Im Moment wird eine mögliche Reform des allgemeinen Rentensystems diskutiert. Die letzte umfassende Reform liegt zwölf Jahre zurück, und ihre Auswirkungen waren eindeutig negativ – sie führte zu spürbaren Kürzungen der Renten, sowohl für die aktuellen als auch die zukünftigen Rentner. Kann eine weitere Senkung der Renten tatsächlich die Lösung sein?
**Ein Leben ohne Unsicherheit?**
In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Armutsquote unter Rentnern mehr als verdoppelt, sodass 2023 rund 10,7% der Rentner als armutsgefährdet galten. Parallel zu den steigenden Lebenshaltungskosten und den zunehmenden Unsicherheiten wächst auch die Zahl der älteren Menschen in prekären Verhältnissen. Es ist daher dringend notwendig, diese Entwicklung frühzeitig zu analysieren, um zu verhindern, dass sie sich weiter ausweitet.
Dabei fällt auf, dass die Mindestpension aufgrund ihres aktuellen Niveaus strukturell zu niedrig ist: Sie beträgt etwa 2.245 € brutto monatlich für eine vollständige Versicherungslaufbahn von mindestens 40 Jahren. Dies liegt weit unterhalb der Armutsgrenze (die 2022 bei 2.452 € netto lag) und ist weit entfernt von dem Budget, das für ein würdevolles Leben notwendig wäre. Sollte nach 40 Versicherungsjahren nicht zumindest die Hoffnung auf ein Leben ohne soziale Unsicherheit selbstverständlich sein? Wäre es nicht sinnvoller, statt weiterer Kürzungen endlich über eine Erhöhung der Mindestrente nachzudenken?
Die Reform von 2012 reduziert die Rentenansprüche, hauptsächlich für zukünftige Rentner, signifikant. Dies geschieht durch eine ungünstigere Berechnungsformel, die voraussichtliche Abschaffung der Jahresendzulage und das Ende der vollständigen Anpassung der Renten an die Reallohnentwicklung.
Heute hängt die jährliche Anpassung der Renten an die Löhne von einem statistischen Indikator ab, der sogenannten „reinen Umlageprämie“. Es wäre deutlich fairer, wenn die Renten dauerhaft und integral, ohne die Berücksichtigung solcher statischen Faktoren, angepasst würden. Denn, für einen durchschnittlichen Rentner wird der Verlust dieser jährlichen Erhöhung im Laufe seiner Rentenzeit eine Summe von rund 100.000 € brutto ausmachen.
Die geplante Abschaffung der Jahresendzulage ruft ebenfalls Besorgnis hervor. Dabei handelt es sich um eine Zahlung von rund 960 € brutto pro Jahr für einen Rentner mit einer 40-jährigen Versicherungslaufbahn. Gerade für Rentner mit geringen Einkünften ist diese Zahlung ein wichtiger finanzieller Ausgleich.
**Für einen transparenten und objektiven Diskurs**
Damit die Diskussion nicht von Fehlinformationen geprägt wird, ist es wichtig, verschiedene Fakten klarzustellen: Es lässt sich nicht behaupten, dass die Renten im allgemeinen Rentensystem unangemessen hoch wären. Nur 4,19 % der Bruttorenten überschreiten 6.000 € monatlich, und lediglich 0,14% erreichen sogar 8.000 € pro Monat. Im Gegensatz dazu erhalten rund 23 % der Rentner – also fast ein Viertel – weniger als 2.000 € brutto im Monat.
Und was bedeutet das für die junge Generation? Schon 2012 benachteiligt, wird sie künftig mit großen Einbußen rechnen müssen. Rechnungen belegen, dass zukünftige Rentner mit einem durchschnittlichen Gehalt voraussichtlich bis zu 380.000 € brutto über die Dauer ihrer 25 Jahre im Ruhestand verlieren könnten.
**Das Rentensystem stärken – eine dringende Notwendigkeit**
Der derzeitige Alarmismus, der eine schnelle Reform fordert, ist kaum nachvollziehbar, wenn man weiß, dass die Rentenkasse finanziell bestens aufgestellt ist. Die Caisse nationale d’assurance pension (CNAP) hat Rücklagen von mehr als 27 Milliarden Euro, was ihr ermöglichen würde, die Renten über 4,3 Jahre hinweg ohne jegliche Einnahmen weiterzuzahlen. Zum Vergleich: In Deutschland reicht diese Reserve nur für 1,6 Monate, in Frankreich für etwa 6 Monate.
**Es gibt gerechtere Lösungen**
Es gibt durchaus gerechtere Wege, um die Renten langfristig zu sichern. Zunächst sollte man die vorhandenen Rücklagen nutzen, um mögliche Defizite auszugleichen, denn diese Rücklagen wurden genau für den Zweck gebildet, die Renten zu finanzieren.
Prognosen zeigen, dass der jährlich geschaffene Wohlstand in Luxemburg künftig stärker zunehmen wird als die Rentenausgaben. Das bedeutet, dass die Renten auch in Zukunft finanziert werden können, ohne dass auf irgendetwas verzichtet werden muss.
Es ist völlig klar, dass die Rentenausgaben in Anbetracht der älter werdenden Bevölkerung steigen werden. Doch es wäre falsch, diese Entwicklung als eine Bedrohung für die Wirtschaft oder den Staatshaushalt darzustellen. Zwar gibt es Herausforderungen, aber die Finanzierung dieser Ausgaben ist durchaus machbar. Eine nachhaltige Lösung müsste darin bestehen, die Einnahmen des Rentensystems zu steigern, anstatt die Renten zu reduzieren.
Die Chambre des salariés setzt sich für die Rechte aller Arbeitnehmer, Auszubildenden, Arbeitssuchenden und Rentner in Luxemburg ein – ob Grenzgänger oder ansässige Bürger, ob Luxemburger oder Zugezogene. Sie vertritt die Interessen von über 630.000 Menschen und sorgt dafür, dass niemand in der Gesetzgebung vergessen wird, damit jeder ein gerechtes und würdevolles Leben führen kann.
Mehr Informationen: CSL
De Maart
Zitat vom Herr Statec: "Nur zehn Prozent der Einwohner, die das 60. Lebensjahr erreicht haben, arbeiten noch. Es ist also kein Wunder, dass unser Rentensystem gegen die Wand fährt." Was ist das für eine billige Aussage? Das ist doch gerade gut für die Jugend! Was wäre, wenn all diese "Agecanonix" noch arbeiteten und auf dem Stuhl klebten? Viele junge Mitbürger hätten enorme Schwierigkeiten auf dem Arbeitsmarkt und also auch Probleme eine Wohnung zu finanzieren. Ganz bestimmt ist jemand beim Statec sehr glücklich darüber, dass der Chef endlich in Rente geht. Und das "gegen die Wand" kann man ganz normal vermeiden, indem man die Rentenbeiträge der noch Aktiven eben erhöht! Nur so kann die Jugend sicher sein, auch einmal eine angemessene Rente zu erhalten. Alles unnütze Zeug wird heutzutage sehr viel teurer. Warum sollte ausgerechnet bei der Rente gespart werden?