Könnte die Luxemburger Fußball-Landschaft einen weiteren Klub verlieren? Danach sieht es – zumindest im Merscher Raum – nicht aus. „Eine Fusion wird es wahrscheinlich nicht geben“, meinte Alex Kremer im Nachhinein. Der Ehrenpräsident der Marisca, der inzwischen nicht mehr im Vorstand des Klubs vertreten ist, hatte am vorigen Montag mit seiner sarkastischen Bemerkung in der Gemeinderatssitzung für Aufsehen und erstaunte Blicke gesorgt. Kremer hatte aufgrund der Spielflächen-Problematik nämlich einen Zusammenschluss mit den Nachbarn vorgeschlagen.
Ein nicht ganz ernst gemeinter Satz, wie er dem Tageblatt am Donnerstag erklärte. Die rein „politische Aussage“ des LSAP-Gemeinderats war auf die Infrastruktur-Problematik des Dorfkerns gemünzt: „Sollten wir in die BGL Ligue aufsteigen, dann hätten wir keinen Fußballplatz, der den Normen entspricht. Es wäre der ‚schappegste’ Platz der Liga.“ Ohne schicke Tribüne – ganz im Gegensatz zum Erstdivisionär Lintgen, dessen Zuschauern im Stade Jean Donnersbach ein überdachter Steh- und Sitzplatzbereich zur Verfügung steht. In Mersch werden die Meisterschaftsspiele im Stade Schintgespesch ausgetragen. Der Ehrenpromotionär trainiert auf einem Kunstrasenplatz gegenüber der Sporthalle. „Das Problem ist, dass beide im Hochwassergebiet liegen“, wie Kremer hinzufügte. Vor zwei Jahren wurde die „Buvette“ bei den Überschwemmungen komplett zerstört und musste renoviert werden. Das Wasser stand einen Meter hoch auf beiden Plätzen.
Neues Stadion in Planung
Die Gemeinde hat bei der Budgetvorstellung Ende 2022 bereits Pläne für einen nagelneuen Sportkomplex auf dem „Mierscherbierg“ vorgestellt. Laut einer Vorstudie kam man auf einen Kostenpunkt von 106 Millionen Euro. Doch dieser Bau wird sich noch über Jahre hinziehen. Es sollen Probleme wegen der Autobahnfahrspuren aufgetaucht sein. „Die Gemeinde hat die Grundstücke bereits erworben“, berichtete Kremer. „Jetzt werden weitere Studien durchgeführt. Einen Kostenpunkt kann man daher noch nicht definieren. Aber der Rückenwind seitens des Gemeinderats ist da.“ Damit würde ein weiterer Verein aus dem Zentrum verschwinden, gab Kremer zu bedenken: „Ich bin nicht dagegen, dass dieser Umzug stattfindet – aber man muss sich eben auch fragen, was mit dem freigewordenen Gebiet im Dorf passieren wird.“
Sollte der Fußballklub nächste Saison tatsächlich in der höchsten Luxemburger Liga antreten, müsste aber bereits jetzt gehandelt werden. Dass noch massiv in die aktuelle Infrastruktur investiert wird, scheint für alle Beteiligten keine Option mehr zu sein. Wie Marc Kill, Präsident des Vereins, erklärte, gab es bereits Unterredungen mit der FLF und der Gemeinde. „Wir haben uns die Dokumente angesehen“, sagte er. „Zudem steht jedem Verein ein sogenanntes Übergangsjahr zur Verfügung.“ Anforderungen, wie etwa einen separaten Raum für den Teamarzt zu organisieren, sind dagegen nur schwer in Mersch umsetzbar. „Zudem ist dieser Standort ja nicht für die Ewigkeit gedacht, man kann also nicht verlangen, dass massiv investiert wird.“
Ein paar Wünsche hätte der aktuelle Marisca-Vorstand dann doch … Nachdem der Gemeinderat bereits einen Kredit in Höhe von 100.000 Euro durchgewunken hat, um u.a. neue Fangnetze zu installieren und größere Ersatzbänke zu bestellen, würde sich der Klub in Zukunft über weniger Durchgangsverkehr freuen. Aktuell ist es nicht einmal möglich, einen Überblick über die Zuschauer zu haben (und demnach auch Eintrittstickets zu verkaufen) – da man von allen Seiten zum Platz gelangen kann: „Es wäre unser Wunsch, dass der Fußballplatz nur einen einzigen Zugang hätte. Aber ich kann mir aufgrund der Lage unseres Rasens nicht vorstellen, wie das technisch überhaupt aussehen könnte. Die Gemeinde hat bereits ein paar Schritte unternommen. Eine Tribüne, vielleicht in kleiner Form, wäre weiteres Wunschdenken. Und alles, was verbessert wird, nützt uns ja nicht nur in der BGL Ligue, sondern wäre auch ein Plus für die Ehrenpromotion.“
„Verrückte Idee“
Der Merscher Fußballklub wird demnach in den kommenden Jahren weiter auf eigenen Beinen stehen – und in ein paar Jahren sein neues Domizil beziehen. Der Nachbar aus Lintgen kämpft derweil um den Klassenerhalt in der 1. Division. Von der früheren Feindschaft spürt man heute kaum noch etwas. Ganz im Gegenteil: „Sie haben uns, um es mal so zu sagen, den Hintern gerettet“, erinnerte sich Kill. „Als wir vor Kurzem Probleme mit unserer Zeichenmaschine hatten, haben sie uns aus der Patsche geholfen. Die fehlende Linie hätte sonst sogar in einer Forfait-Niederlage enden können. Das heißt aber nicht, dass wir am Freitag beim Derby unserer Reservemannschaften keine Rivalität verspüren werden“, fügte er mit einem Lachen hinzu. Auch in Lintgen ist eine mögliche Fusion kein Thema, wie Präsident Johny Weicherding verdeutlichte: „Es gibt derzeit absolut keinen Grund dafür. Auch seitens der Gemeinde gab es keinen Druck in diese Richtung. Wir befinden uns zwar gerade in einem kleinen Tief und Mersch auf einem Höhenflug, aber beide Vereine sind noch immer kräftig genug, um ihr eigenes Ding durchzuziehen. Zudem ergänzen wir uns seit 20 Jahren beim Nachwuchs.“
Obschon man in der Jugend eine gute Zusammenarbeit mit der Minerva pflegt (bei den Junioren und Cadets), gehöre das Thema Fusion derzeit zu den „verrückten Ideen“, formulierte es Kill. „Wir funktionieren im Moment als Vorstand sehr gut und auch unsere Jugend läuft erfolgreich. Fusionsgedanken hat man dagegen meistens, wenn es an irgendeiner Stelle Sorgen gibt. Und so etwas schwirrt zurzeit absolut nicht in unseren Köpfen herum.“ Ein Aufstieg in die BGL Ligue schon. Dafür müsste dann bereits am Sonntag wieder ein Erfolg in Bissen her.
De Maart

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