Montag29. Dezember 2025

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BelvalNeuer Lehrstuhl für Geschichte und Migration: „Ein ehrgeiziges und spannendes Projekt“

Belval / Neuer Lehrstuhl für Geschichte und Migration: „Ein ehrgeiziges und spannendes Projekt“
Mit dabei (v.l.): Josiane Di Bartolomeo-Ries (Schöffin der Gemeinde Düdelingen, LSAP), Antoinette Reuter (Präsidentin des Verwaltungsrats des CDMH), Dan Biancalana (Bürgermeister Gemeinde Düdelingen, LSAP), Jens Kreisel (Direktor der Universität Luxemburg) und Historiker Denis Scuto Foto: Editpress/Julien Garroy

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Migration sei in Luxemburg kein neues Phänomen, sondern ein historisches, sagt Historiker Denis Scuto. Am Montagmorgen wurde die Vereinbarung zum neuen Lehrstuhl „Histoire et migrations“ an der Universität Luxemburg unterzeichnet.

„Migration ist eine Realität in der heutigen Welt“, betonte Denis Scuto bei der Unterzeichnung des neuen Lehrstuhls „Histoire et migrations“ am Montagmorgen in der „Maison des sciences humaines“ in Belval. Die Vereinbarung zwischen der Universität Luxemburg, dem „Centre de documentation sur les migrations humaines“ (CDMH) und der Gemeinde Düdelingen sieht eine Untersuchung der Ein- und Auswanderungen während des 19. und 20. Jahrhunderts im Großherzogtum und in der Großregion vor. Der Fokus liegt auf der Stadt Düdelingen. „Wenn es in einem Land Sinn macht, mehr Migrationsforschung zu betreiben, Fachwissen aufzubauen und die Ergebnisse einem breiten Publikum zu präsentieren, dann in Luxemburg“, meinte Denis Scuto, Inhaber des neuen Lehrstuhls.

Die Stadt Düdelingen sei aufgrund ihres italienischen Viertels ein gutes Beispiel, sagte Bürgermeister Dan Biancalana (LSAP). Als „interkulturelle“ Stadt ist Düdelingen 2009 der „Coalition européenne des villes contre le racisme“ (ECCAR) beigetreten. Zudem sei Migration in der DNA des Landes verankert. Migration ist in Luxemburg kein neues Phänomen, sondern ein historisches, „mit Kontinuitäten und Brüchen“, ergänzte Scuto. Das Großherzogtum habe sich innerhalb von 200 Jahren von einem Auswanderungsland mit wenig Ressourcen zu einem Einwanderungsland entwickelt. 52 Prozent der Einwohner haben die luxemburgische Staatsangehörigkeit. Die Hälfte davon habe mindestens ein Elternteil, das im Ausland geboren wurde. Zudem hätten seit 2009 rund 130.000 Einwohner die luxemburgische Staatsbürgerschaft erhalten.

Newsletter und Ausstellungen

Ausreichend Gründe, um die Migrationsgeschichte des Großherzogtums unter die Lupe zu nehmen. „Es ist ein ehrgeiziges und spannendes Projekt“, sagte Scuto. Das Ziel des Lehrstuhls bestehe darin, die Komplexität der Migrationsströme in ihrem Kontext zu analysieren. Es gehe darum, unterschiedliche Wege und Erfahrungen der Migranten sowie die Auswirkungen von Migrationspolitiken auf Ein- und Auswanderer und auf die Herkunfts- und Aufnahmegesellschaften zu erkennen und zu verstehen, sagte Scuto. Das Projekt soll zudem den wissenschaftlichen Austausch mit Forschern, Experten und der Öffentlichkeit ermöglichen. Als eines der ersten Ziele plant der Historiker, „eine Publikation zu erstellen, die eine Synthese dessen darstellt, was wir heute über die Geschichte der Migration in Luxemburg wissen“.

Im Rahmen des Projekts sei in den kommenden Jahren eine Wanderausstellung zu den Themen Geschichte und Migration in Luxemburg vorgesehen. Dan Biancalana sprach auch die Idee eines nationalen Museums über Migration an. Zudem sollen ab September monatliche Newsletter über die Migrations- und Inklusionsforschung in Luxemburg und der Großregion informieren. Studierende des bereits bestehenden „Master en histoire européenne contemporaine“ und des kürzlich eingeführten „Master en histoire digitale et publique“ können sich zudem im Rahmen ihrer Seminare ebenfalls mit der Forschung mit Migrationsgeschichte beschäftigen.

Neben Scuto sollen zwei Postdoktoranden und ein Doktorand am Lehrstuhl arbeiten. Das Projekt soll in einer ersten Phase fünf Jahre dauern. Scuto hofft jedoch, dass es auch nach 2029 weiterhin bestehen bleibt. Die Gemeinde Düdelingen sieht insgesamt eine Million Euro für den Lehrstuhl – sprich 200.000 Euro jährlich – vor. Das wurde vergangenen Dezember im Gemeinderat mehrheitlich beschlossen. Die Universität Luxemburg investiert dagegen 1,7 Millionen Euro.