Zwei Frauen und fünf Männer wollen Sloweniens scheidenden Präsidenten Borut Pahor beerben. Doch laut den Umfragen wird ein Dreikampf beim ersten Wahlgang am Sonntag über den Einzug in die Stichwahl am 13. November entscheiden.
Die jüngsten Umfragen sehen den von der rechten Oppositionspartei SDS unterstützten Ex-Außenminister Anze Logar mit deutlich über 30 Prozent der Stimmen klar vorn. Unklar ist, wer der Gegner des 46-jährigen Diplomaten im zweiten Wahlgang sein wird: Die als unabhängige Kandidatin antretende Anwältin und frühere Informationsbeauftragte Natasa Pirc Musar liegt mit gut 20 Prozent in den Umfragen nur noch knapp vor dem von der sozialdemokratischen SD spät nominierten Europaabgeordneten Milan Brglez.
„Instagram-Präsident“
Auch wenn der Staatschef offiziell der Oberbefehlshaber der Armee ist, hat der Präsident in der Alpenrepublik überwiegend repräsentative Aufgaben. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern setzte der nun nach zwei Amtsperioden aus dem Amt scheidende Pahor als Staatschef in der Außenwirkung bewusst auf die sozialen Medien: Vor allem als fleißig knipsender „Instagram-Präsident“ sorgte der populäre Ex-Premier im In- und Ausland für Aufsehen. Mit politischen Botschaften hielt sich der auf Volksnähe setzende Sonnyboy der Sozialdemokraten hingegen auffallend zurück.
Egal, ob mit Logar erstmals ein Kandidat der Rechten oder mit Pirc Musar erstmals eine Frau oder Sozialdemokrat Brglez das als völlig offen geltende Präsidentschaftsrennen macht: Alle drei der aussichtsreichsten Anwärter dürften sich bemühen, das Präsidentenamt wieder mit mehr Substanz zu füllen.
Dank der disziplinierten SDS-Stammwählerschaft, einer relativ skandalfreien Amtszeit als Außenminister (2020-2022) und solider Wahlkampfauftritte hat sich Logar im Dreikampf vorläufig die Pool-Position gesichert. In der Stichwahl könnte sich für den gemäßigt auftretenden SNS-Kronprinz allerdings seine Nähe zum ebenso umstrittenen wie polarisierenden SDS-Chef Janez Jansa als Ballast erweisen. Für die Mehrheit der überwiegend linksliberalen Wähler ist Orban-Freund Jansa schlicht ein rotes Tuch. Noch stärker als bisher dürfte Logar im Wahlkampf daher auf eine gewisse Distanz zum SDS-Übervater Jansa gehen.
Nach dem Rückzug der Ex-Diplomatin Marta Kos von der regierenden grünlinken Freiheitsbewegung (GS) galt die parteilose Anwältin Pirc Musar lange als klarer Favorit auf den anvisierten Präsidentenposten. Doch nicht nur kritische Fragen nach ihrem Gehalt und den Geschäften ihres Mannes machten der wohlhabenden Ex-Journalistin im Stimmenstreit zu schaffen: Vor allem die späte Nominierung des nicht nur von der SD, sondern auch von der GS unterstützten Brglez hat ihre Umfragewerte sinken lassen.
Doch egal ob Pirc Musar oder dem ihr gefährlich nahe auf den Pelz gerückten Brglez der Einzug in die Stichwahl glückt: Im Duell gegen Logar dürfte der Grad der Mobilisierung und Einigung ihres linksliberalen Wählerpotenzials für den Wahlausgang entscheidend sein.
De Maart
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