Sonntag19. Oktober 2025

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Domaine TageblattGleiche Traube, anderer Geschmack: Was wir aus der Verkostung mit Lesern gelernt haben

Domaine Tageblatt / Gleiche Traube, anderer Geschmack: Was wir aus der Verkostung mit Lesern gelernt haben
Das Tageblatt organisierte zusammen mit der Domaine Kox eine blinde Weinverkostung Foto: Editpress/Alain Rischard

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Wie soll unser Wein schmecken? Diese Frage kann das Tageblatt-Team nur beantworten, wenn wir wissen, wie Winzer den Geschmack beeinflussen können. Deswegen haben wir uns mit Lesern zusammengesetzt – und Wein verkostet.

Die Stimmung während der blinden Weinverkostung ist gut – auch wenn der Tisch, an dem Chefredakteur Chris Schleimer und ich sitzen, in den ersten zwei Runden eher schlecht abgeschnitten hat. „Im anderen Raum haben sie sich besser geschlagen“, witzelt Winzerin und Gastgeberin Corinne Kox. Dann verschwindet sie wieder in der Küche, um die nächste Runde vorzubereiten. Robert, mein Tischnachbar, hat schon an wesentlich mehr Weinverkostungen teilgenommen als ich – der Kommentar von Corinne scheint eine gewisse Kompetitivität in ihm geweckt zu haben. Er steht auf und holt sich die Broschüre von Domaine Kox aus dem Vorraum. An unserem Tisch bricht eine Diskussion darüber aus, ob dies erlaubt ist. Lange dauert sie allerdings nicht – zehn Minuten später hat fast jeder von uns die Weinliste vor sich liegen.

Wir müssen entscheiden, wie unser Rivaner schmecken soll. Momentan müssen wir zwar noch keine großen Entscheidungen treffen, trotzdem sollten wir besser verstehen, wie wir das Geschmacksprofil unseres Weines beeinflussen können und was unseren Lesern schmecken könnte. Deswegen hat das Tageblatt zusammen mit der Domaine Kox eine Weinverkostung für unsere Hobby-Winzer und die Abonnenten des Domaine-Tageblatt-Newsletters organisiert. Zwölf Editpress-Mitarbeiter und zwölf Leser haben sich an dem Abend durch drei Runden mit jeweils zwei Weinen durchprobiert. Das Ziel: Die beiden Weine miteinander zu vergleichen, Unterschiede zu definieren und herauszufinden, um welche Rebsorte es sich handelt. 

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Das Projekt ist ambitioniert und soll Einblicke in die Welt der Winzer verschaffen. Die Tageblatt-Redaktion wird in den kommenden anderthalb Jahren versuchen, ihren eigenen Wein herzustellen, in einer wöchentlichen Serie über Erfolg und Misserfolg berichten und dabei tiefere Einblicke in die Welt des Weinbaus geben.
Bleiben Sie über unsere Erfolge und Misserfolge informiert. Hier geht’s zu unserem Newsletter: Link.

Wie Winzer Geschmack produzieren

Winzerin Corinne Kox und Chefredakteur Chris Schleimer begrüßten die Gäste vor der Verkostung
Winzerin Corinne Kox und Chefredakteur Chris Schleimer begrüßten die Gäste vor der Verkostung Foto: Editpress/Alain Rischard

Leichter gesagt als getan, vor allem weil Corinne sich für die Verkostung etwas Spezielles ausgedacht hat: Beide Weine pro Runde wurden aus derselben Rebsorte hergestellt. Zuerst gibt es zwei Gläser Rivaner. Der eine süßer, während der andere wesentlich herber war. Das Fazit am Tisch von Chris und mir ist ganz klar: Hier handelt es sich um zwei verschiedene Trauben. Einer von beiden wird als Rivaner identifiziert. Der Grund für das komplett andere Geschmacksprofil ist der Jahrgang: 23 war süßer und 21 herber. Dass zwei Jahre so unterschiedlich sein können, macht auch den Winzern das Leben schwer, weil sich Kunden auch eine gewisse Beständigkeit wünschen. „Wenn dein Wein jedes Jahr anders schmeckt, dann findet der Kunde sich nicht mehr wieder“, sagt Corinne Kox.

An der zweiten Runde scheitern dann alle: Es gibt zweimal Riesling – beide komplett unterschiedlich. Zwar ist auch hier der Jahrgang ein anderer, aber der größte Unterschied ist der Zeitpunkt der Traubenlese. Bei einem Glas handelt es sich nämlich um „Vendanges tardives“. Heißt: Die Trauben hingen länger an der Rebe und wurden dadurch süßer und intensiver im Geschmack. Von den Hobby-Verkostern schmeckt niemand heraus, dass sich in beiden Gläsern Riesling befindet.

Für Runde drei serviert Corinne dann, ohne dass die Verkoster es wissen, Auxerrois. Den Anwesenden fällt sofort die trübere Farbe des ersten Weines auf. Vom Geschmack her sind sie ebenfalls komplett unterschiedlich: Der zweite Wein ist süß, mit Noten von Marzipan. Der naturtrübe Wein ist fruchtiger, erinnert an Zitrusfrüchte – und es wurde nur der letzte Teil der Pressung benutzt. Was man von der Pressung benutzt, ist also eine weitere Stellschraube, an der wir als Hobbywinzer drehen könnten.

Wein-Quiz

Ein bisschen Kopfzerbrechen am Ende des Abends
Ein bisschen Kopfzerbrechen am Ende des Abends Foto: Editpress/Alain Rischard

Der Abend kam jedenfalls bei allen Anwesenden gut an. „Mir hat der lockere Rahmen gut gefallen. Und wir wurden immer wieder überrascht von der Vielfalt der einzelnen Rebsorten“, sagt Misch. Es ist ihr erstes Blind-Tasting, das Format gefällt. Jean-Paul sitzt ebenfalls bei uns am Tisch. „Die Atmosphäre ist gut, mir gefällt die Kollegialität, die hier herrscht“, meinte er begeistert. Auch er war vom Konzept der vergleichenden Verkostung begeistert. Es ist sehr interessant, wenn der Winzer zeigen kann, wie die verschiedenen Produktionsmethoden den Wein beeinflussen. Dem stimmt Robert auch zu. „Ich bin positiv überrascht. Der Ablauf der Verkostung ist komplett anders als üblich“, sagte der Newsletter-Abonnent. 

Als Abschluss stellt Corinne ein Wein-Quiz für alle Anwesenden zusammen. Während zehn Minuten schaut jeder konzentriert auf den Bildschirm seines Mobiltelefons. Die Winzerin wandert von einem Tisch zum nächsten. Chris und ich rufen gelegentlich in den Raum hinein, dass die Antwort in einem Domaine-Tageblatt-Text steht. Das Resultat des Quiz ist eine Bestätigung für unsere Artikelserie: Wir haben uns vorgenommen, mehr über den Weinbau zu lernen, damit wir dieses Wissen mit verdaulichen Artikeln an die Leser weitergeben können. Chris wurde Erster, ich Zweiter. Vor drei Monaten habe ich den Weinberg noch als Feld betitelt.

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