Die Bundestagswahl 2025 liefert historische Ergebnisse. Auf beiden Enden des Spektrums. Für die SPD ist es das schlechteste Ergebnis der Parteigeschichte. 16,4 Prozent, ein Desaster für die Sozialdemokratie. Auf der anderen Seite feiert die AfD ihren größten Erfolg. Sie hat ihr Ergebnis im Vergleich zu 2021 exakt verdoppelt: von 10,4 auf 20,8 Prozent. Wie diese beiden historischen Resultate zusammenhängen, der Sieg der einen, die Niederlage der anderen, kann man ganz gut in den Wahlergebnissen der Großregion ablesen. In vielen Gemeinden, in denen die SPD besonders stark verloren hat, konnte die AfD kräftig zulegen – und das auch jenseits ländlich-konservativer Milieus.
Die Abwanderung der Industriearbeiter, ehemalig oder aktuell, von der SPD zur AfD ist eine altbekannte Tendenz, die Wahlforscher schon seit Jahren beobachten. Und über die man sich bei den Sozialdemokraten sehr bewusst ist. Allein, alle Versuche, dieser Entwicklung vor allem in strukturschwachen Regionen gegenzusteuern, haben im vergangenen Wahlkampf kaum gefruchtet. Die Tendenz ist bei dieser Bundestagswahl so ausgeprägt wie noch nie zuvor.
Im Wahlkreis Kaiserslautern wurde die AfD stärkste Kraft vor CDU und SPD – ein Novum in Rheinland-Pfalz. Neben Gelsenkirchen der einzige westdeutsche Wahlkreis, in dem die AfD gewonnen hat, der größte blaue Fleck auf der Wahlkarte Westdeutschlands. Das Direktmandat errang der SPD-Kandidat Matthias Mieves nur mit knappen 2,5 Prozent Vorsprung vor seinem AfD-Konkurrenten.
Früher Kohle und Stahl, heute AfD
Im Saarland gibt es noch keinen ganzen Wahlkreis, der an die AfD fällt. Nichtsdestotrotz feiern die extremen Rechten auch hier einen historischen Erfolg. In acht Gemeinden ist die AfD bei den Zweitstimmen zum ersten Mal stärkste Kraft. Diese Gemeinden haben eine Gemeinsamkeit: Sie alle sind ehemalige Zentren der Montanindustrie an der Saar – und ehemalige SPD-Hochburgen. Von der Hüttenstadt Völklingen und der „Grubenstadt“ Großrosseln im Warndt über die ehemaligen Förderorte Sulzbach und Friedrichsthal bis nach Neunkirchen (wieder Eisenhütte) und Bexbach (wieder Kohle). Die Wahlkarte im Saarland deckt sich mit einer Karte aus dem Heimatkundeunterricht. Genau dort, wo früher Steinkohle gefördert und verarbeitet wurde, ist heute die AfD stärkste Kraft.
In den ländlichen Regionen hin zur Grenze nach Luxemburg liegt hingegen die CDU vorne, sowohl im Wahlkreis Saarlouis als auch im Wahlkreis Trier. In der saarländischen Grenzgemeinde Perl ist die AfD mit knapp 15 Prozent deutlich abgeschlagen auf dem dritten Platz hinter SPD und CDU, die mehr als 36 Prozent der Zweitstimmen auf sich vereint. Im Wahlkreis Trier, der die Stadt Trier und den Landkreis Trier-Saarburg umfasst, hat die AfD jedoch in einigen Gemeinden die meisten Stimmen erhalten. Im Moselort Longen kommt die Partei auf 38,2 Prozent. Und auch in Hinzert-Pölert, Ort eines ehemaligen Konzentrationslagers, holt die AfD die meisten Zweitstimmen. Von den insgesamt 105 Gemeinden des Wahlkreises stimmten zwölf mehrheitlich für die AfD. Aber auch hier, in einer ländlichen Region, liegt eine Wählerwanderung von SPD zu AfD nahe. In den meisten der Gemeinden, in denen heute die AfD vorne liegt, war die SPD bei der vergangenen Bundestagswahl 2021 noch stärkste Kraft.
Direktmandate für die AfD gibt es in der Großregion bislang noch keine. Trotzdem ziehen insgesamt neun Abgeordnete in den Bundestag nach Berlin, sieben aus Rheinland-Pfalz, zwei aus dem Saarland, einer von ihnen ist Carsten Becker.
Und noch ein interessanter Trend zeichnet sich im äußersten Südwesten ab. Während bei den Jungwählern auf Bundesebene die Linken deutlich vor der AfD auf Platz eins liegen, ist die Situation in Rheinland-Pfalz umgedreht. Hier ist die AfD die stärkste Kraft bei den unter 24-Jährigen. Im Gesamtergebnis der Zweitstimmen landet die AfD hier wie im Bund auf dem zweiten Platz. Im Saarland behauptet die SPD den zweiten Platz vor der AfD und hinter der CDU trotz Verlusten mit einem hauchdünnen Vorsprung von gerade einmal 0,3 Prozent.
De Maart

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