Bei Fußballmeister Déifferdeng 03 läuft es in dieser Saison nach Maß. Doch brandneue Trophäen im Schrank gehen nicht mit einem Zugewinn an helfenden Händen einher: „Ich habe jedenfalls nichts davon mitbekommen“, sagte Präsident Fabrizio Bei. „Wir bräuchten noch vier bis fünf Leute.“ Der Vorstand besteht aus zwei Generationen: einer ersten, die seit der Fusion im Einsatz ist – und einer jüngeren, die durch die Futsal-Sektion hinzugestoßen ist. „Wir sind Freunde. Sich gut zu verstehen, ist ein Muss, denn es wird manchmal bei Diskussionen auch rau und unangenehm. Man darf nie aus den Augen verlieren, dass jeder seine Vision hat, wie er den Verein nach vorne bringen will. Ich bin froh über die Mischung. Die neue Generation wird irgendwann die Zukunft des Vereins sein.“

Mittlerweile sind die alltäglichen Anforderungen so groß geworden, dass der Fußballklub sechs Personen eingestellt hat: eine Sekretärin, Reinigungskräfte, Fahrer (um den Transport der Jugendspieler zu organisieren) und Betreuer. An Wochenenden werden aber noch viele weitere Aufgaben – ohne Bezahlung – erledigt: „Unser ‚Mulles’ (Emile Biver), der schon jahrelang dabei ist, öffnet die ‚Buvette’ am Samstag schon morgens um 8 und ist an einigen Tagen der Letzte, der wieder heimfährt.“
Solche unentbehrlichen guten Seelen gibt es auch nach wie vor bei der Escher Fola – und das, obschon es beim Blick auf die Tabelle schlecht aussieht. Die Schaffung einer Arbeitsgruppe, die sich gezielt um Ehrenamt und Event-Management kümmert, soll dabei helfen, diese Helfer zu betreuen. David Rosa, Vizepräsident, wird zudem die Inaps-Ausbildung zum „Bénévolatsmanager“ absolvieren. „Ich habe die nationalen Statistiken gesehen: Bei uns ist es eine Mischung, was das Alter der Leute angeht. Wir haben ein paar Rentner, aber die meisten sind noch berufstätig. Diese Leute sind sich nicht zu schade, sowohl im Vorstand eine Rolle auszuüben, als auch bei Bedarf hinter dem Tresen zu stehen. Eigentlich hat man nie genug Helfer, aber wir sind wirklich froh, auf diejenigen zählen zu können, die sich immer engagieren. Hervorheben will ich auch unsere Jugendtrainer, die viel mehr machen, als sich auf die Trainerrolle zu beschränken.“
Herz vs. Geld
Obschon es sportlich düster aussieht, bleibt das „Bénévolat“ beim Escher Verein am Leben. „Jemand, der sich engagieren will, tut es nicht wegen der Titel, sondern weil ihm der Verein am Herzen liegt. Natürlich macht es aber mehr Spaß, wenn die eigene Mannschaft gewinnt“, fasste Rosa zusammen. Am Sonntagmorgen die Brötchen abholen, die Tische für das eigens hergestellte Mittagessen decken, die Parkplätze auf dem Galgenberg organisieren, das Kassenhäuschen besetzen, die Ballkinder betreuen oder die Sicherheit der Schiedsrichter gewährleisten: Die Ansprüche am Heimspieltag sind groß. „Für ein BGL-Ligue-Spiel sind das zwischen 15 und 20 Personen.“

Auf die Frage, welcher Posten der unbeliebteste sei, meinte Bei mit einem Lachen: „Die Präsidentschaft. Seit ich mich damals engagiert habe, beschäftigt mich der Verein Tag und Nacht. Ohne meine Leute drumherum wäre das alles nicht zu schaffen. Heute findet man allerdings nicht mehr viele Menschen, die bereit sind, auf einen Teil ihres Privatlebens zu verzichten. Sobald es nicht mehr so läuft, wie einige wollen, geben sie auf. Ich habe den Eindruck, dass man nichts mehr sagen darf, weil es keine finanzielle Gegenleistung gibt.“ Um genau diese Reibungen und Konflikte zu umgehen, ist Umberto Cruz als Präsident der Jugendkommission für die Verteilung der Aufgaben zuständig. An seiner Seite ein alter Hase des Hauses: Maurice Spitoni. „Sie leiten die Leute, um jedem das Leben zu vereinfachen. Das klappt gut, denn einfach ist es nicht.“
Denn für Fabrizio Bei liegt genau dort die Quelle für neue „Bénévoles“: „Wenn man Glück hat, engagieren sich die Eltern der Jugendspieler. Eine Zauberlösung habe ich nicht. Was soll man machen? Wir haben alles versucht. Wir hätten gerne weitere Helfer mit dem Titel angezogen – sind sogar auf Leute zugegangen, um zu fragen, welche Aufgaben sie übernehmen möchten. Letztlich wird es aber immer schwerer, sie bei der Stange zu halten.“
Die Tageblatt-Serie
Teil 1: Das Ehrenamt: Eine vom Aussterben bedrohte Spezies?
Teil 2: Was ist überhaupt ein „Benevolatsmanager“? Das Interview mit Susanna Hölscher (am 19. Februar)
Teil 3: Die „Agence du bénévolat“ öffnet dem Tageblatt seine Türen (am 26. Februar)
Teil 4: Gesichter des Ehrenamts (am 5. März)
Teil 5: Das Abschlussinterview mit Sportminister Georges Mischo (am 12. März)
De Maart

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