Mittwoch5. November 2025

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EditorialGastronomie in der Abwärtsspirale: Wer geht noch ins Restaurant oder Café?

Editorial / Gastronomie in der Abwärtsspirale: Wer geht noch ins Restaurant oder Café?
Immer mehr Horeca-Betriebe gehen pleite Foto: Kira Hofmann/dpa-Zentralbild/dpa

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Achtung – komplett neue Information: Um die Restaurant- und Cafébranche steht es nicht gut. Immer wieder hört man aus der Gastronomie Stimmen, die von einer wirtschaftlich prekären Lage berichten. Als Konsequenz sind die Betreiber gezwungen, die Preise anzuheben – was wiederum dazu führt, dass sich weniger Menschen in eine Gaststätte verirren. Der Horeca-Bereich befindet sich in einer Abwärtsspirale.

Die Probleme sind mannigfaltig. Zum einen steigen die Lebensmittel-, Energie- und Lohnkosten. Also sind die Restaurants und Cafés gezwungen, ihre Preise anzupassen, wie Leyla vom „Euro Kebab“ und Beyaz S. von der „Mia Terra“ gegenüber dem Tageblatt erzählen. Dies führt wiederum dazu, dass weniger Kunden sich in die Lokale Luxemburgs verirren.

Hinzu kommt: Es wird immer schwieriger, gutes Personal zu finden. Verständlich: In der Gastronomie zu arbeiten, kann ein nervenzerreißender Job sein. Wochenenden? Ade! Nach der Arbeit abschalten? Viel Glück! Es ruhiger angehen lassen? Eher unwahrscheinlich. Und das alles oft nur für einen Hungerlohn. Das Resultat: Die Gastlichkeit in den Gaststätten, die zu den Hauptargumenten für einen Restaurantbesuch zählt, nimmt ab.

Die Konsequenz dieser Probleme ist, dass immer mehr Horeca-Betriebe ihre Türen endgültig schließen. Die Zahl der Insolvenzen in diesem Sektor ist im ersten Trimester 2025 im Vergleich zum Vorjahr um 31 Prozent angestiegen, wie das nationale Statistikamt Statec am Mittwoch berichtete. Dennoch sei die Zahl der verlorenen Arbeitsplätze um 22 Prozent gesunken. Daraus könnte man schließen, dass es sich bei den Restaurants und Cafés, die ihre Türen schließen, hauptsächlich um kleinere Unternehmen mit wenig Angestellten handelt. 

Und es fühlt sich so an, als würden diese durch große, von Management-Firmen geführte Lokale ersetzt werden. Diese Unternehmensstruktur hat etliche Vorteile: Im Lokal Nummer 6 fehlt es an Bedienungspersonal? Ein Angestellter aus Nummer 9 kann aushelfen. Eine der Gaststätten muss vorübergehend rote Zahlen schreiben? Kein Problem, die anderen werden die Verluste kompensieren. Ein Event muss beworben werden? Das unternehmensinterne Marketing-Team kümmert sich darum. Das alles sind Strategien, die Kleinbetriebe nicht umsetzen können. 

Diese Entwicklung befeuert die Abwärtsspirale zusätzlich. Der Unterschied zwischen einem kleinen Restaurant, das aus der Leidenschaft entsteht, und einem, das seinen Ursprung in einer Marktanalyse findet, ist oft spürbar. Warum Stammkunde eines Restaurants werden, wenn das Personal alle paar Monate wechselt und damit auch die Qualität? Stammkunde wird man, wenn man den Besitzer beim Vornamen kennt, mit ihm witzeln kann und gelegentlich einen Espresso aufs Haus bekommt. Bei großen Restaurants, die von einer Firma gemanagt werden, ist das seltener der Fall.

Sinkende Qualität und steigende Preise führen zu weniger Kunden – was wiederum in noch geringerer Qualität und höheren Preisen resultiert. Und so beginnt die Spirale. Trotzdem gibt es noch Menschen, die ihre Arbeit mit Leidenschaft verfolgen. „Es ist jeden Tag derselbe Kampf, trotzdem mag ich meine Arbeit und den Austausch mit meinen Angestellten und den Kunden“, sagt Leyla vom „Euro Kebab“. Service ist die höchste Form der Gastfreundschaft. Als Restaurantbetreiber kann man anderen Menschen den Tag verschönern. Es wäre schade, wenn immer weniger Menschen in den Genuss dieser Freude kommen würden. Doch das scheint unausweichlich, wenn die Gastronomie nicht aus der Abwärtsspirale ausbricht.

JJ
19. April 2025 - 9.57

Hohe Preise und ein Gefühl der "Abfertigung" durch rüpelhaftes Personal haben ihre Spuren hinterlassen.
Dann noch schlechte Qualität und die Sache ist gegessen. Ein Koch bekommt nie eine zweite Chance bei einem Feinschmecker. Und das sind wir Luxemburger ja. Wenn ich mit deutschen Freunden darüber rede sagen die sofort: " Ihr seid ja verrückt da drüben.Für diese Preise gehen wir dreimal essen."