Dienstag23. Dezember 2025

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Elektronische MusikDas LOA-Festival kehrt Luxemburg-Stadt den Rücken und kommt nach Esch

Elektronische Musik / Das LOA-Festival kehrt Luxemburg-Stadt den Rücken und kommt nach Esch
Tschüss Kirchberg! Ab diesem Jahr findet das Luxembourg Open Air vollständig in Esch statt. Foto: Vincent Lescaut/L’essentiel

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Ab in den Süden: Das diesjährige Season Closing des Luxembourg Open Air (LOA) findet nicht auf dem Kirchberg, sondern in Esch statt. Der Pflichttermin für Freunde von Techno, House und Trance ist das Wochenende vom 13. und 14. September.

Das Luxembourg Open Air (LOA) hat am Donnerstag eine kleine Bombe platzen lassen: Luxemburgs größtes Festival für elektronische Musik kehrt der Hauptstadt den Rücken und kommt vollständig nach Esch. Bislang fand das „Season Opening“ im Frühling auf dem Belval statt, die Schlussveranstaltung im September dagegen auf dem Kirchberg. Doch in diesem Jahr schweigen die Boxentürme im Bankenviertel: Neue Location für feierwütige Fans elektronischer Musik wird am 13. und 14. September die Industriebrache „Metzeschmelz“ zwischen Schifflingen und Esch.

Dass das auch über die Grenzen von Luxemburg hinaus beliebte Festival nun gar nicht mehr in der Hauptstadt stattfindet, scheint bei der Stadt Luxemburg nicht für große Aufregung zu sorgen. „Wir sind da nicht egoistisch“, scherzt Bürgermeisterin Lydie Polfer (DP) lachend auf Nachfrage und erklärt: „Esch hat die Rockhal und das ist wunderbar. Es muss ja nicht alles hier stattfinden, in der Hauptstadt finden ja bereits viele Veranstaltungen statt.“ Die Politikerin betont aber, dass das LOA „flott“ sei und die Gemeinde das Festival auch unterstützte.

Stadtflucht

Es ist nicht das erste Festival, das aus der Hauptstadt verschwindet: 2019 fand das letzte Food for your Senses auf dem Kirchberg statt, lange Zeit der Maßstab für die unabhängige Luxemburger Festivalszene. In diesem Jahr wird auch das Siren’s Call nicht mehr in der Unterstadt spielen, nachdem die Ausgabe von 2024 wegen eines Sturms herbe Verluste einfahren musste. Luxemburg-Stadt hat sich auch wegen Anwohnerbeschwerden als schwieriges Pflaster für Open-Air-Veranstaltungen erwiesen – die Veranstaltungen auf dem Kirchberg sorgten bereits im Sommer 2022 für reichlich Unmut in den angrenzenden Stadtvierteln.

Laut Veranstalter Sebastien Jacqué seien in der Stadt aber nicht etwa Anwohnerbeschwerden das Problem, sondern der Ausbau der Philharmonie. Der Konzertsaal an der place de l’Europe erhält nämlich bis 2026 einen neuen Anbau. Eine Rückkehr auf das Gelände auf Kirchberg nach Abschluss der Arbeiten schließt Bürgermeisterin Lydie Polfer aus, denn: „Nach der Vergrößerung der Philharmonie wird es diesen Platz ja nicht mehr geben.“ Die einzige, die anscheinend nicht weiß, dass ihretwegen das Festival weichen muss, ist die Philharmonie selbst: „Der Umzug des Festivals hat nichts mit unseren Bauarbeiten zu tun, das ist eine Entscheidung des LOA.“

Künftig könnte jedoch ein Standort neben dem neuen Fußballstadion für Konzerte genutzt werden. Die Organisation des Festivals habe sich laut Lydie Plofer auch nach dem Glacis als alternativen Veranstaltungsort erkundigt. Aber, so die Bürgermeisterin: „Damit waren wir nicht einverstanden. Dort finden bereits die Schobermesse und unsere Konzerte vom ‚City Sounds‘ statt. Mehr können wir den Menschen des Wohnviertels nicht zumuten.“

Elektr’esch Danzmusek

Während die Hauptstadt die Schotten dicht macht, etabliert Esch sich als alternativer Standort: Mit den Francofolies hat sich seit 2019 ein Ableger der internationalen Festivalreihe in der „Minettemetropole“ breitgemacht. Mit dem LOA schlägt nun eine weitere Großveranstaltung ihre Zelte ganz in Esch auf. Dank Kufa und Rockhal ist die zweitgrößte Stadt des Landes auch für Indoor-Veranstaltungen gut aufgestellt. Jetzt also auch Luxemburgs größtes Event für elektronische Tanzmusik.

Die Stadt Esch will das LOA für die kommenden drei Jahre mit 150.000 Euro pro Jahr unterstützen. Die Konvention betreffe allerdings hauptsächlich das Opening-Event im Mai, für den Herbst würde man auf private Sponsoren setzen. „Für das LOA im September fließt kein zusätzliches Geld an die Veranstalter“, bestätigt ein Sprecher der Stadt gegenüber dem Tageblatt. Die Finanzierung soll in den kommenden Sitzungen des Gemeinderats gestimmt werden.

Auf Nachfrage erklärt der Sprecher auch, dass das LOA auf der Metzeschmelz eine Art Testlauf für größere Events wird. „Die Metzeschmelz soll aber kein Standort für Großveranstaltungen werden.“ Maximal zwei größere Events pro Jahr könne man sich vorstellen. Die Stadt werde zusammen mit den Veranstaltern „schauen, um die betroffenen Quartiere beizeiten über alle Details zu informieren“. Hinsichtlich der örtlichen Lärmbelastung würden die gleichen Bestimmungen gelten, die für jede lokale Veranstaltung gelten.

Die Metzeschmelz, eine ehemalige Stahlindustrieanlage an der Grenze zwischen Esch und Schifflingen, stellte 2012 ihren Betrieb ein. Hier soll in den nächsten Jahren ein Wohnviertel für bis zu 10.000 Einwohner entstehen. Das LOA findet nun auch erstmals an einem Samstag und Sonntag statt. An beiden Tagen öffnet das Festival um 13.00 Uhr. Das bedeutet für die Besucher mehr Zeit, die verschiedenen Bühnen, internationale und lokale DJs, das Food Village, die Chill-Out-Area und zahlreiche Animationsangebote zu entdecken.