„Ich hatte eigentlich komplett damit abgeschlossen, dass Compound noch irgendwann einmal olympisch wird“, erklärt Gilles Seywert am Donnerstagmorgen. Umso überraschender war für den Routinier somit auch die Nachricht, die am Mittwochabend plötzlich die Runde machte. „It’s our time – # Compound 28“ ist auf den sozialen Medien seither nämlich weit verbreitet. Und tatsächlich: In Los Angeles wird die Disziplin, die bei vielen auch als nicht-olympischer Bogen bekannt ist, erstmals in der Geschichte der Sommerspiele auf dem Programm stehen. Um genauer zu sein, wird bei Olympia 2028 ein Mixed-Wettbewerb im Compound ausgetragen. „Dass wir in L.A. diese Chance erhalten würden, damit hatte ich eigentlich schon komplett abgeschlossen“, erklärt auch Mariya Klein-Shkolna. Luxemburgs derzeit beste Bogenschützin, immerhin Nummer 13 der Weltrangliste, hatte sich vor zwei Jahren schon einmal Hoffnungen gemacht, dass ihre Disziplin für die Sommerspiele in den USA, dem Mutterland des Compound, den Weg ins Programm finden würde. Doch nachdem Ende 2023 Lacrosse, Baseball/Softball, Cricket, Flag-Football und Squash als neue Sportarten bekannt gegeben wurden, begann bei der inzwischen 27-Jährigen die Hoffnung zu schwinden.
Kein Aprilscherz
Neue Hoffnungen auch für Schwimmer
28 neue Medaillen-Events hat das Internationale Olympische Komitee am Mittwoch für die Sommerspiele in Los Angeles angekündigt, was auch bei anderen luxemburgischen Sportlern neue Hoffnungen aufkommen lassen dürfte. Erstmals werden nämlich im Schwimmen alle Sprintdisziplinen auf dem Programm sein. Neben dem Compound werden auch noch bei einer Reihe weiterer Sportarten Mixed-Wettbewerbe aufgenommen, so etwa im Golf, Kunstturnen, Rudern, Tischtennis (Mixed-Team-Event) oder der Leichtathletik (4×100-Meter-Staffel). Auch das Damen- und Herrendoppel im Tischtennis feiern 2028 ihre Rückkehr ins olympische Programm. In Los Angeles werden damit insgesamt 351 Medaillen-Events ausgetragen, was 22 mehr als noch in Paris sind.
„Wir waren uns bewusst, dass der eine oder andere internationale Verband noch versucht hat, einen Platz für verschiedene Disziplinen zu bekommen“, so die Reaktion von Raymond Conzemius. Der Technische Direktor des COSL betont, dass man mit den verschiedenen Entscheidungen auf jeden Fall zufrieden sei. „Für einzelne Sportlerinnen, Sportler und Sportarten, wie eben das Compound, Tischtennis oder auch Schwimmen, ist das schon sehr positiv, hier kann sich der eine oder andere jetzt Hoffnungen auf eine Qualifikation machen.“ Dass der Teufel jedoch im Detail steckt, erwähnt er ebenfalls: „Man wird schauen müssen, welche Auswirkungen das auf den Rest hat. Wenn die Gesamtquotenzahl bei 10.500 bleibt, wird das woanders natürlich Kürzungen bedeuten.“
„Ich hatte einmal gehört, dass man vielleicht einen Indoor-Wettkampf im Compound zu den Winterspielen hinzufügen würde“, erklärt Seywert, der die Freiluftwettbewerbe bekanntlich deutlich lieber mag. „Umso geiler ist dann jetzt diese Nachricht.“ Vor allem, da Luxemburg mit Klein-Shkolna und Seywert derzeit ein Mixed-Team besitzt, das bereits gezeigt hat, dass es in der Weltspitze mitmischen kann. So gewann das Duo nicht zuletzt vor zwei Jahren bei der Weltmeisterschaft die Bronzemedaille. Im letzten Jahr war es bei der EM der vierte Platz. „Es könnte wirklich unsere große Chance sein“, erklärt dann auch der 41-Jährige, der sich bewusst ist, dass die anderen Nationen in den kommenden Jahren ihre Mixed-Mannschaften nun deutlich mehr fördern werden. „Hier in Luxemburg haben wir in dieser Disziplin im Vergleich zu den anderen Nationen dennoch einen großen Vorteil, denn wir können häufiger gemeinsam trainieren. Wenn ich mal spontan Zeit habe, kann ich Mariya einfach anrufen und wir können uns auch kurzfristig treffen.“ Dass sich das Duo super ergänzt, haben die beiden Compound-Spezialisten bereits häufiger gezeigt. Erfreulich ist auch, dass der Nachwuchs mit Lea Tonus und Kenza Pop bei den Damen ebenfalls schon in den Startlöchern steht. Denn was eine Olympiaqualifikation betrifft, ist ein Mixed-Team nicht an die zwei gleichen Personen gebunden.
„Diese Nachricht wird mir auf jeden Fall wieder neue Motivation geben“, erklärt derweil Mariya Klein-Shkolna, die im Sommer miterleben durfte, wie ihr Partner Pit Klein seinen Olympia-Traum in Paris bereits leben durfte. „Es war hart, dass immer so mit den Hoffnungen der Compound-Leute gespielt wurde. Wäre die Nachricht vor einer Woche rausgekommen, hätte ich wohl auch an einen Aprilscherz gedacht“, gibt die 27-Jährige lachend zu. „Jetzt kann ich aber wirklich sagen, dass für mich ein Traum in Erfüllung geht. Es wird auch unserer Disziplin sicherlich noch einen neuen Push geben.“ Ob es für Olympia nun im Compound-Mixed neue Regeln geben wird, bleibt abzuwarten, kann sich Klein-Shkolna jedoch gut vorstellen. Sie geht davon aus, dass zwölf Mannschaften in L.A. dabei sein werden und diese Quotenplätze auch nur bei Mixed-Wettkämpfen vergeben werden. Somit dürfte die anstehende Freiluft-Saison für die FLTA-Schützen, die mit dem European Grand Prix in knapp zwei Wochen in Antalya starten wird, auf jeden Fall schon jetzt um einiges aufregender werden.
Weiterer Quotenplatz für die World Games
Die guten Nachrichten scheinen Mariya Klein-Shkolna in dieser Aprilwoche nur so zuzufliegen. Denn neben der Chance, sich tatsächlich auch als Compound-Schützin für die Olympischen Spiele in Los Angeles qualifizieren zu können, wird die Bogenschützin auch im August (7.-17.) bei den World Games in Chengdu dabei sein. Laut Weltverband World Archery hat Luxemburg über die Weltrangliste nämlich einen der noch verbleibenden Quotenplätze bei den Damen erhalten. Eine Ankündigung, deren offizielle Bestätigung am Donnerstagmittag eintrudelte. Bisher war aus luxemburgischer Sicht lediglich Powerlifterin Ankie Timmers für die World Games qualifiziert.
De Maart
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