Einmal das „Fossil des Tages“ zu sein, diesen Traum hegen nicht viele. Auch macht die Trophäe, ein ziemlich hässlicher Saurier, nicht unbedingt Freude. Den Preis vergibt das Climate Action Network (CAN), ein Dachverband von mehr als 1.500 Umweltorganisationen, während der UN-Klimakonferenz (COP) an den Staat, der sich durch besonders schlechten Klimaschutz oder durch besonders destruktives Verhalten während der Verhandlungen auszeichnet.
Die Favoriten sind stets die üblichen Verdächtigen, so wie auch die Schlusslichter im von Germanwatch und dem New Climate Institute auf der COP29 in Baku vorgestellten Klimaschutz-Index (CCPI) jedes Jahr jene Länder sind, die beim Klimaschutz konsequent auf die Bremse treten und kaum Willen zur Veränderung zeigen. Dazu gehören vor allem die Gas- und Ölproduzenten Saudi-Arabien, Russland und Iran sowie die Vereinigten Arabischen Emirate, die am Ende des Rankings von 64 Staaten stehen, die 90 Prozent aller globalen Treibhausgase verursachen. Die anderen Länder leiden zwar unter den Folgen, tragen aber so gut wie nicht zum Problem bei.
Der am Mittwoch in Baku präsentierte, in die Kategorien Klimapolitik, Energienutzung, Treibhausgasemissionen und erneuerbare Energien eingeteilte Index zeigt, dass etwa die erneuerbaren Energien zwar weltweit auf dem Vormarsch sind, aber nach wie vor viele Länder zu stark an fossilen Brennstoffen festhalten. Eine gute Nachricht ist jedoch, dass Luxemburg insgesamt eine hohe Bewertung erhalten hat und auf Platz 13 in dem Ranking landet. Dies bedeutet einen kontinuierlichen Fortschritt in den vergangenen Jahren. Dabei muss differenziert werden: Das Großherzogtum erzielt einen hohen Wert bei Treibhausgasemissionen, einen mittleren bei erneuerbaren Energien und einen niedrigen für seine Klimapolitik.
Die ersten drei Plätze – das Siegertreppchen im Klimaschutzindex – bleiben unbesetzt, was nichts anderes bedeutet, als dass kein Land die Anforderungen erfüllt, um die Pariser Klimaziele zu erreichen. Spitzenreiter ist wie in den Vorjahren Dänemark (das einzige Land, das in der Kategorie Klimapolitik ein „gut“ erreicht, bei den erneuerbaren Energien mit Norwegen und Schweden ein „sehr gut“), gefolgt von den Niederlanden und dem Vereinigten Königreich, das ein Shootingstar wegen des dieses Jahr beschlossenen Kohleausstiegs ist, während Deutschland um zwei Plätze auf Rang 16 zurückfiel. Die größten Verlierer sind Finnland, Argentinien und die Schweiz aufgrund ihrer deutlichen Rückschritte in der Klimapolitik.
Das Ziel, den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur auf deutlich unter zwei Grad, möglichst aber auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Niveau zu halten, sei weiterhin außer Reichweite, erklärten die Autoren des Index. Sie warnen auch, dass die Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus ein „Bremsklotz“ sein könnte. Die USA stehen übrigens auf Platz 57 des CCPI. Kein Wunder, schließlich gehören sie wie die genannten Schlusslichter zu den größten Gas-, Öl- und Kohleproduzenten weltweit. Und wer im Klimaschutz-Index schlecht dasteht, hat schlechtere Karten bei den Verhandlungen. Das dürfte Trump schnuppe sein, wenn er wieder aus dem Pariser Abkommen austritt.
Das viel beschworene Ziel bleibt, die Erderwärmung auf maximal 1,5 Grad zu begrenzen, auch wenn es Experten wissenschaftlich für „völlig unrealistisch“ und für Realitätsverweigerung halten, wie der deutsche Klimaforscher Mojib Latif. Der Wert sei immer wieder überschritten worden. Selbst ein Wert von drei Grad sei gefährdet, wenn nicht schnell drastische Maßnahmen ergriffen würden, meint Latif. Doch die UN-Klimagipfel weisen nicht darauf hin. Stattdessen wird so viel Geld ausgegeben wie noch nie, um Gas, Öl und Kohle zu subventionieren. Angesichts des rasant fortschreitenden Klimawandels und der damit verbundenen Extremwetter-Phänomene eine besonders extreme Form der Realitätsverweigerung.
De Maart

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