Es ist ein regnerischer Donnerstag in der rue de la Liberté in Differdingen. Zwischen den Marktständen steht ein Getränkestand und ein Sänger hält ein Ständchen. Heute wird der Anfang der Wochenmarktsaison gefeiert. Dies kann etwas seltsam erscheinen, denn den Wochenmarkt kann man schließlich das ganze Jahr über besuchen. Auch vergangene Woche fand er in Differdingen statt. Doch laut Jeff Burg, Geschäftsführer von „Beim Burg“ und Präsident des „Lëtzebuerger Maarteverband“, ist die Saisoneröffnung der perfekte Moment, um „ein wenig Reklame zu machen, um zu zeigen, dass der Markt nach dem Winter noch da ist“.
Zum Auftakt halten Jeff Burg und der Festivitäten-Schöffe Thierry Wagner (LSAP) eine Rede. Der Wochenmarkt ist laut Wagner ein fundamentaler Teil des Differdinger Stadtlebens – und essenziell, um den Stadtkern zu beleben. „Die Stimmung, die heute herrscht, wünsche ich mir für jeden Donnerstag.“ Burg betont seinerseits: „Der Markt ist wichtig für die Gemeinde!“ Er repräsentiere ein soziales Treffen für die Einwohner, bei dem sie zusammenkommen und einander kennenlernen können.

Laut Burg funktioniert die Zusammenarbeit mit den Luxemburger Gemeinden reibungslos. Das sei entscheidend für das Bestehen der Wochenmärkte. Denn die Kommunen sind diejenigen, die die Märkte organisieren: Sie verwalten die Platzzuweisung, den Zugang zum Strom und entscheiden, wer auf dem Markt seinen Stand aufbauen darf. Dabei ist der Marktverband ein wichtiger Berater. In der oberen Spitze des Landes sei es schwieriger, Wochenmärkte zu organisieren. Im Ösling sind Diekirch und Ettelbrück die einzigen Gemeinden, die einen wöchentlichen Markt anbieten. „Die Dichte der Bevölkerung ist im Süden einfach viel höher, deshalb gibt es ein viel größeres Potenzial an Kundschaft.“

„Es lohnt sich, auf dem Markt einzukaufen“
Für den Marktverband ist es wichtig, dass die Grundnahrungsmittel, die man jeden Tag braucht, auf dem Markt zu finden sind. Jeff Burg ist sich jedoch bewusst, dass weniger Menschen ihren Wocheneinkauf auf dem Markt machen. Heute seien Kunden auf der Suche nach ganz bestimmten Produkten und einem guten Gespräch: „Viele Leute kommen mit der Einkaufsliste und mögen es, sich bei schönem Wetter zu unterhalten. Unsere Hauptkunden kommen regelmäßig.“ Für Kundinnen und Kunden sei es heutzutage ebenfalls wichtig, dass Lebensmittel lokal hergestellt werden. Spätestens seit der Corona-Pandemie würden die Menschen verstärkt darauf achten, woher das Essen stamme. Ein Glücksfall für die Luxemburger Wochenmärkte, da viele der angebotenen Produkte aus der Region kommen. Auch auf nationaler und europäischer Ebene werde die lokale Produktion und der Direktverkauf immer stärker unterstützt.

Corona und die darauffolgende Energiekrise sei keine einfache Zeit für die Luxemburger Standbetreiber gewesen, erzählt Jeff Burg weiter. Die Situation habe sich mittlerweile deutlich stabilisiert. Auch bei den Preisen beteuert er: „Wenn man sie mit einem großen Supermarkt vergleicht, sind die Preise fast dieselben.“ Die punktuell höheren Preise würden auch die Transportkosten und die Zeit für den Auf- und Abbau der Stände beinhalten. „Es lohnt sich, auf dem Markt einzukaufen, schon alleine wegen der Qualität der Produkte und der Stimmung, die dort herrscht!“, so Burg.
Nichtsdestotrotz ist es nicht für jeden Wochenmarkt einfach, sowohl Kundschaft als auch Stände zu garantieren. Vor allem Wochenmärkte, die am Nachmittag stattfinden, sind laut Burg weniger beliebt. So findet seit einem Jahr der Nachmittagsmarkt in Bonneweg nicht mehr statt. Das scheint Jeff Burg nicht zu sehr zu beunruhigen. Für ihn war der Standort Bonneweg nicht das richtige Viertel für einen Wochenmarkt. Es fehlten Kunden und Händler. In Luxemburg-Stadt gebe es aber zwei weitere Wochenmärkte, einen auf der place de Paris und einen weiteren auf der place Guillaume II.
Burg zeigt sich zuversichtlich, was die Zukunft der Wochenmärkte angeht: „Die gab es schon immer, auch schon zu Römerzeiten! Wieso sollte es nicht so weitergehen?“

De Maart
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