Sonntag19. Oktober 2025

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EditorialElektorale Leichenfledderer: Minister sollten weniger Wahlparolen schwingen

Editorial / Elektorale Leichenfledderer: Minister sollten weniger Wahlparolen schwingen
Die Minister weihten am Freitag ein Windrad ein, das bereits seit einem Jahr dreht Foto: Editpress/Alain Rischard

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„Es geht nicht darum, das eine gegen das andere auszuspielen.“ „Wir müssen ein gesundes Gleichgewicht finden.“ „Es dauert momentan noch zu lange, solche Projekte zu realisieren.“ Die Rede von CSV-Umweltminister Serge Wilmes während der Einweihung eines Windrads am Freitag erinnerte stark an Wahlkampf. Ein Jahr nach den Wahlen fühlt sich diese Rhetorik veraltet an.

Anstatt mit Geleistetem zu glänzen, kloppt die CSV-DP-Regierung – allen voran die schwarzen Minister – weiterhin auf den elektoralen Kadaver der Grünen ein. Gleichzeitig berauben sie den Leichnam seiner Juwelen und hängen sie sich selbst um den Hals. So stolzierten die beiden Leichenfledder-Minister Serge Wilmes und Lex Delles am Freitag von der Einweihung der neuen AgroPV-Anlage in Kehlen zu der Windanlage in Bergem, um sich diese Erfolge auf das eigene Zeugnis zu schreiben. Dabei basiert die Fotovoltaik-Installation, die Wilmes und Delles morgens einweihten, auf einer Ausschreibung der vorigen Regierung. Und das Windrad, das nachmittags mit Speis und Trank gefeiert wurde, dreht schon seit über einem Jahr fröhlich vor sich hin.

Dabei fällt das Fazit der momentanen Regierung im Hinblick auf Energie eher mager aus. So hat die neue Regierung den Geldhahn für die Förderung von Fotovoltaik-Anlagen kräftig zugedreht. Ansonsten fährt die CSV-DP-Koalition den Weg weiter ab, den der Energieplan PNEC der vorigen Regierung vorzeichnet. Minister Wilmes erwähnte während seiner Rede allerdings stolz, dass die Regierung nun die „Erneuerbare-Energien-Richtlinie“ umsetze. Dass sie das laut EU-Recht machen muss, hat er dabei nicht erwähnt. Er betonte auch mehrmals, die Regierung werde die Prozeduren beschleunigen. 

Der Vorwurf, diese würden zu lange dauern, ist gerechtfertigt. Hier haben sich die zuständigen Ministerien der vergangenen Regierung sicherlich im bürokratischen Dschungel verlaufen. Alle Sprecher schienen dies vergangenen Freitag zu betonen. Die Absicht, administrative Hürden zu beseitigen, stand allerdings nicht nur im Programmheft der CSV. Viele andere Parteien schrieben sich dies ebenfalls auf die Fahne – darunter auch „déi gréng“. In ihrem Wahlprogramm standen etliche Vorschläge für die Beschleunigung der Prozeduren.

Eines ist allerdings klar: Nach den vielen Sprüchen der Regierungsparteien reicht eine leichte Verbesserung nicht aus. Ein Energie-Tisch Mitte November soll dabei helfen. Die Idee ist gut, allerdings bleibt abzuwarten, wer schlussendlich wirklich auf der Einladungsliste steht. Denn wenn es auch darum geht, den Umwelt- und Tierschutz nicht zu vernachlässigen, müssen eigentlich auch ein paar Naturschutzorganisationen am Tisch sitzen. Das bisherige Vorgehen könnte Zweifel aufkommen lassen.

Ob die Regierung den versprochenen Spagat tatsächlich hinbekommt, bleibt abzuwarten. Bis dahin wäre den Ministern angeraten, den Wahl-Sprech hinter sich zu lassen und Wahlversprechen umzusetzen. 

porcedda daniel m
21. Oktober 2024 - 10.39

Das lächerliche Gehabe von Politikern, sich mit PR-Aktionen in ein gutes Licht zu rücken, ist anachronistisch. Die geschwungenen Reden sind nicht bloß rhetorisch bedenklich, sondern inhaltlich. Sich dazu noch mit fremden Federn zu schmücken, ist erbärmlich.

Solche Politiker tun der Welt kund: „Wir haben den Ernst der Lage immer noch nicht verstanden.“ Es werden Alibi-Projekte eingeweiht, der große Wurf allerdings ist nicht in Sicht. Nicht kleckern, klotzen … müsste die Devise lauten. Stattdessen hinkt Luxemburg im Ausbau der Erneuerbaren Energien beschämend hinterher. Dabei bräuchte man bloß ab und an über die Grenzen hinauszuschauen, sowie sich schlau über technische Entwicklungen machen, die bereits zur Anwendung kommen.

Die Investitionen in Erneuerbare Energien (und verwandte Gebiete), die man heute vor sich herschiebt, werden den Bürger in naher Zukunft teuer zu stehen kommen. Zurzeit gilt wohl die Devise, sparen und abwarten. Es steht allerdings zu befürchten, dass dann das eintrifft, was (der 2007 verstorbene) Schriftsteller Kurt Vonnegut befürchtete: “We’ll go down in history as the first society that wouldn't save itself because it wasn't cost effective.”