Geschichte geschwänzt? Daten und Details, nicht gerade deine Stärke? Kein Problem! Independent Little Lies eilt zur Rettung – und beweist ganz nebenbei, dass Historie alles andere als trocken sein muss. In seiner neuesten Produktion „Kleng Ligen iwwer Onofhängegkeet“ lädt das Theaterkollektiv zu einem humorvollen Streifzug durch die angeblich entscheidenden Epochen Luxemburgs ein.
Der Auftakt? Natürlich bei dem Mann, der als Gründer Luxemburgs gilt: Siegfried. Jeder habe schon mal von Graf Siegfried gehört, heißt es im Ankündigungsflyer – jenem Grafen, der mit dem Teufel einen Pakt schloss, um eine Burg zu errichten, in der er junge Damen beim Baden belästigen konnte. Oder von Johann von Böhmen, der nicht nur die Schueberfouer ins Leben rief, sondern auch so leidenschaftlich für Minderheiten eintrat, dass selbst Blinde in die Armee durften. Und dann wäre da noch der legendäre Klöppelkrieg – als junge Luxemburger kämpften, um ihr geliebtes „Aachtchen“ nicht auf Französisch bestellen zu müssen.
Was geschah tatsächlich?
Diese und viele andere Geschichten zur Geschichte werden erzählt – und dabei Fragen aufgeworfen: Was wissen wir wirklich über Luxemburgs Vergangenheit? Was geschah tatsächlich im legendären Jahr 963 – und ist das Datum überhaupt korrekt? Und in welcher Reihenfolge wechselte das Land die Besitzer: Habsburger, Franzosen, Spanier, Österreicher? Was wurde auf dem Wiener Kongress wirklich entschieden? Und wann genau wurde Luxemburg nun endgültig unabhängig?
Damit sich niemand durch staubige Wälzer kämpfen muss, lädt Independent Little Lies im Rahmen seines 30-jährigen Jubiläums zu einem kabarettistischen Abend ein. Auch wenn Sie glauben, sich bestens auszukennen – kommen Sie vorbei! Wer weiß, vielleicht lernen Sie ja doch noch etwas dazu. Denn an diesem Abend werden sie enthüllt, die kleinen Lügen über die große Unabhängigkeit.
Das Stück knüpft an das Projekt „Independent Little Luxemburg“ von 2015 an, erklärt Jacques Schiltz. Vor zehn Jahren standen Themen wie Nation Branding oder TTIP, das Handels- und Investitionsabkommen zwischen der EU und den USA, im Fokus. Auch diesmal wolle man als Theaterschaffende einen Blick auf Luxemburgs historische Narrative werfen – und damit zu einer Form zurückkehren, die sich im Kollektiv bewährt hat: das Kabarett.
Die beiden Akteure Frédérique Colling und Jacques Schiltz agieren dabei auf zwei Ebenen: mal als Erzähler mit distanziertem Blick, mal als Figuren, die in die jeweiligen Epochen eintauchen. Kurz gesagt: Es geht um eine unterhaltsame, überraschende Form, die hoffentlich auch ein Publikum erreicht, das sonst nicht ins Theater geht. Es soll zum Lachen bringen, neue Blickwinkel eröffnen – aber sicher nicht mit erhobenem Zeigefinger belehren.
Kreatives Chaos
Das Material für das Stück wurde gemeinsam mit Drehbuchautor Maurice Sinner sowie Dramaturgin und Regisseurin Claire Wagener entwickelt und inszeniert. Für die historische Einordnung der Sketche sorgt Historiker Antoine Lazzari vom Luxembourg City Museum. Bühne und Kostüme hat Michèle Tonteling entworfen, das Lichtdesign übernimmt Marc Thein und die Produktionsleitung liegt in den Händen von Jill Christophe.
Entstanden sei das Stück in einem kreativen Chaos – gemeinsam. Wie lange es dauern wird? Das hängt davon ab, ob die Schauspieler ihren Text können und wie viel das Publikum lachen muss. Irgendwo bei 90 Minuten dürfte es sich einpendeln.
Und noch ein Tipp für alle Fans des Kollektivs: Im November erscheint eine Dokumentation über Independent Little Lies.
Premiere von „Kleng Ligen iwwer Onofhängegkeet“ ist am Samstag um 20 Uhr im „Aalt Stadhaus“ in Differdingen. In den kommenden Monaten folgen weitere Aufführungen in Kulturhäusern im ganzen Land.
Infos und Termine: ill.lu
De Maart







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