Freitag31. Oktober 2025

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Saisonstart am 29. März„Parc merveilleux“ – Wo Harmonie bei den Wölfen und Sicherheit im Labyrinth herrscht

Saisonstart am 29. März / „Parc merveilleux“ – Wo Harmonie bei den Wölfen und Sicherheit im Labyrinth herrscht
Einer der beiden Neulinge lief uns gerade vor die Kamera, der Park hofft auf Nachwuchs bei der vom Aussterben bedrohten Wolfsart Foto: Editpress/Alain Rischard

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Im „Parc merveilleux“ herrscht, obwohl offiziell noch in der Winterpause, reges Treiben. In ein paar Tagen öffnen die Türen des 25 Hektar großen Geländes mit den vielen Tieren und den Märchen. Was gibt es Neues, ist jedes Jahr die Frage, die alle interessiert.

An diesem Tag prägt geschäftiges Treiben die Atmosphäre im Park. LKWs liefern Material an und hinter der Hauptkasse liegen geschälte Baumstämme, die noch verbaut werden müssen. Ein Regen- und Sonnendach entsteht über den Drehkreuzen am Eingang in den Park. „Wenn großer Andrang war, wurden die Leute immer nass, wenn es geregnet hat“, sagt Ruth Herber (46), die im Park für Tourismus zuständig ist.

Das Dach am Eingang wird gebaut 
Das Dach am Eingang wird gebaut  Foto: Editpress/Alain Rischard

Die Sonne blendet – je nach Einstrahlung – die Displays beim Präsentieren der Tickets. Ein bisschen weiter nimmt ein Luxcontrol-Mitarbeiter das neue Labyrinth am Streichelzoo ab. Er prüft, wo und ob Verletzungsgefahr für die Kinder, die hier zukünftig herumtollen, besteht. Mittendrin kreuzen sich die Wege der neuen Saisonkräfte, die eingewiesen werden. Rund 40 verstärken jedes Jahr das bestehende Team.

Zwei neue iberische Wölfe

In diesem Jahr beleben zwei iberische Wölfe das Wolfsgehege. Nach dem Tod eines der arktischen Wölfe und dem Weggang des zweiten in einen anderen Park war es verwaist. „Die beiden verstehen sich gut“, sagt Tierarzt Guy Willems (60), der seit 2003 für die Gesundheit der Tiere im Park zuständig ist.

Die beiden Neulinge, deren Heimat Galizien oder Nordportugal ist, haben sich gut eingelebt. Bei ihren Vorgängern ging es lange nicht so harmonisch zu, weiß Willems. Da flogen öfter die Fetzen. Dieses Paar hingegen strahlt Harmonie aus. Wölfe wie diese stehen auf der Liste der bedrohten Arten. Veterinär Willems hofft auf Nachwuchs und nutzt die Gelegenheit, einer weit verbreiteten Angst vorzubeugen.

Das neue Labyrinth
Das neue Labyrinth Foto: Editpress/Alain Rischard

„Wölfe mögen keine Menschen“, sagt er. „Sie haben sogar Angst vor ihnen.“ Seine Arbeit im Park ist abwechslungsreich. Ein Flamingo mit gebrochenem Bein, ein Esel mit ausgerenkter Hüfte oder eine Schildkröte, die ihre Eier nicht ablegen kann, gehören zu seinem Alltag. Er arbeitet mit Exoten und braucht ab und an die Hilfe von Kollegen.

Tierarzt arbeitet mit Exoten

„Bei einer 50 Kilo schweren Schildkröte mit dickem Panzer braucht man ein starkes Röntgengerät“, sagt er. „Man kann sie ja nicht abtasten.“ Andere Tierarten haben ein aufregendes Sozialleben, wie die Primaten im Park. Die Bettenburger Gruppe der Totenkopfaffen ist eine reine „Boygroup“. Fremde Tiere akzeptieren sie nicht und verstoßen sie.

Tierarzt Guy Willems sorgt seit 2003 für die Gesundheit der Tiere
Tierarzt Guy Willems sorgt seit 2003 für die Gesundheit der Tiere Foto: Editpress/Alain Rischard

Die Berberaffen hingegen streiten gerne. „Bei denen gibt es oft Ärger“, bestätigt Willems. Es kommt dann zu Verletzungen. „Sie haben ganz schön lange Zähne“, sagt er. Die Tiere stammen aus Auffangstationen im Maghreb, kennen Menschen und schwingen sich gerne auf deren Ebene hoch. „Sie versuchen zu dominieren“, sagt Willems. Das gibt dann Stress mit denen, die sich um sie kümmern.

Dagegen wirken die letzte Woche geborenen kleinen Zicklein, die gerade ihre Umgebung erkunden, niedlich und friedlich. Kommt es bei all den Tierarten auch mal vor, dass er nicht weiterweiß? In diesen Fällen greift Willems auf das Netzwerk der europäischen Zoo-Tierärzte zurück. Bei 200 verschiedenen Arten und insgesamt 5.000 Tieren kann man nicht alles wissen.

Soziale Mission und eine PME

Der „Parc merveilleux“ hat sich, seit die „Association des parents d’enfants mentalement handicapés“ (APEMH) den Park betreibt, längst vom reinen Märchenpark zu einer Freizeitanlage mit Zoocharakter entwickelt. Mit zuletzt mehr als 290.000 Besuchern pro Jahr konkurriert der Touristenmagnet alljährlich mit dem Viandener Schloss um den Platz eins im Land. Mit 70.000 Besuchern ging es Ende der Neunziger los.

Ähnlich wie bei den „Baggerweieren“ in Remerschen halten Menschen mit Beeinträchtigungen das Gelände in Ordnung. Der Sinn des Parks ist ein soziales Anliegen. Rund 100 Menschen mit Beeinträchtigungen haben hier eine Arbeit oder eine Ausbildung gefunden. Instandhaltungsarbeiten, wie sie für eine der rund 20 Volieren begonnen haben, oder Neubauten wie das Holzdach an der Hauptkasse liegen in ihren Händen.

Das Erdmännchen sitzt zufällig mal still …
Das Erdmännchen sitzt zufällig mal still … Foto: Editpress/Alain Rischard

30 Ausbilder leiten sie dabei an und noch einmal rund 20 Menschen ohne Beeinträchtigung arbeiten in der Verwaltung. Sätze wie „wir sind nicht darauf aus, Gewinn zu machen“, klingen ungewöhnlich für die Liga, in der der Park mittlerweile mitspielt. Etwa 700.000 Euro durchschnittlich investiert der Betreiber jährlich in das Gelände. Davon fließen circa 50 Prozent als Förderung durch das Ministerium zurück, Sponsoren spenden.

Mit knapp 200 Mitarbeitern ist der „Parc merveilleux“ getrost in der Liga der größeren „Petite et moyenne entreprise“ angekommen. Es ist ein schönes und naturnahes Gelände, dessen Spazierwege und Spielplätze zusammen mit den zahlreichen Tiergehegen einen familiären Charakter pflegen. Es ist für jeden etwas dabei.