Bauen kann umweltfreundlich sein

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Bauen mit Stahl und Beton, ist das umweltfreundlich? „Ja, aus vielen Gründen“, so Dr. Ing.Prof. Olivier Vassert darauf im Gespräch mit dem Tageblatt. Vassart war am Mittwoch Gastredner auf dem Stahltag von ArcelorMittal 2013 in Luxemburg.

Wenn man in einer Stahl und Beton Struktur beide Materialien miteinander verbindet, dann gibt es zwei Möglichkeiten: Man legt Betonplatten in ein Stahlgerüst oder man verbindet den Beton mit dem Stahlgerüst. Nimmt man letztere Möglichkeit, dann wird der Beton in Stahlstifte des Gerüstes gegossen und mit dem Gerüst auf diese Weise verbunden. Stahl und Beton bilden dann eine Einheit, die auf Erschütterungen zusammen reagiert wie auch auf Wärme und Kälte „Eine solche Verbindung“, sagt Professor Vassart, Experte für Materialwissenschaften an der Universität Louvain la Neuve in Belgien, „ist sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch.“ Zu sehen ist solch eine Verbindung in Luxemburg am Bahnhof der Hauptstadt. Das Parkhaus neben dem Bahnhof ist eine Stahl-Beton-Konstruktion.

(Foto: Fabrizio Pizzolante)

„Eine solche Konstruktion ist kostengünstig, ökologisch, verbraucht weniger Energie und stößt wenig Kohlenstoffdioxid aus. Sie verschmutzt die Umwelt nicht und verbraucht wenig Rohstoffe. Wenn man eine solche Konstruktion nicht für ein Parkhaus verwendet sondern für ein gewerbliches Haus, etwa mit Büros, dann verändert sich die Situation. Der Bau selbst ist umweltfreundlich. Aber im Bereich des Kohlenstoffdioxids muss man darauf achten, dass die Vorteile des Bauens nicht durch die Nutzung des Gebäudes aufgehoben werden. Denn: man muss auf den Lebenszyklus eines Gebäudes achten. Das heißt, während der Lebensdauer müssen das Haus selbst und seine Nutzung weiter umweltfreundlich bleiben“, sagt der Wissenschaftler, der in Nordirland auch noch Brand-Ingenieurwissenschaften lehrt.

Talent

Der 35 jährige Professor verfügt über ein Talent, das nur wirklich herausragende Professoren besitzen: Vassart kann komplizierte Vorgänge auf ihren Kern reduzieren und einfach erklären. „Den Lebenszyklus eines Hauses muss man daher garnieren“, erklärt er. Man muss auf die Nutzung der Energien achten, zum Beipiel Sonne oder die Abwärme von Computern und muss sie nutzen. Selbst die Körperwärme, die das Haus im Laufe eines Tages aufheizt, spielt dabei eine Rolle“.

Nimmt man eine Verbindung von Stahl und Beton für ein Haus, dann reichen, Studien zufolge, Betonplatten von zehn Zentimetern Dicke völlig aus. Am Ende der Lebenszeit ist eine solche Konstruktion voll recyclebar. Der Stahl kann eingeschmolzen werden. Sogar die Stahlmatten im Beton können vom Beton getrennt und geschmolzen werden Und der Beton kann zu einer Art Mehl gemahlen werden.

Vorteil

Der Stahlschrott, der erneut zu Roheisen geschmolzen wird, hat, so Vassart sogar noch einen großen Vorteil: Stahl ist eine Legierung. Das Roheisen wird normalerweise mit „Gewürzen“ wie Mangan oder Kupfer angereichert. Mit der Anreicherung erhält das Metall die Qualität, die zur späteren Verarbeitung. gewünscht wird. Vassart: „Mit dem Recyclen wird Schrott benutzt, der bereits angereichert ist. Tatsächlich werden Rohstoffe wie Mangan oder Kupfer so bei der erneuten Anreicherung eingespart, weil man weniger davon braucht, um die Legierung herzustellen.“

Während man auf dem Stahltag niemanden von den Vorzügen des Stahls als Baumaterial überzeugen muss, sieht es bei dem Beton-Mehl schon anders aus. Dafür gibt es noch keinen Markt. Die Materialforscher werden wohl daran gehen müssen, herauszufinden, was man mit recycletem Beton anfangen kann.