21 Reaktoren haben falschen Stahl

21 Reaktoren haben falschen Stahl
(AFP/Guillaume Souvant)

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Atom-Monopolist Areva schlampt in seiner Schmiede in Le Creusot.

In 21 französischen Atomreaktoren wird mit Stahl gearbeitet, der nicht den Spezifikationen entspricht, die für die jeweiligen Reaktoranlagen verlangt war. Das geht aus einer Notiz der nuklearen Aufsichtsbehörde ASN vom 16. Juni 2016 hervor, die der Redaktion vorliegt.

Mit insgesamt 80 Fehlern auseinandersetzen

Die 21 Reaktoren müssen sich mit insgesamt 80 Fehlern auseinandersetzen. In einer Notiz an die Aufsichtsbehörde ist der französische Stromkonzern der Meinung, dass die Fehler die Sicherheit der Anlagen nicht beeinträchtigen. ASN hat eigene Kontrollen begonnen. Nach Angabe der Behörde handelt es sich um Ungereimtheiten, um Veränderungen, oder Auslassungen in den Fabrikationsdossiers, die die Parameter der Fabrikation betreffen. Informationen zu Schmiedevorgängen, zu thermischen Kontrollen, zu mechanischen Versuchen, oder chemischen Analysen seien von der Schmiede in le Creusot weder den Kunden noch der Aufsichtsbehörde mitgeteilt worden.

Bei den eigenen Untersuchungen legt ASN das Schwergewicht auf Fälle die die Sicherheit der Reaktoren beeinträchtigen können. Dabei handelt es sich unter andere um Rohre aus dem Primärkreislauf, um Fehler bei den Dampfturbinen der Reakoren, aber auch um Reaktorkessel und Deckel der Reaktorkessel. Eine erste Liste, die mit Produktionsteilen bis in das Jahr 2010 zurückging, ist von ASN zurückgewiesen worden. Die Aufsichtsbehörde verlangte eine Prüfung aller in Le Creusot hergestellten Teile bis in das Jahr 2004 zurück.

Die Sicherheit der Reaktoren

Mittlerweile hat Areva mitgeteilt, dass bei insgesamt 400 Teilen seit dem Produktionsjahr 1965 Fehler aufgetreten seien. Davon befänden noch 50 in Kernreaktoren in Frankreich in Betrieb. In einer Notiz des Stromkonzerns EDF teilt mit, dass man „79 der 80 Fehler“ charakterisiert habe. Areva hat gegenüber ASN zugesichert, dass ausländische Kunden informiert worden seien.

ASN lässt bei jeder Untersuchung den betroffenen Reaktor herunterfahren. Die Behörde sichert zu, dass eine erneute Betriebsgenehmigung erst dann gegeben wird, wenn sich aus der Untersuchung eine Unbedenklichkeit gegen den weiteren Betrieb ergibt. Am 13. Juni 2016 ist Reaktor 2 in Fessenheim stillgelegt worden. Hier wird der Dampfgenerator untersucht. Fessenheim ist mit zwei 900 Megawatt Reaktoren die älteste Anlage Frankreichs. Im Jahresbericht ASN für das Jahr 2015 wurde sie ironischerweise noch als eine von drei sichersten Anlagen in Frankreich vorgestellt.

Reaktor herunterfahren

Die Untersuchungsaktion begann im April 2015. Damals wurde bei der Prüfung des im Bau befindlichen Reaktors Flamanville in der Normandie festgestellt, dass der Stahl des Reaktorkessels in seiner Zusammensetzung nicht in Ordnung war. Er weist am Boden einen um 50 Prozent über dem erlaubten Wert liegenden Kohlenstoff Gehalt auf. Gleiches gilt für den Deckel des Reaktorbehälters. Die unterschiedliche Zusammensetzung des Stahls macht nach Experten-Angaben die betroffenen Teile anfällig für thermische und physische Schocks. Die Kontrollbehörde verlangte Prüfungen auch in Le Creusot, bei denen sich schlampige Produktionsarbeit herausstellte.

Aus den von Areva und von ASN veröffentlichten Unterlagen geht nicht hervor, welche Teile im einzelnen – beispielsweise im Kraft Cattenom 1 – betroffen sind. In den veröffentlichten Zusammenfassungen ist auch nicht dokumentiert, welche Teile Areva wohin ins Ausland versendet hat.