konzern, der sich in Privatbesitz befindet. Koch Industries ist an keiner Börse notiert.

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Grober J-P.
16. Mai 2025 - 11.18

Und Michel war wieder nicht bei der Sache oder war er skeptisch?
Warum wurde eigentlich "Potaschbierg" verkauft? Zu hoch spezialisiert oder nicht lukrativ genug für Guardian?

nomi
15. Mai 2025 - 23.30

Dann gett zu Diddeleng no Giebel an Galvalange och geschwenn d'Luxguard zo'u gemeet !!

Dann bleift do nach just de Lamesch, an Dreck ass emmer eweg ze machen !

Grober J-P.
15. Mai 2025 - 20.15

Endlich mal was Positives aus der Ecke, habe schon befürchtet die Ungarn würden alles einheimsen! War F. Abbes nicht eingeladen?
Eines gefällt mir gar nicht, die Kochs hinter dem Ganzen!