Zur Person
Der gebürtige Jordanier Mohammed Abu Wahib wanderte 2003 nach Deutschland aus. Nach einer zehnjährigen Wettkampfkarriere für die deutsche Nationalmannschaft beendete er seine Laufbahn ausgerechnet bei einem Open in Differdingen. Dadurch, dass er im Nachbarland zwischenzeitlich zum Bundesassistenztrainer ernannt worden war, brach der Kontakt nie ab. Vor wenigen Wochen trat er die neu geschaffene Stelle in Luxemburg an. „Die Strukturen sind neu, das Potenzial ist da“, bilanzierte er am Samstag.
Es ist das Schicksal der Kampfsportler: Nach zwei oder drei Minuten kann ein Wettbewerb, auf den man sich monatelang vorbereitet hat, vorbei sein. Zieht der Gegner nicht ins Finale ein, ist nach einem einzigen Auftritt Endstation. Die Europameisterschaften, bei denen pro Nation nur ein Sportler in jeder Gewichtsklasse antreten durfte, gehört dementsprechend neben der Youth-League-Serie zu den wichtigsten Terminen des Jahres. Umso qualitativ stärker besetzt waren die Wettkämpfe sowohl im technischen Bereich des Kata als auch beim Kumite.
Die FLK hatte diesmal ein kleines Experiment gewagt und sieben Kämpfern mehr als vor zwölf Monaten nominiert. Die Gruppendynamik war hervorragend. Doch sportlich „haben wir uns bessere Ergebnisse vorgestellt“, gab der neue Technische Direktor, Mohammed Abu Wahib, zu. Das Trainerteam musste aufgrund der zahlreichen Kämpfe spezifisch für die EM ausgebaut werden. Ob es in Zukunft noch einmal so eine große Delegation geben wird, steht in den Sternen. In den nächsten Tagen werden die Coaches und ihr DTN gemeinsam analysieren, welche Schwierigkeiten es in Polen gegeben hat. „Ich würde schon sagen, dass wir etwas mehr selektionieren müssen“, gab Mohammed Abu Wahib zu verstehen, „damit wir die Zeit in die richtigen Athleten investieren, ohne den Nachwuchs zu benachteiligen.“

Positiv hervorzuheben sei laut dem DTN die Absprache und Kommunikation zwischen den Trainern. Im Vorfeld wurden Pläne erstellt und genau definiert, welcher Coach für welchen Sportler zuständig ist. „Das Coaching hat wunderbar funktioniert.“ Mit dabei war auch ein Physiotherapeut, der über die ganze Woche hinweg alle Hände voll zu tun hatte.
Nach der vergangenen WM waren ein paar Luxemburger mit großen Erwartungen in die Kontinentalmeisterschaft gestartet. Sowohl Cadet Filip Todorovic als auch das junge Damen-Kata-Team kamen allerdings nicht über die erste Runde hinaus. Für Abu Wahib gibt es mehrere Baustellen, die in den nächsten Monaten behoben werden müssen. So will der DTN besonders den physischen Aspekt überarbeiten und eine gezielte Trainings-Periodisierung einführen. Zudem soll der mentale Aspekt noch mehr in den Fokus gestellt werden und mit Fachpersonal an der Wettkampfvorbereitung gearbeitet werden. Für Abu Wahib ist der Ausgang der Europameisterschaften also nicht unbedingt ein Gradmesser. „Sie verlaufen immer unterschiedlich. Heute sind fast alle Nationen professionell aufgestellt. Bei uns ist das noch in der Entwicklung. Es braucht Zeit.“
Je elektronischer das Ganze, umso größer das Risiko, dass es mal wieder etwas länger dauert: Mehrfach machten die Computersysteme den Organisatoren einen Strich durch die Rechnung. Mal waren riesige schwarze Striche statt Namen auf der Leinwand abgebildet, mal spielten die „Joysticks“, mit denen die Schiedsrichter ihre Wertungen abgaben, verrückt. Das hatte zur Folge, dass u.a. ein Kampf mit Luxemburger Interesse wiederholt werden musste. Der Franzose Isaac Matingou hatte sich im Halbfinale zwar eigentlich gegen einen Deutschen durchgesetzt, doch dessen Trainerteam legte Protest ein: Es hatte jedes Mal bis zu 20 Sekunden gedauert, ehe die Wertungen angezeigt worden waren – was den Kampfablauf beeinträchtigt hatte. So musste Jordan Sibille sich noch länger gedulden, ehe Gewissheit bestand: Der Kampf wurde wiederholt und er durfte schließlich in der Trostrunde starten.
De Maart
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