Donnerstag18. Dezember 2025

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EditorialChance auf Versöhnung: Was die Aufarbeitung der Pandemie bewirken könnte

Editorial / Chance auf Versöhnung: Was die Aufarbeitung der Pandemie bewirken könnte
Auf einer Basis abseits von Verschwörungstheorien wäre eine Aufarbeitung der Corona-Jahre und -Maßnahmen durchaus sinnvoll  Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Fünf Jahre nach Corona ist die Pandemie immer noch nicht aufgearbeitet. Am Mittwoch wurde vor der Petitionskommission der Abgeordnetenkammer ein Antrag auf Einsetzung eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses zur Aufarbeitung der Corona-Maßnahmen diskutiert. Die Argumentation der Petenten löste jedoch Fassungslosigkeit und Empörung unter den Abgeordneten aus. Nicht nur wurde die Existenz der Pandemie grundsätzlich infrage gestellt – es wurde auch behauptet, die Impfkampagne habe allein dem Zweck gedient, die Bevölkerung mithilfe von Mikrochips zu kontrollieren.

Solche Behauptungen entbehren jeglicher wissenschaftlicher Grundlage und bedienen sich klassischer Verschwörungserzählungen. Entsprechend deutlich fiel die Reaktion von Gesundheitsministerin Martine Deprez aus: Sie sei es gewohnt, auf Basis von Fakten zu debattieren – mit den Petenten sei daher kein inhaltlicher Austausch möglich gewesen. Die Petition wurde folgerichtig abgelehnt.

Dass derartige Thesen überhaupt vor einer Parlamentskommission vorgetragen werden, ist bezeichnend für die anhaltende Polarisierung. Die Verbreitung von Desinformation und Verschwörungstheorien trägt – neben einem offenbar fehlenden politischen Willen – dazu bei, dass eine umfassende Aufarbeitung der Pandemie in Luxemburg auch fünf Jahre nach den ersten Lockdowns ausbleibt.

Dabei wäre eine sachliche Analyse der getroffenen Maßnahmen dringend notwendig. Die Herausforderungen der Pandemie – von der Kommunikation der Regierung über das „Large Scale Testing“ bis hin zu den Nebenwirkungen der Impfstoffe – werfen nach wie vor Fragen auf. Viele Aspekte wurden bislang nur oberflächlich oder zu spät thematisiert. Dass auch heute noch immer das politische Interesse an einer fundierten Aufarbeitung fehlt, ist unverständlich – insbesondere vor dem Hintergrund, dass ähnliche Krisen in Zukunft nicht ausgeschlossen sind.

Luxemburg ist vergleichsweise gut durch die Pandemie gekommen. Dennoch wurden Fehler gemacht – auch das gehört zur Realität. Eine kritische Rückschau mit der nötigen zeitlichen Distanz könnte dazu beitragen, aus diesen Fehlern zu lernen und die Resilienz für künftige Krisen zu stärken.

Und nicht zuletzt: Eine ehrliche, offene Auseinandersetzung mit der Pandemiezeit könnte auch gesellschaftlich heilend wirken. Die Corona-Jahre haben tiefe Gräben hinterlassen, das Vertrauen in Institutionen und damit in die Demokratie sowie die Gesprächskultur schwer beschädigt. Die Bereitschaft, Andersdenkenden zuzuhören, ist vielerorts verloren gegangen. Eine sachliche Aufarbeitung wird die Verschwörungsgläubigen von Mittwoch zwar nicht umstimmen – sie könnte aber helfen, einen Teil der Gesellschaft wieder ins Gespräch zu bringen. Angesichts der aktuellen Weltlage wäre mehr Zusammenhalt und gegenseitiges Verständnis ein überaus wertvolles Gut.

Guy Mathey
24. April 2025 - 12.53

Den Forderungen des Autors möchte ich mich voll anschliessen.
Es geht keineswegs darum, "Schuldige" für eventuell begangene Fehler zu identifizieren, sondern vielmehr darum, prozedurale Schwächen offenzulegen und die daraus resultierenden Lehren für künftige Pandemien oder Notlagen zu ziehen. Gerade deshalb ist eine gründliche Aufarbeitung unerlässlich.

Timsch J.P.
24. April 2025 - 8.30

Gutt geschriwwen.