Samstag15. November 2025

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BasketballLisy Hetting über ihren Rücktritt: „Hatte mir einen besseren Ausgang gewünscht“

Basketball / Lisy Hetting über ihren Rücktritt: „Hatte mir einen besseren Ausgang gewünscht“
Lisy Hetting hatte den Entschluss, einen Schlussstrich unter ihre Nationalmannschaftskarriere zu ziehen, schon vor dem Montenegro-Spiel getroffen Foto: Editpress/Jeff Lahr

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Vor dem finalen Duell der EM-Qualifikation in Montenegro hatte Gréngewald-Spielerin Lisy Hetting ihr Karriere-Ende in der FLBB-Auswahl bekannt gegeben. Vor dem Rückflug nach Luxemburg hat das Tageblatt mit ihr eine Bilanz ihrer Zeit in der Nationalmannschaft gezogen.  

Tageblatt: Wie und wann kam es zu diesem Entschluss?

Lisy Hetting: Dieser Gedanke ist schon etwas länger gereift. Ich war auch überzeugt, dass wir die Qualifikation schaffen würden und wollte einer jungen Spielerin meinen Platz überlassen, um internationale Erfahrungen zu sammeln. Eine EM-Teilnahme ist etwas Schönes, aber meine Zielsetzung ist eine ganz andere. Insgeheim hatte ich mir einen anderen, besseren Ausgang gewünscht. Ich höre also nicht aus Frust nach einer Niederlage auf. Es war alles überlegt.

Mit dem Risiko, bei einer Qualifikation die EM zu verpassen?

Dessen war ich mir ganz genau bewusst. Ich hatte fest mit einer Teilnahme an der EM gerechnet und es war klar, dass ich bei diesem historischen Event nur als Zuschauer präsent wäre.

2013 bei den Spielen der kleinen Staaten, als Luxemburg Gold holte, war Lisy Hetting schon dabei
2013 bei den Spielen der kleinen Staaten, als Luxemburg Gold holte, war Lisy Hetting schon dabei Foto: Editpress/Gerry Schmit

Somit eine lange Reise, leider ohne Happy End … 

Es ist schade und bitter, dass es nicht gereicht hat. Mariusz (Trainer Dziurdzia, Anm. d. Red.) hat im abschließenden Teammeeting von einer Chance gesprochen, aber auch von der zukünftigen individuellen Teamarbeit. Von nichts kommt leider nichts. Ich hoffe, dass das Team motiviert bleibt. Ich bin froh, dass der Damensport, der immer noch im Schatten der Herren steht, etwas erreicht hat und auf sich aufmerksam gemacht hat. Ich wünsche mir, dass dies sich einmal ausgleicht. Nach Patrizia Van der Weken und Marie Schreiber hat der Damenbasketball viel in die Richtung einer verdienten Anerkennung unternommen.

Wie waren Ihre Anfänge im Nationaldress?

Alles hat mit einem Lehrgang in Wiltz angefangen. Ich war 15 und Hermann Paar (damaliger Nationaltrainer, Anm. d. Red.) hat meine Mutter angerufen, er bräuchte noch Spielerinnen. Ich war eigentlich nicht sonderlich begeistert, da ich Zeit von meinen Ferien opfern sollte. Aber meine Mutter hat entschieden, dass ich teilnehme. Von Beginn an wurde ich von Hermann begleitet und betreut, bis ich 2013 eine Pause einlegte. Dies war natürlich kein Schluss, wie man ihn wünscht und plant. Gesundheitliche Gründe waren ausschlaggebend. Immer stellte sich die Frage nach einer Rückkehr, aber die Gesundheit, eine Fehlgeburt und dann die Schwangerschaft mit Leo (ihr inzwischen sechsjähriger Sohn, Anm. d. Red.) sprachen dagegen.

Wieso ein so spätes Comeback?

Es war einfach der Moment, in dem ich mental als auch physisch bereit war und als Mariusz angefragt hatte, war ich mehr als glücklich. 

Wie ist das so, mit einer anderen Generation das Trikot zu teilen?

Ich habe ja viele Generationen erlebt. Am Anfang mit Sally Debra, Claudine Koch und Alex Kugener, jetzt war ich doppelt so alt wie die jüngste Spielerin. Es hilft ein wenig jung im Kopf zu bleiben. Ich versuche immer mit dem guten Beispiel vorzugehen, den Jüngeren zuzuhören, sie zu motivieren und ihnen Tipps zu geben. 

Im Nationalteam hatten Sie tatsächlich nur zwei Trainer …

Ja, ich habe bei Hermann sofort mit Individualtrainings begonnen. Er hat mich zu dem geformt, was ich jetzt bin. Die mentale Stärke verdanke ich ihm. Als ich zwischendurch in ein Loch fiel, hat er mir Schritt für Schritt herausgeholfen. Ich habe ihm spielerisch wie privat viel zu verdanken. Ich bin froh, dass wir heute noch Kontakt haben. Er ist mittlerweile ein guter Kollege. Mariusz war früher schon Assistant-Coach. Wir haben ein gutes Verhältnis, sonst wäre ich nicht zurückgekommen. Danke, dass er mir diese erneute Chance gegeben hat. Aber jetzt habe ich andere familiäre Prioritäten. 

Ich bin froh, dass der Damensport, der immer noch im Schatten der Herren steht, etwas erreicht hat und auf sich aufmerksam gemacht hat

Ihre schönsten Erlebnisse mit dem FLBB-Team?

Dazu zählen definitiv die Spiele der kleinen Staaten in Luxemburg 2013, als wir die Goldmedaille vor unseren Anhängern feiern konnten. Das war großes Kino. Aber auch der Erfolg gegen Montenegro im November war ein großes Erlebnis. Und ich nehme das als Gesamtpaket mit. Du lernst, auf die Zähne zu beißen. Das sind Erfahrungen, die sowohl im Sport als auch im Privatleben nützlich sind. 

Und die größten Enttäuschungen?

Ich habe noch schwer mit der letzten Niederlage zu kämpfen. Ich stelle mich nach Niederlagen immer selbst infrage. Ich habe die Szenarien noch im Kopf. Normalerweise schaue ich mir sofort am Abend die Aufzeichnungen an. Aber am Sonntag war ich froh, dass die Leute, die mir etwas bedeuten, vor Ort waren und ich mit ihnen einen schönen Abend verbringen konnte. Es hatte eine spezielle Bedeutung für mich, weil es mein letztes Spiel im Nationaldress war. Aber ich werde mir die Bilder später anschauen. Auch in meinem Alter kann man noch hinzulernen und es vielleicht in den nächsten Spielen in der Meisterschaft nutzen. 

Das Nationalteam im Jahr 2012: Damals stand Lisy (Nr. 4) gemeinsam mit Schwester Tessy (Nr. 7) auf dem Feld
Das Nationalteam im Jahr 2012: Damals stand Lisy (Nr. 4) gemeinsam mit Schwester Tessy (Nr. 7) auf dem Feld Foto: Editpress/Jerry Gerard

Und Ihre Schwester Tessy war immer dabei …

Nachdem ich im Turnverein wegen einer Skoliose aufhören musste, wollte meine Mutter, dass ich mir eine andere Sportart aussuche. Zum Basketball wollte ich aber nicht, da dies ein Sport für Jungs war. Ich habe erst zugesagt, als ich mit Tessy in Ettelbrück trainieren und spielen konnte. Nach Tessys Wechsel nach Steinsel und danach in die USA hatten wir noch immer die Nationalmannschaft, wo wir vereint waren. Es ist schön, alles mit seiner Schwester zu erleben, jetzt noch beim Gréngewald und auch hier in Montenegro (Tessy Hetting ist als technische Direktorin des Verbandes mitgereist, Anm. d. Red.). Sie ist immer dabei und unterstützt einen. Unsere Beziehung ist eher die von besten Freundinnen als von Schwestern. Wir können uns alles anvertrauen. 

Viel hat Ihnen auch bedeutet, zu zeigen, dass man Muttersein und Leistungssport kombinieren kann …

Ich habe eine klare Message an die Frauen und Mütter. Viele Frauen zögern, diesen Schritt zurück zum Sport zu machen, weil sie organisatorisch überfordert sind. Man braucht Hilfe und Unterstützung von außen, dies waren meine Eltern und auch Tessy. Alleine ist es nicht möglich, aber die Kinder profitieren auch davon. 

Du lernst, auf die Zähne zu beißen. Das sind Erfahrungen, die sowohl im Sport als auch im Privatleben nützlich sind. 

Trotz des Endes im Nationalteam ist nicht komplett Schluss …

Nein, Leo hat gesagt, ich darf nicht aufhören, bis ich die fünf Sterne auf meinem Trikot habe. Ich brauche also noch zwei imaginäre Sterne, also Meistertitel. Ob ich dies aber so durchziehen kann, weiß ich nicht. Ich schaue jetzt von Saison zu Saison und nach meiner Gesundheit. Auch mit 34 Jahren gibt mir der Basketball noch viel. Solange ich kein Hindernis auf dem Spielfeld bin, kann ich noch weitermachen. (lacht)