Donnerstag23. Oktober 2025

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MexikoCiudad Juárez – Eine deutsche Journalistin und Wrestlerin im Grenzgebiet

Mexiko / Ciudad Juárez – Eine deutsche Journalistin und Wrestlerin im Grenzgebiet
Kathrin Zeiske zog es einst von Bonn nach Mexiko. Sie lebt seit Jahren in Ciudad Juárez. Foto: privat

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Ciudad Juárez hat einen schlechten Ruf. Die mexikanische Millionen-Metropole an der Grenze zum US-Bundesstaat Texas gilt als eine der gefährlichsten Städte der Welt, ist geprägt von Drogengangs und berüchtigt wegen einer endlos scheinenden Serie von Femiziden. Zugleich ist sie eine Zwischenstation für viele lateinamerikanische Migranten auf ihrem Weg nach Norden. Kathrin Zeiske lebt hier mehrere Monate im Jahr und hat das Buch „Ciudad Juárez“ über diesen Ort der Extreme geschrieben.

Juárez, wie die seit der Gründung der nordamerikanischen Freihandelszone im Jahr 1994 auf mindestens 1,5 Millionen Einwohner angewachsene Stadt kurz genannt wird, „ist wie ein Brennglas, durch das man erkennt, wie es auf der Welt aussieht“, sagt Kathrin Zeiske. Alles komme hier zusammen: Bittere Armut trifft auf verschwenderischen Reichtum. Einerseits ist Juárez eine Stadt der Arbeit, in der in über 300 Maquilas oder auch Maquiladoras genannten Montagebetrieben die Beschäftigten von Autositzen über Smartphones bis zu Windturbinen alles Mögliche anfertigen. Selbst können sie nicht an dem erwirtschafteten Reichtum teilhaben.

Der Hungerlohn reicht kaum dafür aus, eine Familie zu ernähren. Viele sind auf einen zweiten Job angewiesen. „Es ist schwierig, mit dem geringen Lohn über die Runden zu kommen“, zitiert Zeiske eine Frau, die seit 30 Jahren in einer Maquila arbeitet und in einem winzigen Reihenhaus in einem Viertel lebt, das im Nirgendwo am Rande der Wüste gebaut wurde. „Aber so haben wir wenigstens eine Krankenversicherung, und das Haus wird abbezahlt.“ Die meisten der in den Montagefabriken Beschäftigten sind Frauen und alleinerziehend.

„Juárez krankt in seinem Herzen“

Derweil herrscht das organisierte Verbrechen. Die Drogenkartelle rekrutieren in den Armenvierteln Minderjährige, die für sie Drogen über die Grenze schmuggeln, oder Auftragskiller, von denen manche erst 14 Jahre alt oder noch jünger sind. „Hier spielen Kinder Gewalt“, stellt eine katholische Missionarin in Zeiskes Buch fest. „Juárez krankt in seinem Herzen.“ Die Maquilas hätten die Basis einer Gesellschaft geschaffen, die von Armut, Marginalisierung und Gewalt geprägt sei.

Kathrin Zeiske vor Donald Trumps „verdammter Mauer“: 
Kathrin Zeiske vor Donald Trumps „verdammter Mauer“:  Foto: privat

Nicht zuletzt hat die durch den Rio Bravo, der in den USA Rio Grande heißt, von der texanischen Schwesterstadt El Paso getrennte Stadt durch eine seit mindestens 30 Jahren andauernde Serie von Morden an Frauen traurige Berühmtheit erlangt und wurde als „Stadt der toten Töchter“ bezeichnet. Damals entstand auch der Begriff „Femizid“. Obwohl sich Vereinigungen wie das Frauenkollektiv „Ni en more“ bildeten, gingen die Morde weiter. Tausende sind es bis heute. Die meisten Taten bleiben unaufgeklärt. Straflosigkeit ist ein weit verbreitetes Übel. „Das Schlimmste hier ist die Perspektivlosigkeit“, sagt Kathrin Zeiske. Während die Frauen in den Maquilas schuften, finden die kriminellen Banden immer wieder neue Einnahmequellen. Sie haben am stärksten von der US-Politik der Abschottung gegenüber Migranten aus dem Süden profitiert. Mittlerweile soll das Schleusen von Flüchtenden über die Grenze sogar lukrativer als der Drogenhandel sein. Unter anderem darüber berichtet Zeiske. Sie erzählt von Alberto, der nachmittags auf Schicht Autokabel zurechtschneidet und von seiner Frau Verónica, die in der Nachtschicht malocht, während Alberto die Kinder hütet. Oder von Familie Alemán, die mit ihren vier Kindern auf engstem Raum lebt. Maribel Alemán arbeitet in der ersten Schicht vom Nachmittag bis Mitternacht bei einem Autozulieferer und nicht selten die zweite bis sechs Uhr morgens durch. Nur so gehe es auf. Manchmal sehe sie ihre Kinder die ganze Woche nicht, sagt sie.

Wer seinen Job verliert, ist auf sich allein gestellt. „Wenn Arbeiter nach 15 Jahren in der Maquila zu nichts mehr fähig sind, wird alles dran gesetzt, dass sie freiwillig gehen, um keine Entschädigung zu zahlen“, sagt eine Rechtsanwältin. „Wenn du dich einfach hier umguckst, siehst du die Ungerechtigkeit doch schon, von der ich spreche.“ Und auch im Alter biete Juárez nur Armut und Krankheit, weiß eine Sozialarbeiterin. Zeiske erzählt von Senioren, die ein Haus besetzt haben, und von den Bewohnern des Altersheims, das „La Esperanza“ heißt.

Außerdem berichtet sie von den unzähligen Migranten, die täglich in der Stadt neu ankommen. Für sie ist Juárez nur eine Zwischenstation, ein Wartesaal auf dem Weg in das Sehnsuchtsland USA. Die Autorin schildert etwa das Schicksal der erst siebenjährigen Jakelin Caal, die mit ihrem Vater von Guatemala aus aufgebrochen war, ganz Mexiko durchquerte und sich freiwillig der US Border Patrol auslieferte, um Asyl zu beantragen. Als sie nach New Mexico gebracht werden sollte, kollabierte Jakelin. Sie wurde noch ins Krankenhaus von El Paso gebracht, überlebte aber nicht. In El Paso sprach die Autorin mit Rubén García. Er leitet das Annunciation House, das den Geflüchteten eine vorübergehende Bleibe bietet.

Brandkatastrophe im Abschiebeknast

Als am 27. März 2023 in Juárez ein Abschiebegefängnis brannte, war später auf den Überwachungsvideos zu sehen, wie Männer in Uniform das Gebäude verließen, während im Hintergrund die Flammen aus den Zellen schlugen. Keiner schloss die Türen auf, hinter denen 40 Männer starben. Die Feuerwehr entdeckte den Brand zufällig. Ihre Einsatzkräfte bargen die Toten und etwa 30 Schwerverletzte. Die Opfer waren Migranten aus Guatemala, El Salvador, Honduras, Kolumbien, Ecuador und Venezuela. Es wird vermutet, dass die Insassen das Feuer selbst gelegt hatten, um gegen die katastrophalen Haftbedingungen zu protestieren.

Soldaten des US-Militärs halten im Dezember 2022 Migranten davon ab, die Grenze bei Ciudad Juárez und El Paso zu überqueren 
Soldaten des US-Militärs halten im Dezember 2022 Migranten davon ab, die Grenze bei Ciudad Juárez und El Paso zu überqueren  Foto: Christian Chavez/AP/dpa

Die Situation der vor Elend und Gewalt in ihren Herkunftsländern Geflüchteten hat sich in den letzten Jahren verschlimmert. Was maßgeblich auf die Migrationspolitik der USA zurückzuführen ist, weiß die Autorin. Sie erklärt die Zusammenhänge: Als die Covid-Pandemie im Frühjahr 2020 begann, setzte der damalige US-Präsident Donald Trump das gesundheitspolitische Dekret „Title 42“ in Kraft – und hebelte damit faktisch das Asylrecht aus. Er machte sich daran, sein Wahlversprechen umzusetzen: den Ausbau einer Mauer an der mexikanischen Grenze. Zum Ende seiner Amtszeit wurden nach offiziellen Angaben 727 Kilometer Grenzanlagen gebaut. Allerdings bestand nur ein Bruchteil davon aus der rostbraunen Mauer.

Aufgrund des „Title 42“ konnten die von der US-Border Patrol aufgegriffenen Geflüchteten direkt nach Mexiko abgeschoben werden, ohne dass sie einmal die Möglichkeit erhielten, einen Asylantrag zu stellen. Es war ein Präzedenzfall, sagt Zeiske. Zusätzlich zu der von Trump in Auftrag gegebenen Grenzmauer sei eine weitere Mauer gegen die Geflüchteten entstanden. Damit sei die Abhängigkeit der Migranten von den Drogenkartellen gestiegen, die „sämtliche Schleusertätigkeiten in der Region in Richtung USA übernommen haben“.

Die Seuche verschärfte die Armut in den meisten lateinamerikanischen Ländern und verstärkte damit auch den Exodus ins Sehnsuchtsland USA, denn der informelle Arbeitsmarkt, auf den viele Menschen in der Region angewiesen sind, war durch die Pandemie und aufgrund der durch sie bedingten Restriktionen völlig eingebrochen. Durch den „Title 42“ saßen die Menschen, darunter zunehmend auch Geflüchtete aus Haiti, in den mexikanischen Grenzstädten fest. In Juárez habe nur ein Netzwerk aus Herbergen und Initiativen der Zivilgesellschaft eine größere humanitäre Krise verhindert. In der Stadt fanden sich Neuankömmlinge aus dem Süden ebenso wie aus den USA Abgeschobene ein, die meisten mittellos.

„Six feet of German brutality“

Geboren und aufgewachsen in Bonn, hat Kathrin Zeiske in ihrer Heimatstadt Politikwissenschaft studiert, war dort in der Punk- und Antifa-Szene aktiv und kam in den 90er Jahren erstmals nach Mexiko; dort war sie aus Solidarität mit der zapatistischen Bewegung in dem südlichsten Bundesstaat Chiapas aktiv. Sie lebte eine Zeitlang in Tapachula unweit der guatemaltekischen Grenze und arbeitete in der Flüchtlingshilfe, bevor sie „der Liebe wegen“ nach Ciudad Juárez zog. Ihr Partner José Julio Pacheco Hernández, genannt „Pagano“, ist ein Star der Lucha Libre, ein Volkssport in Mexiko und vergleichbar mit dem US-amerikanischen Wrestling. Sie ist eine „Luchadora“, ihr Kämpferinnenname lautet „Miss Kath“. Für ihre Auftritte wird sie als „six feet of German brutality“ angekündigt.

„Miss Kath“ betritt die Bühne der Lucha Libre
„Miss Kath“ betritt die Bühne der Lucha Libre Foto: Jesús Rosales

Die Lucha Libre ist für die 47-jährige Journalistin mehr als ein Ausgleich geworden. Sie liebt daran die Interaktion mit dem Publikum. „Es ist nicht nur ein Kampf, sondern eine Show und ein Spektakel für die ganze Familie“, sagt sie, „und ein gewaltsamer Tanz, bei dem du nie weißt, was passiert.“ Im schillernden, fantasievollen Kostüm, mit Maske und in Stiefeln, tritt sie in den Ring, wirft ihre Gegnerinnen zu Boden und lässt sich zu Boden werfen, fliegt durch die Luft und landet manchmal krachend auf dem Boden. Verletzungen gehören dazu, blaue Flecken sind normal.

Die Gegnerin im Griff: Kathrin Zeiske
Die Gegnerin im Griff: Kathrin Zeiske Foto: privat

„Aber man macht weiter“, sagt die Kämpferin. Der mit artistischen Showelementen ausgeschmückte Kampf, ebenso spektakulär wie schnell, ist ein Lebensinhalt für die deutsche Journalistin geworden. Während sie in den vergangenen beiden Monaten in Europa unterwegs war, gehörten nicht nur Lesungen aus ihrem Buch zu ihrem Reiseprogramm, sondern auch Auftritte als Wrestlerin. Für sie sei der Kampf nicht zuletzt „gelebter Feminismus“, sagt „Miss Kath“. Vor allem im Macho-Land Mexiko.

Dieses hat von der kommenden Woche an mit Claudia Sheinbaum erstmals eine Präsidentin. Die promovierte Physikerin und Energietechnikerin sowie frühere Bürgermeisterin der mexikanischen Hauptstadt löst ihren seit 2018 regierenden Parteifreund Andrés Manuel López Obrador, kurz AMLO, von der linken Morena-Partei ab. Der 70-Jährige gilt als populär, was auf seine Sozialprogramme und die Erfolge in der Armutsbekämpfung zurückzuführen ist, allerdings durfte er laut Verfassung nach einer Amtszeit nicht mehr antreten. Sein Vorgehen gegen die hohe Kriminalität, das organisierte Verbrechen und die grassierende Korruption, war hingegen zwiespältig: Einerseits verfolgte er trotz zunehmender Gewalt eine deeskalierende Strategie, andererseits stattete er das Militär mit mehr Macht aus.

Asylantrag per Smartphone

Immerhin ging die Mordrate unter AMLO zurück, ebenso die Zahl der Femizide, Raubüberfälle, Entführungen und Autodiebstähle. Trotzdem wurden während seiner Amtszeit mehr als 180.000 Menschen in Mexiko ermordet. Seine Kritiker warfen dem Präsidenten vor, den Kampf gegen die Kartelle aufgegeben zu haben. Letztere infiltrierten zunehmend die legale Wirtschaft und staatlichen Institutionen. Die New York Times berichtete, dass sich der meistgesuchte Drogenboss Ismael Zambada García vor der Präsidentschaftswahl 2018 mit einem Vertrauten von AMLO getroffen hatte.

Dieser akzeptierte gezwungenermaßen Trumps „Remain-in-Mexico“-Programm, mit dem die Asylverfahren nach Mexiko verlagert wurden. AMLO schickte Militär an die Südgrenze zu Guatemala, um die Migranten dort an der Einreise zu hindern. An die Migranten wurden keine Transitdokumente mehr vergeben. Zwar versuchte US-Präsident Joe Biden, Trumps Abschiebepraxis zurückzunehmen, wurde jedoch eine Zeit lang von Bundesrichtern, die sein Vorgänger eingesetzt hatte, daran gehindert. Erst im Mai 2023 lief die Regelung aus. Stattdessen wurden die Asylverfahren vollständig digitalisiert. Weiterhin kam es zu Abschiebungen.

Migranten aus Mittel- und Südamerika im März 2021, inmitten der Covid-Pandemie, an der Brücke von Ciudad Juárez nach El Paso
Migranten aus Mittel- und Südamerika im März 2021, inmitten der Covid-Pandemie, an der Brücke von Ciudad Juárez nach El Paso Foto: Herika Martinez/AFP

Die Zahl der Migranten in Ciudad Juárez stieg um das Dreifache an. „Biden führte also Trumps Politik de facto fort“, erklärt Kathrin Zeiske. Zwar hatte der Präsident zu seinem Amtsantritt einen Baustopp der Grenzmauer verfügt. Trotzdem wurde ein neuer Abschnitt errichtet, weil sich der US-Kongress weigerte, die Gelder anders einzusetzen. Entlang der Mauer sind mehrere Felder von Stacheldrahtreihen zu sehen: sogenannter NATO-Draht mit kleinen, messerscharfen Klingen, die schwere bis lebensgefährliche Schnittwunden zufügen können.

Fortan galt „Title 8“. Er besagte, dass, wer es nicht schaffte, vor Antritt seiner Reise per mobiler App einen Asylantrag zu stellen, sofort wieder in sein Herkunftsland abgeschoben wird, ohne dass sein Recht auf Asyl überprüft wurde – bis auf Geflüchtete aus Kuba, Nicaragua und Venezuela sowie Haiti. Wer die Grenze überquert, ohne die App zu nutzen, ist aus dem Asylverfahren ausgeschlossen. In den ersten Monaten war die App völlig überlastet. Wer Asyl zu beantragen versucht, muss den ganzen Tag online sein und hat keine Zeit, eine Arbeit zu suchen.

In jüngster Zeit waren viele Venezolaner auf der Flucht durch Mexiko. Vor allem ihnen gegenüber sei eine zunehmende Ablehnung seitens der Einwohner von Juárez zu spüren gewesen, die sich zu einem rassistisch geprägten Hass steigerte. In den sozialen Netzwerken seien nach dem Brand in dem Abschiebegefängnis Kommentare wie „ihr werdet alle brennen“ zu lesen gewesen. Viele Geflüchtete werden Opfer von Polizeigewalt, verschleppt und gefoltert, um Geld von ihren Angehörigen zu erpressen. Ermittelt wird kaum, die Region ist von Straflosigkeit und Korruption geprägt. Politiker und Beamte kooperieren mit den Kartellen.

„Gebäude der Träume“

Unter den Geflüchteten sind zahlreiche Migranten aus Kuba, die in jene Häuser einzogen, die die Menschen zurückgelassen hatten, die vor der Eskalation des Drogenkrieges zwischen dem Juárez- und dem Sinaloa-Kartell geflohen waren. Viele arbeiten in einem der kubanischen Restaurants, die in Juárez wie Pilze aus dem Boden schossen. Im „La Habanna“ werden Gerichte von der Karibikinsel gezaubert.

Show, Spektakel und „gewaltsamer Tanz“: die fliegende „Luchadora“ in ihrem Element
Show, Spektakel und „gewaltsamer Tanz“: die fliegende „Luchadora“ in ihrem Element Foto: Jesús Rosales

Die Autorin beschreibt den Drogenhandel und die gefährliche Arbeit der lokalen mexikanischen Journalisten – und hat das örtliche, von den Gangs beherrschte Gefängnis besucht, wo sich die „Aztecas“ mit den „Artistas Asesinos“ bekriegen. Doch in all der Grausamkeit, und obwohl das Leben in Juárez hart und gefährlich ist, habe sie „die Stadt ins Herz geschlossen“, sagt Zeiske. „Die Menschen sind so unglaublich herzlich. Sie leben ihr Leben und versuchen dabei, sich nicht einschüchtern zu lassen.“ Die Deutsche, die nach eigenen Worten schon immer „Ungerechtigkeiten schwer aushalten“ konnte, in ihrer Jugend viel las und rebellisch war, hat in der Stadt der Extreme einen Ort gefunden, wo sie sich zu Hause fühlt. Und wo sie auch ihren Traum als Luchadora „Miss Kath“ lebt.

Inmitten von Armut und Gewalt, trotz der Härten des Alltags, gibt es immer wieder Hoffnungsschimmer. So erzählt die Autorin etwa von der migrantischen LGBTQI+-Community, die eine eigene Herberge namens „Respettrans“ gegründet hat: „Wir haben den Traum, endlich frei zu leben, ohne Angst“, sagt Fiona, eine 21-jährige Transfrau aus Salvador. „Wir wollen die Stadt positiv verändern“, betont Kathrin Zeiske. Sie arbeitet in Juárez in künstlerischen und sozialen Projekten mit, etwa dem „edificio de los sueños“, dem Gebäude der Träume. Die Autorin teile nicht nur gemeinsame Freundschaften, sondern auch gesellschaftliche, schreibt Leobardo Alvarado, ein Journalist, Aktivist und Theaterschauspieler, im Vorwort zu ihrem Buch. Er bezeichnet ihre Perspektive nicht nur als journalistisch, sondern auch als aktivistisch, wenn sie die unterschiedlichen Realitäten von Juárez zeigt. Vielleicht sind jene Worte für sie bezeichnend, die auf einer Wand des Gebäudes der Träume stehen: „Mi domicilio exacto son los sueños.“

Kathrin Zeiske: Ciudad Juárez. Alltag in der gefährlichsten Stadt der Welt. Unrast Verlag. Münster 2022.184 Seiten. @misskathlucha

Ein mexikanischer Soldat hält am 1. Januar 2023 Wache vor der Haftanstalt von Ciudad Juárez. Bei der versuchten Stürmung des Gefängnisses wurden mindestens 14 Menschen getötet. Zehn Sicherheitskräfte und vier Häftlinge kamen dabei ums Leben. 
Ein mexikanischer Soldat hält am 1. Januar 2023 Wache vor der Haftanstalt von Ciudad Juárez. Bei der versuchten Stürmung des Gefängnisses wurden mindestens 14 Menschen getötet. Zehn Sicherheitskräfte und vier Häftlinge kamen dabei ums Leben.  Foto: Christian Chavez/AP/dpa
fraulein smilla
21. Oktober 2024 - 12.41

Die Frage ist doch , warum sind die USA und Kanada reich und Mexiko noch immer so arm dass es seine Bewohner nach Norden zieht . An den Spaniern kanns doch nicht liegen ,immerhin ist Mexiko seit 200 Jahren unabhaengig .