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EinzelhandelPräsident der UEL fordert noch liberalere Öffnungszeiten – OGBL: „Patronat scheint den Hals nicht voll zu kriegen“

Einzelhandel / Präsident der UEL fordert noch liberalere Öffnungszeiten – OGBL: „Patronat scheint den Hals nicht voll zu kriegen“
Der Gesetzesvorschlag zu den verlängerten Öffnungszeiten reicht Michel Reckinger von der UEL nicht aus Foto: Editpress/Hervé Montaigu

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Der Streit um die Liberalisierung der Öffnungszeiten geht in die nächste Runde. Dem Präsidenten der UEL geht der Vorschlag nicht weit genug – der OGBL widerspricht vehement.

Unter der Woche von 5 Uhr bis 22 Uhr – samstags, sonntags und an fast allen Feiertagen bis 19 Uhr: Der Luxemburger Regierungsrat hat vergangene Woche einen Gesetzentwurf genehmigt, der längere Öffnungszeiten im Einzelhandel ermöglicht. Die Gewerkschaften zeigten sich entsetzt. Michel Reckinger, der Präsident der „Union des entreprises luxembourgeoises“ (UEL), fordert in einem Interview mit 100,7 hingegen noch längere Öffnungszeiten.

„Wenn es Kunden gibt, die zu anderen Zeiten einkaufen gehen wollen – und es gibt genug davon und ein Unternehmer will dem Wunsch entsprechen –, dann ist es sicherlich sinnvoll, die Öffnungszeiten liberaler zu gestalten, als das jetzt vorgesehen ist“, sagt Reckinger. Wenn keine Kunden kommen, werde auch niemand seine Öffnungszeiten stark verändern. Deswegen müsse geschaut werden, ob jemand die Gelegenheit wahrnehme. Damit würden auch neue Arbeitsplätze geschaffen werden. „Das ist doch alles positiv, ich verstehe nicht, warum die Leute immer sagen, dass das schlecht wäre“, meint der Präsident der UEL.

„Das Patronat scheint den Hals nicht voll zu kriegen“, sagt David Angel vom OGBL dem Tageblatt. Die Reform von Wirtschaftsminister Delles (DP) werde die Bedürfnisse von 99,5 Prozent der Betriebe abdecken. Nur einzelne Tankstellen verfügen bereits über längere Öffnungszeiten – und müssten dann bei einer kompletten Liberalisierung das nicht mehr über Kollektivverträge regeln. „Das zeigt, dass Michel Reckinger ein fundamentales Problem mit Kollektivverträgen hat“, sagt Angel. 

Streitpunkt Kollektivvertrag

In den vergangenen zehn bis fünfzehn Jahren sei das Arbeitsrecht sehr „aufgebauscht“ worden, sagt Reckinger dem Radiosender. Dadurch hätten auch Kollektivverträge ihre Rolle verloren – und es gebe nicht mehr viel zu verhandeln. Denn Kollektivverträge könnten nur Ausnahmen vom Arbeitsrecht ermöglichen, wenn Angestellte davon profitieren. „Es gibt keine Win-win-Situation bei Kollektivverträgen mehr“, sagt Reckinger.

Beschäftigte hätten laut Reckinger heute ganz andere Vorstellungen als früher: „Wir haben sehr viele französische Mitarbeiter, die hätten gerne am Mittwoch frei, muslimische Mitarbeiter hätten lieber gerne den Freitag, die können mit dem Sonntag nichts anfangen.“ Die Arbeitgeber und die Angestellten bräuchten die Möglichkeit, um das zu diskutieren – mit liberalen Öffnungszeiten. „Das ist die Realität auf dem Feld heute“, sagt Reckinger gegenüber 100,7.

Genau diese Bedürfnisse können abgedeckt werden, wenn man über einen Kollektivvertrag verhandelt, sagt Angel vom OGBL. Denn dafür seien sie da: damit den Bedürfnissen der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer Rechnung getragen wird. „Dass die UEL jetzt über den gesetzlichen Weg noch weiter gehen will, zeigt, dass sie nicht einmal bereit sind, minimale Zugeständnisse zu machen“, sagt Angel dem Tageblatt.

Gewerkschaften auf dem Abwärtstrend?

Im Diskurs von Michel Reckinger – auch von Teilen des Patronats – könne eine beängstigende Radikalisierung beobachtet werden. „So wie er über Gewerkschaften, den Sozialdialog oder über Entscheidungsfindung in einem Unternehmen redet, entsteht der Eindruck, er will zurück ins 19. Jahrhundert“, sagt Angel. Eine Zeit, in der es keine Gewerkschaften gab – und Angestellte ihren Arbeitgebern vollständig ausgeliefert waren: „Das ist wirklich eine beängstigende Vorstellung von Arbeitswelt und Gesellschaft.“

Reckinger sagt gegenüber 100,7, dass die Gewerkschaften bei den Sozialwahlen schlecht abgeschnitten hätten. Mehr als die Hälfte der Delegierten würden keiner Gewerkschaft angehören. Auch wisse er, „dass den Gewerkschaften die Mitglieder davonlaufen“.

Dem widerspricht Angel. Aus einer rezenten Antwort auf eine parlamentarische Frage sei hervorgegangen, dass rund 60 Prozent der Arbeitnehmer in Luxemburg eine gewerkschaftliche Vertretung in ihrem Unternehmen haben. Außerdem sei die Beteiligung auf nationaler Ebene gestiegen. „Es gibt mehr gewerkschaftlich organisierte Delegierte, und die Zahl der sogenannten neutralen oder isolierten Delegierten ist zurückgegangen“, sagt Angel. „Auch beim OGBL sehen wir, dass jedes Jahr viele Menschen sich entscheiden, Mitglied einer Gewerkschaft zu werden – darunter auch viele junge Leute: Das Bild, das gezeichnet wird, entspricht also absolut nicht der Realität, es ist Wunschdenken.“

Stip
24. Dezember 2024 - 11.00

De Michel Reckinger ass e feine Kärel a super gefälleg an einfaltsreich esou lâng wéi et a séng gutt gefëllten, awer Tëschen ouni Buedem geet. :((

Harry
24. Dezember 2024 - 8.53

Een Gedeessems sonnergleichen,
d'Patronat ass verréckt an ëmmer méi geldgeil,
daat ass déi modern Sklaverei, d'Salariée sollen séch
zesummen doën an einfach Sonndes streiken oder alles
komplett nidderléen. Ett ass jo normal dass den Wirtschaftsminister sein Grouskapital ennerstetzt,wëll deen
bloen Herr do keng Ahnung vun Commerce an Handwierk huet,
trotz sengem Fatzebutték.Alles armsélég an lächerléch.
Mir sinn weit ofgesackt.

Mantoine-jacquie Lise
23. Dezember 2024 - 19.28

Den OGBL huet vollkommen Recht. Wéi schéin war et dach wéi sie nach den OPE haaten, och den ass hinnen futti gemach gin vun den Patron'en.