Freitag31. Oktober 2025

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Neue SatellitenHoffnungsträger: Rakete von SpaceX erfolgreich für Luxemburger SES gestartet

Neue Satelliten / Hoffnungsträger: Rakete von SpaceX erfolgreich für Luxemburger SES gestartet
Eine Rakete von SpaceX schickt zwei Satelliten einer neuen Generation für den Luxemburger Satellitenbetreiber SES ins All Foto: SES

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Am Dienstag ist erneut eine SpaceX-Rakete für den luxemburgischen Satellitenbetreiber SES vom Kennedy Space Center in Florida, USA, aus gestartet. Ein wichtiger Moment für das Unternehmen. Zwei neue O3b-mPower-Satelliten kommen in die Erdumlaufbahn. Das Unternehmen braucht die zusätzliche Kapazität, um die steigende Nachfrage zu bedienen.

Diese beiden neuen Satelliten sind keine gewöhnliche Ergänzung, sondern strategisch wichtig für den Luxemburger Satellitenbetreiber. Es ist der siebte und achte Satellit der O3b-mPower-Konstellation. Im Gegensatz zu den traditionellen SES-Satelliten sind sie nicht auf die Übertragung von Videos, sondern auf die Bereitstellung von Konnektivität spezialisiert. Auch sind es keine geostationären Satelliten.

Seit einigen Jahren bereits spürt die einst erfolgsverwöhnte SES den Druck, den Streaming-Anbieter auf die Pay-TV-Branche ausüben. Es wird weniger Video-Übertragungs-Kapazität gebraucht als früher. Das traditionell blühende Geschäft mit dem Ausstrahlen von Videos/Fernsehen, mit dem der Konzern groß geworden ist, ist seit Jahren kein Wachstumsmarkt mehr.

Um trotzdem weiter wachsen zu können, arbeitet die SES am Ausbau ihres Dienstleistungs-Portfolios. Vor allem im Bereich der Daten-Konnektivität, also um etwa Verbindungen zum Internet über Satelliten anzubieten, werden viele Anstrengungen unternommen. In diesem Bereich ist die Nachfrage hoch, selbst wenn der Wettbewerb auch hier zugelegt hat. Neue Anbieter, wie etwa Starlink, sind hinzugekommen.

Auch die neuen O3B-mPower-Satelliten werden im Bereich der Daten-Konnektivität in den Einsatz kommen. Sie werden künftig 5G-Netze dort, wo es keine Glasfaserinfrastruktur gibt, untereinander verbinden und zudem in den Bereichen „Mobilität“ und „Dienstleistungen für Regierungen“ in den Einsatz kommen. Ihr großer Vorteil sei ihre Flexibilität, so die SES. Im Gegensatz zu früher könne der Kunde nun entscheiden, „wann, wo und wie viel“ Bandbreite er zur Verfügung gestellt haben will. Unter anderem sollen sie Flugzeuge und Schiffe mit „Konnektivität“ beliefern können.

Internet für Flugzeuge und Schiffe

Anfangs war eine weltumspannende Konstellation aus elf O3B-mPower-Satelliten geplant. Doch das Projekt hat bereits drei Jahre Verspätung. Bei den sechs Satelliten, die bereits im All sind, sind Probleme mit den Strommodulen festgestellt worden. „Diese haben uns bei der Errichtung der vollständigen Satelliten-Konstellation aufgehalten. (…) Es gibt also eine Verzögerung“, hatte SES-Geschäftsführer Adel Al-Saleh im Oktober gegenüber dem Tageblatt erklärt.

Das Problem ist nun aber behoben und es wird versucht, aufzuholen: Neben den beiden nun gestarteten Satelliten sollen drei weitere in der ersten Hälfte des Jahres 2025 und noch zwei gegen Ende 2025/Anfang 2026 in die Umlaufbahn gebracht werden. „Wir starten also neue Satelliten, die das Problem beheben, und wir wollen zusätzliche Satelliten hinzufügen, um die bereits gestarteten Satelliten mit Einschränkungen zu ersetzen“, so der Geschäftsführer.

Kunden, die auf den Dienst warten, gibt es bereits. Die Kapazität der sechs mPower-Satelliten, die sich bereits in der Umlaufbahn befinden, ist heute schon ausverkauft. „Es bleibt eine große Nachfrage, die wir heute nicht erfüllen können. In Zukunft, mit den neuen Satelliten, wollen wir das.“

Dass die Satelliten „O3B-mPower“ heißen, ist dabei kein Zufall und hat auch nichts mit spezialisierter Technik zu tun. Es ist ein Verweis auf die 2007 gegründete Gesellschaft O3B. Der Name steht für „other three billion“, also für die anderen drei Milliarden Menschen auf der Welt, die noch keine Verbindung zum Internet haben. Er steht für die Vision der Firma: All die Menschen auf der Erde, die noch keine Verbindung mit dem Internet haben, mit der Welt zu vernetzen. Zu den Gründern von O3B zählte 2007 die Luxemburger SES, aber auch beispielsweise der Internetkonzern Google. Etwa zehn Jahre später hat die SES den kleineren Satellitenbetreiber ganz gekauft und in den eigenen Konzern integriert. Die Satelliten haben den Namen O3B behalten.

Konstellation in „Medium Earth Orbit“

Die Satelliten unterscheiden sich fundamental von traditionellen geostationären Satelliten. Statt in 35.000 Kilometern Höhe (GEO) zu kreisen, bewegen sie sich in einer Mittleren Erdumlaufbahn (MEO) von etwa 8.000 Kilometern über dem Äquator. Das soll helfen, die Schnelligkeit der Verbindungen zu verbessern, gleichzeitig aber verhindern, dass man Tausende Satelliten braucht, um die ganze Welt abzudecken, wie neue konkurrierende Konstellationen im „Low Earth Orbit“.

Der Start selbst wurde erneut mit einer Falcon-9-Rakete von SpaceX durchgeführt – ein Partner, mit dem SES eine lange Geschichte verbindet: 2013 beförderte SpaceX erstmals einen Satelliten der SES ins Weltall. Anfang 2017 war der Betzdorfer Satellitenbetreiber das erste privatwirtschaftliche Unternehmen, das es wagte, auch eine wiederverwendete Antriebsrakete von SpaceX zu nutzen, um einen Satelliten ins All zu bringen. Mit Erfolg. Seitdem nutzen nicht nur die Luxemburger das neue, preiswertere Angebot von Elon Musk mit einer gewissen Regelmäßigkeit. Heute ist der ganze „westliche“ Markt für Raketenstarts schlichtweg von SpaceX abhängig. „Wir haben Glück, dass wir eine ganz besondere Beziehung mit SpaceX haben“, so Adel Al-Saleh.

Der herbeigesehnte Start ist zuletzt bereits mehrmals nach hinten verschoben worden. Die beiden von Boeing in Los Angeles gebauten Satelliten warten nun schon seit dem 3. Dezember in Cape Canaveral (Florida) auf den Start. Starten kann die Rakete jedoch nur, wenn die Wetterverhältnisse und alle anderen Rahmenbedingungen passend sind. Bis die zwei Satelliten O3b mPower auf ihrer Position ankommen, werden noch vier bis fünf Monate vergehen. In Betrieb genommen werden sollen sie dann noch einige Zeit später, nach einigen Tests.

Zuletzt gab es für die 1985 gegründete SES einige weniger gute Nachrichten. Der Aktienkurs schwächelt. Er hat seit Jahresbeginn fast die Hälfte seines Werts verloren. Zuletzt dümpelte er um die 3,2 Euro pro Titel. Zu Beginn dieses Jahres waren es noch leicht mehr als 6 Euro. Der Kurs ist seit Jahren am Fallen: Mitte 2015 mussten Käufer noch mehr als 33 Euro für eine Aktie zahlen. Gleichzeitig macht der Luxemburger Traditionsbetrieb derzeit auch Schlagzeilen wegen eines Sozialplans: In Betzdorf werden 68 Arbeitsstellen, wegen Jobverlagerungen nach Indien, gestrichen. Die Gewerkschaften befürchten derweil, dass es damit noch nicht vorbei ist. Durch die bevorstehende Übernahme des langjährigen Konkurrenten Intelsat im zweiten Quartal 2025 zeichnen sich „bereits weitere Stellenstreichungen innerhalb der Gruppe am Horizont ab“, befürchten sie.

Dabei dürfte es nicht mehr lange dauern, bis mit dem Militärsatelliten LuxeoSys erneut ein Luxemburger Satellit mit SpaceX startet. Ursprünglich hatte die Luxemburger „Défense“ einen Start mit Arianespace geplant. Der sei jedoch „mit extrem hohen Zusatzkosten und vielen Unsicherheiten“ verbunden gewesen wäre, hatte Verteidigungsministerin Yuriko Backes vor kurzem erklärt. Abgeschlossen wurde daher ein Vertrag mit SpaceX. Vorgesehener Starttermin ist das erste Semester 2025.

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Holly
24. Dezember 2024 - 14.10

Wiederum noch mehr Weltraumschrott,
leider sind auch Steuergelder daran beteiligt.
Hirnloses politisches Getue.

Bettendorff Marcia
19. Dezember 2024 - 16.06

Witzlos, Musk's Satelliten bringen bessere 'Konnektivität' weltweit für einen niedrigeren Preis.

Christian Muller
19. Dezember 2024 - 15.15

Europa hat vergessen, wie man Raketen baut:

https://www.tageblatt.lu/headlines/start-von-luxemburger-erdbeobachtungssatellit-keine-alternative-zu-spacex/

Grober J-P.
19. Dezember 2024 - 9.53

Ausgerechnet eine Musk Rakete, versteh ich nicht. Haben wir hier keine vernünftigen Raketenbauer?
Bitte um Erklärung. Wie oder was waren die Zusatzkosten bei der ESA?