Sonntag16. November 2025

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Stadt LuxemburgDie Al Avenue im Wandel der Zeit (Teil 1)

Stadt Luxemburg / Die Al Avenue im Wandel der Zeit (Teil 1)
Das Hotel Clesse war im Jahr 1896 eine der großen Adressen am Bahnhof Postkartensammlung: Martine Feller

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In unserer Ausgabe vom 19. Januar gingen wir auf die Entstehungsgeschichte des hauptstädtischen Bahnhofs ein. Die zweite Tour unserer Serie „Eine Reise in die Vergangenheit“ führt in den Bereich der Avenue de la Gare gegenüber dem Bahnhof bis zu den Hotels Clesse und Staar an der Gabelung Avenue de la Liberté/Avenue de la Gare.

Das Bahnhofsviertel, wie wir es heute kennen, war bis zur Eingemeindung im Jahre 1920 Teil der ehemaligen Gemeinde Hollerich. Auch die Avenue de la Gare war Teil von Hollerich. Die Grenze zur Stadt Luxemburg verlief in Höhe der rue du Fort Bourbon.

Mit dem Anschluss Luxemburgs an das Eisenbahnnetz und der Eröffnung des ersten Bahnhofs im Jahr 1859 entwickelte sich das Viertel sehr rasch. Kleineren und größeren Unternehmen waren die Anbindung Luxemburgs an das internationale Eisenbahnnetz von Wichtigkeit. Sie ließen sich in unmittelbarer Bahnhofsnähe nieder, und zwar an jenen Stellen, die einst riesige Grünflächen waren.
Mit der industriellen Entwicklung wuchs der Bedarf an Übernachtungsmöglichkeiten für Geschäftsleute schlagartig an. Erste Hotels bestanden aus Holzbauten, sie wurden recht schnell durch modernere Hotels ersetzt.

Wo früher das Hotel Clesse das Stadtbild dominierte …
Wo früher das Hotel Clesse das Stadtbild dominierte … Postkartensammlung: Martine Feller
… ragen heute Bürogebäude in die Höhe
… ragen heute Bürogebäude in die Höhe Foto: André Feller

Auf zahlreichen Ansichtskarten um 1900 sind, um nur einige zu nennen, das Hotel International (1904), das Hotel Clesse (1896) und das Hotel Staar (1906, zuvor Hotel des Voyageurs, Hotel de la Gare) zu sehen. Das Hotel Central, später in Hotel Terminus umbenannt, ist ebenfalls auf Ansichtskarten um 1900 und später abgebildet. Das Hotel Alfa entstand viel später, und zwar 1923. Am Bahnhofsplatz sowie in unmittelbarer Nähe der „Al Avenue“ und der Avenue de la Liberté befanden sich 14 Hotels.

Das Hotel de la Gare beherbergte auch ein Restaurant 
Das Hotel de la Gare beherbergte auch ein Restaurant  Postkartensammlung: Martine Feller

Viehverkauf, Industrie und Champagner

Die Hotels verfügten über große Stallungen für den Verkauf von Vieh. Ebenfalls dort untergebracht war das Depot der Straßenbahn. Die Abfahrt der Vizinalbahnen in Richtung Remich (1882) und Echternach (1904) vor dem heutigen Bahnhof sicherte dem Ort den Charakter eines Hauptbahnhofs.

1873 ließ sich die „Société anonyme des Forges et Laminoirs de Luxembourg“ gegenüber dem Bahnhof (dem heutigen Sitz der Post) nieder. Im Jahr 1887 wurde das Gelände an die Champagnerfabrik E. Mercier & Cie verkauft. Der aus Frankreich stammende Champagnerhersteller ließ sich bewusst in Luxemburg nieder. Sicherlich spielte die Eisenbahn eine wichtige Rolle in der Entscheidung für den Standort. Viel wichtiger war Luxemburgs Zugehörigkeit zum deutschen Zollverein. Der Champagnerproduzent hatte somit eine Möglichkeit, seine Ware von Frankreich über Luxemburg nach Deutschland zu vermarkten. Der Architekt Pierre Kemp hatte 1892 die historisierende Fassade zur Avenue de la Gare hin entworfen.

Die Champagnerfabrik E. Mercier & Cie
Die Champagnerfabrik E. Mercier & Cie Postkartensammlung: Martine Feller
Das Accinauto neben der Champagnerfabrik
Das Accinauto neben der Champagnerfabrik Postkartensammlung: Martine Feller

Das Unternehmen spielte eine wichtige gesellschaftliche Rolle durch seine Musikkapelle, den Verein der „Cyclistes de l’Etablissement E. Mercier & Cie“, seine eigene Feuerwehr und seinen Turnverein.

Die von Pferden gezogene Tram fuhr auch am Hotel Staar vorbei
Die von Pferden gezogene Tram fuhr auch am Hotel Staar vorbei Postkartensammlung: Martine Feller
Heute geht es statt ins Hotel Staar zur Bank
Heute geht es statt ins Hotel Staar zur Bank Foto: André Feller

Mit dem Austritt Luxemburgs aus der deutschen Zollunion verringerte sich Merciers Umsatz schlagartig. Die Schließung der Produktionsanlagen von Mercier kündigte sich ab 1936 schrittweise an. Die verschiedenen Gebäude wurden als Autogaragen, Wein- und Spirituosengeschäfte, Cafés und Friseursalons neu genutzt.

Die Vizinalbahn vor dem Luxemburger Bahnhof
Die Vizinalbahn vor dem Luxemburger Bahnhof Postkartensammlung: Martine Feller
Und auch heute gibt es eine Tram, die durch das Bahnhofsviertel fährt – allerdings sehr viel schneller als früher
Und auch heute gibt es eine Tram, die durch das Bahnhofsviertel fährt – allerdings sehr viel schneller als früher Foto: André Feller

Text und Fotos: André Feller
Postkarten: Privatsammlung Martine Feller

Jill
16. Februar 2023 - 16.50

Interessanter Artikel mit tollen Postkarten!

Leila
16. Februar 2023 - 9.32

Gibt es kein Foto als es noch die großen Leuchtreklamen - ich glaube, es war Martini und Campari - gab (3. Foto von oben)?