Es war wie ein Flashback ins Jahr 2022. Damals, bei der Europameisterschaft in München, trat bei den Junioren ein Quartett für die FLGym an. Es war ein komplett neues Bild für das luxemburgische Kunstturnen, bei dem zuvor eher einzelne Athleten, aber kein komplettes Team in Erscheinung traten. Seither ist jedoch viel passiert und die Wege der vier jungen Turner trafen sich bei Wettkämpfen immer mal wieder. Zuerst war es der Älteste im Bunde, Quentin Brandenburger, der in die Seniors-Kategorie aufstieg. Inzwischen hat der 21-Jährige bekanntlich nicht nur seinen Schulabschluss in der Tasche, sondern auch die Grundausbildung bei der Armee erfolgreich absolviert und möchte seinen Trainingsschwerpunkt in den kommenden Monaten nach Kanada verlegen. Ronan Foley und Joy Palermo ihrerseits befinden sich derzeit mitten im Abiturstress, während Mathis Kayser sich vor einem Jahr einen Kreuzbandriss zuzog und seither keinen Wettkampf mehr bestreiten konnte.
Am Donnerstag und Freitag, bei der dritten Auflage der Luxembourg Open in Belair, waren die vier FLGym-Turner jedoch wiedervereint. Vor allem für Mathis Kayser eine erfreuliche Nachricht, denn er bekam erst wenige Stunden vor dem Podiumstraining am Mittwoch grünes Licht vom Arzt. „Morgens ging das Telefon, um zwei Uhr hatte ich den Termin im Krankenhaus. Danach bin ich noch schnell in die Trainingshalle, habe meine Sachen geholt und dann ging es schon hierhin“, erzählt er mit einem Lachen. Damit ging eine lange Wartezeit für den 18-Jährigen zu Ende, der sich bei der letzten Auflage der Luxembourg Open 2024 am Sprung die schwere Verletzung zugezogen hatte. Seine positive Einstellung hat er jedoch nie verloren, wie er weiter erklärt: „Vier Tage nach meiner Verletzung war ich schon wieder in der Halle. Ich habe immer versucht, mich anzupassen, etwas zu finden, das ich machen konnte.“ Dabei betont er, wie dankbar er für die Unterstützung ist, die er in dieser Zeit von allen Seiten, ob Teamkollegen, Familie oder Physiotherapeuten, erhielt. „Trotz der Verletzung war 2024 mein bestes Jahr, einfach weil ich super Leute um mich herum und trotzdem Spaß hatte.“
Das Resultat war für Mathis Kayser, der an vier Geräten antrat und es ins Finale an den Ringen schaffte, dann auch Nebensache: „Für mich war es wichtig, dass ich den Sprung stehe. Dass ich die Freistellung so kurzfristig erhielt, hat glaube ich auch geholfen, nicht zu viel darüber nachzudenken und das Ganze einfacher zu überwinden.“ Für den 18-Jährigen wird es der letzte internationale Auftritt seiner Karriere bleiben, denn wie er nach dem Gerätefinale am Freitag verriet, hat er sich dazu entschieden, in den kommenden Monaten mit dem Hochleistungssport aufzuhören. Eine Entscheidung, die gerade auch durch die lange Zwangspause konkreter wurde.
Letzter Wettkampf

Damit bleiben aktuell drei Seniors-Turner übrig. Quentin Brandenburger, der aufgrund von Rückenproblemen in Belair auf Boden und Sprung verzichtete, sah bei seinem ersten Wettkampf nach der Grundausbildung viel Positives, auch wenn er die Goldmedaille an den Ringen am Freitag, nach einem Protest der Usbeken, knapp verpassen sollte. Sowieso steht beim 21-Jährigen derzeit die Vorbereitung auf die EM Ende Mai im Vordergrund. „Ich bin überzeugt, dass sich die harte Arbeit im Training auch lohnen wird. Für mich war es wichtig zu sehen, dass vieles, auch hier im Wettbewerb, geklappt hat und das, nachdem die Grundausbildung erst drei Monate her ist.“ Für den Sportsoldaten gilt es in den nächsten Wochen nun, weiter an der sauberen Ausführung der Übungen zu arbeiten. „Im Turnen lernt man erst die Elemente, baut dann die Übungen auf, stabilisiert diese und arbeitet dann an der Sauberkeit. Hier bin ich nun angekommen und habe bis zur EM noch etwas Zeit.“ Dabei betont Brandenburger auch, wie das Level bei den Luxembourg Open immer weiter zunimmt. „Am Donnerstag war es schon krass. Die Usbeken waren bei Olympia, einige Belgier auch und Thorpe (der einzige australische Athlet in Belair, Anm. d. Red.) hat dieses Niveau sowieso.“
Da Brandenburger zwei Geräte ausließ, schnappte sich dieses Jahr Teamkollege Ronan Foley den nationalen Mehrkampftitel. Trotz Examenstress hat der junge Turner gezeigt, welche Fortschritte er in den letzten Monaten gemacht hat, und dass er in den Seniors-Bereich hineingefunden hat. Dabei war er mit seinem Mehrkampf nicht unbedingt zufrieden, wie er lachend zugibt: „Es hat nicht das widergespiegelt, was ich im Training gezeigt habe. Doch ich hatte auch nicht die höchsten Erwartungen, denn zurzeit ist es nicht so einfach, Schule und Sport zu kombinieren. Das nimmt schon viel Zeit und Energie.“ Umso glücklicher war er dann, dass es bei den Finals, wo er Medaillen am Boden und Barren holte, umso besser klappte. „Vor allem am Reck war ich aber auch erleichtert, dass ich endlich ganz durch die Übung durchgekommen bin.“ Das zeigte auch die geballte Faust nach der Landung. Da er die EM auslassen muss, die genau in die Examensphase fällt, ist das nächste Ziel für Foley die WM im Herbst. Bis dahin hofft er, einen Platz an einer Uni und in einem Klub in England, am liebsten in Leeds, bekommen zu haben. Seine doppelte Staatsbürgerschaft – er besitzt auch noch den irischen Pass – könnte dies bedeutend erleichtern. Dort könnte er dann auch mit Turnern des englischen Olympiakaders trainieren. „Es wäre eine einzigartige Chance“, weiß auch der FLGym-Athlet.
Mordenti siegt im Mehrkampf

Einen ähnlichen Weg will auch Joy Palermo gehen, der froh war, mit Finalteilnahmen am Boden und Pauschenpferd den desolaten Christmas Gym Cup vom Dezember vergessen machen zu können. „Céleste (Mordenti) hat uns gezeigt, was möglich ist, wenn man ins Ausland geht.“ Auch er hat, trotz der „Première“, wodurch er in den letzten Monaten oft bis mitten in die Nacht lernen musste, große Fortschritte gemacht.
Céleste Mordenti derweil konnte sich mit 49,600 Punkten im Mehrkampf über ein gelungenes Saisondebüt freuen, was ihr auch den Open-Sieg einbrachte. Da wunderte es dann auch nicht, dass einen Tag später, als sie noch einmal vier Finals bestritt, die Beine schwer waren. Hier gab es noch Silber am Sprung. „Es war ein wirklich guter erster Wettbewerb. Ich habe mich gut gefühlt, habe einige neue Sachen miteinbauen können und fast 50 Punkte erhalten. Natürlich gibt es überall noch Sachen, an denen man arbeiten kann“, so das Fazit der 22-Jährigen. „Die Energie war bei den Finals etwas geringer. Am Boden habe ich gezweifelt, ob ich nicht doch eine einfachere Übung machen soll. Leider habe ich sechs Zehntel verloren, weil ich übergetreten bin, sonst wäre es wirklich eine sehr gute Übung gewesen. Doch ich bin froh, dass ich es durchgezogen habe.“ In den kommenden Wochen wird die Saison von Mordenti nun Fahrt aufnehmen, mit einem Weltcup in Varna Anfang Mai und anschließend der EM Ende Mai in Leipzig.
Einige Medaillen
Für die luxemburgischen Turner sprangen bei den Luxembourg Open einige Medaillen heraus. Einen ersten Platz gab es für Céleste Mordenti im Mehrkampf und eine Silbermedaille am Sprung. Bei den Herren holte Ronan Foley Bronze am Boden und Silber am Barren, während es für Quentin Brandenburger Silber an den Ringen gab.
Als Vierte verpasste Valentina Marochi unterdessen bei den Juniorinnen ganz knapp eine Medaille am Schwebebalken, während bei den Junioren Ben Mangen Bronze am Boden und Yan Kies Bronze am Sprung gewannen. Hier holten sich Hugo Gaspar (Réveil Bettemburg) und Ausra Monkunaite (Nordstad Turnveräin) übrigens die nationalen Mehrkampftitel.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können