Die Arbeitsbedingungen in Luxemburg sind im Vergleich zum Vorjahr relativ stabil geblieben, in den vergangenen zehn Jahren haben sie sich leicht, jedoch signifikant verschlechtert. Das geht aus dem am Mittwoch vorgestellten Quality of Work Index 2024 hervor, den die Salariatskammer CSL seit 2012 jährlich in Zusammenarbeit mit der Uni Luxemburg veröffentlicht. Unqualifizierte und niedrig qualifizierte Beschäftigte, die häufig körperlich anstrengende Aufgaben erledigen oder zu unregelmäßigen Zeiten abends und nachts arbeiten, leiden mehr unter ihrer beruflichen Tätigkeit als etwa Führungskräfte oder Beschäftigte in intellektuellen und wissenschaftlichen Berufen sowie in öffentlichen Verwaltungen und im Finanz- und Versicherungssektor. Am schlechtesten ist die Arbeitsqualität in der Industrie, im Einzelhandel, im Transport sowie im Hotel-, Restaurant- und Gaststättengewerbe (Horeca).
In vielen Bereichen, die zur Berechnung des Quality of Work Index herangezogen werden, sind seit 2014 Verschlechterungen zu beobachten. Die Zusammenarbeit unter Kollegen und die Autonomie am Arbeitsplatz gehen insgesamt zurück, immer weniger Beschäftigte nehmen Weiterbildungen in Anspruch. Bei der körperlichen Gesundheit, wo zwischen 2015 und 2022 eine Verbesserung zu beobachten war, hat sich der Trend in den vergangenen beiden Jahren umgekehrt.
Arbeitsintensität wird immer größer
Die Politik setze zunehmend auf Kompetitivität und verliere dabei die Arbeitsqualität aus dem Blick, bedauerte die Präsidentin der CSL, Nora Back, am Mittwoch bei der Vorstellung der repräsentativen Studie im „Casino syndical“ in Bonneweg. Dabei sei das Wohlbefinden der Beschäftigten durchaus ein Standortvorteil im Wettbewerb um Arbeitskräfte. Die Intensität der Arbeit werde immer größer, der Arbeitsrhythmus steige, die Aufgaben würden vielfältiger und komplexer, sagte die OGBL-Präsidentin. Viele Menschen arbeiteten ohnehin schon zu viel und müssten anschließend noch Stunden im Stau oder im öffentlichen Verkehr verbringen: Die Arbeitszeiten seien schlichtweg zu lang, was sich auf die Physis und Psyche vieler Beschäftigter auswirke, analysierte Nora Back.
49 Prozent
der Befragten weisen ein moderates, hohes oder sehr hohes Risiko für Alkoholmissbrauch auf
Unter den körperlichen Problemen sind häufige oder (fast) ständige Rückenschmerzen am weitesten verbreitet, rund ein Drittel aller Befragten klagt darüber. Ein Viertel von ihnen leidet unter schweren Schlafstörungen – unter Frauen und Alleinerziehenden ist es ein Drittel –, ein Fünftel unter Kopf- und Gelenkschmerzen. Die höchsten Anstiege waren in den vergangenen Jahren bei Kopf- und Magenschmerzen zu beobachten – Symptome, die vor allem auf Stress zurückzuführen seien, erläuterte David Büchel, Arbeitspsychologe bei der CSL. Bei den psychischen Problemen schätzten 22 Prozent der Befragten ihr Risiko, an Depressionen zu erkranken, als moderat ein, 15 Prozent als hoch. Der letzte Wert hat sich in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdoppelt. Der Anteil der Befragten, die angaben, in den letzten zwölf Monaten Suizidgedanken gehabt zu haben, ist im gleichen Zeitraum von zwei bis drei auf vier bis fünf Prozent gestiegen.
Übermäßiger Alkoholkonsum bei Führungskräften
Den Schwerpunkt hat die CSL in diesem Jahr auf den Drogenmissbrauch gelegt. Der übermäßige Konsum von Tabak, Alkohol und Cannabis sei häufig auf körperliche oder psychische Beschwerden, Stress und Überlastung zurückzuführen, sagte Anna-Marie Herdtle, Fachberaterin für Suchtprävention beim „Centre national de prévention des addictions“ (Cnapa). 49 Prozent der Befragten weisen ein moderates, hohes oder sehr hohes Risiko für Alkoholmissbrauch auf: Überdurchschnittlich viel trinken Führungskräfte und Manager sowie Beschäftigte in intellektuellen und wissenschaftlichen Berufen. Arbeitnehmer in nicht-qualifizierten Berufen weisen ein wesentlich geringeres Risiko beim Alkoholmissbrauch auf. Nach Sektor wird vor allem im Finanz- und Versicherungswesen viel getrunken, aber auch im Baugewerbe und in der Industrie. Insgesamt gaben rund zehn Prozent der Befragten an, mindestens einmal pro Woche Alkohol während der Arbeitszeit zu trinken. Besonders hoch ist dieser Anteil im Sektor des Personentransports, wo 15 Prozent der Angestellten während der Arbeitszeit Alkohol trinken, während im Sozial- und Gesundheitssektor zehn Prozent der Beschäftigten an Medikamentenmissbrauch leiden. In letzterem Sektor ist der psychische Leidensdruck mit 31 Prozent am weitesten verbreitet, 30 Prozent haben schwere Schlafstörungen.

Der Quality of Work Index dient den Gewerkschaften auch dazu, mit den von vielen Arbeitgebern verbreiteten Vorurteilen hinsichtlich der Fehlzeiten aufzuräumen. Auf Druck des Patronatsverbands UEL hat die CSV-DP-Regierung diese Woche erstmals eine Arbeitsgruppe zur Bekämpfung des sogenannten „Absentismus“ eingesetzt. Laut IGSS sind die Fehlzeiten zwischen 2019 und 2023 von 3,9 auf 4,6 Prozent gestiegen (inklusive Schwangerschafts-, Familien- und anderen gesetzlichen Urlauben steigt der Wert auf 5,6 Prozent). Daraufhin hatten die Arbeitgeberverbände Alarm geschlagen, hatten strengere Kontrollen gefordert, manche verlangten sogar die Wiedereinführung von Karenztagen. Die Luxembourg Confederation warf Ärzten vor drei Monaten im Radio vor, „Gefälligkeitskrankenscheine“ auszustellen. Der Unternehmer Arsène Laplume (Shopping-Center Massen) verunglimpfte seine Beschäftigten öffentlich, indem er ihnen vorwarf, gemeinsam „krank zu feiern“, und beschuldigte Frauen, Schwangerschaft als Vorwand zu benutzen, um nicht arbeiten zu müssen. Der Absentismus sei geringer in Betrieben mit guten psychosozialen Arbeitsbedingungen, sagte am Mittwoch der an der Uni Luxemburg für den Quality of Work Index zuständige Sozialwissenschaftler Philipp Sischka.
Horeca am stärksten von Burnout betroffen
Die Studie reiht sich auch in andere aktuelle politische Auseinandersetzungen ein, wie die über das von der Regierung infrage gestellte Exklusivrecht der national repräsentativen Gewerkschaften, Kollektivverträge zu verhandeln. Und in die Debatte über verlängerte Ladenöffnungszeiten und Sonntagsarbeit, die die CSV-DP-Regierung trotz des Widerstands von OGBL und LCGB liberalisieren will. Entsprechende Gesetzentwürfe haben Wirtschaftsminister Lex Delles (DP) und Arbeitsminister Georges Mischo (CSV) bereits im Parlament hinterlegt.
Die am Mittwoch vorgestellte Erhebung zeigt, dass die Arbeitsbedingungen in den (Niedriglohn-)Sektoren, in denen diese Liberalisierung längst die Regel ist, am schlechtesten sind: Der Horeca-Sektor weist den höchsten Anteil an Beschäftigten auf, die an Burnout (49%), an durch Arbeit verursachten Depressionen (8,5%), psychischen Erkrankungen (40%), Schlafstörungen (49%) und Suizidgedanken (21%) leiden. Auch im Einzelhandel sind diese Störungen häufig. In beiden Sektoren sind die Arbeitgeber gegen einen Branchentarifvertrag, der Anteil an „neutralen“ Personaldelegierten ist überdurchschnittlich hoch.
Gleichzeitig geht aus dem Quality of Work Index hervor, dass die Präventionsangebote in vielen Unternehmen unzureichend sind. Lediglich 40 Prozent der Befragten können auf eine der Gesundheit förderlichen Arbeitsorganisation zurückgreifen, 37 Prozent auf Sport- und Fitnessangebote. Zugang zu Suchtpräventionsprogrammen am Arbeitsplatz haben nur 17 Prozent der Beschäftigten, 16 Prozent können Rückengymnastik in Anspruch nehmen. Am wenigsten Präventionsangebote gibt es im Baugewerbe und im Horeca-Sektor.
Für den Quality of Work Index wurden zwischen Mai und September 2024 insgesamt 2.939 zufällig und anonym ausgewählte Beschäftigte zwischen 16 und 64 Jahren befragt, die regelmäßig mindestens zehn Stunden pro Woche in Luxemburg arbeiten. 49 Prozent der Befragten sind Grenzgänger, die Interviews wurden telefonisch oder online durchgeführt.
De Maart

Wann een vun der Arbecht krank gett, dann huet een di falsch Arbecht rausgesicht !
Eng Leisung: Eppes Aanescht machen an wiesselen !
oder Zweierbüros. Und Mobbing ist fast vorbei. Zumindest kriegt man es nicht mit.