„Geld steht nicht immer im Vordergrund“

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"With great pleasure we invite you to the BGL BNP Paribas Luxembourg Open 2012 at the CK Sportcenter Kockelscheuer Luxembourg", so die Einladung, die Turnierdirektorin Danielle Maas und Koordinatorin Jacqueline Olsem in den Spieler-Bereichen der Turniere verteilen.

Meistens beginnt der erste Kontakt bei der Spieler-Verpflichtung auf diese Weise. Aber wie kommt eine Spielerin wie z.B. Venus Williams ins Großherzogtum? Das Tageblatt erklärt diesen Vorgang.

Das Programm

Samstag:
ab 10.00 Uhr: Qualifikation

Sonntag:
ab 9.30: Qualifikation

Montag:
ab 10.00: Qualifikation
ab 12.00: 1. Runde Hauptfeld

Dienstag:
ab 12.00: 1. Runde Hauptfeld

Mittwoch:
ab 13.00: 1. und 2. Runde Hauptfeld

Donnerstag:
ab 13.00: 2. Runde Hauptfeld

Freitag:
ab 13.00: Viertelfinale

Samstag:
ab 17.00: Halbfinale

Sonntag:
12.00: Finale Doppel
14.45: Finale Einzel

Web www.bglbnpparibas-open.lu

Die Devise des Veranstalters IWTP (International Women’s Tennis Promotion) lautet: „Für uns ist es eine Sache der Ehre, dem Publikum und den Sponsoren das bestmögliche Spielerfeld zu bieten“, so Maas. Geld regiert natürlich auch die Tennis-Welt. Aber das Finanzielle ist nicht das Wichtigste: „Nicht immer ist das Geld ausschlaggebend. Ich würde sogar sagen, der persönliche Kontakt ist gleich wichtig“, so Maas.

40 bis 50 Prozent

Nach dem Turnier steht aber trotzdem erst einmal das Geld: „Im Winter müssen wir unser Budget zusammen haben. Hier liegen wir bei 900.000 Euro plus noch mal etwa die Hälfte, die wir in Naturalien erhalten.“ Von der ersten Summe stehen dann 40 bis 50 Prozent als Spieler-Budget zur Verfügung.

Erste Kontakte können zum Beispiel direkt nach dem Turnier entstehen, so wie 2011 mit der Gewinnerin Victoria Azarenka. „Wir hatten einen ‚accord de principe‘, was aber sehr selten ist.“ Doch die Forderungen der Weißrussin, die im Januar 2012 ihren ersten Grand-Slam-Titel gewann und Nummer eins der Welt wurde, wurden zu groß. „Im Vorfeld waren verschiedene Sachen festgelegt worden. Diese wurden dann aber plötzlich anders ausgelegt. Die Forderungen sind in die Höhe geschossen. Wir haben einen gewissen Respekt, machen jedoch nicht alles mit. Das war das erste Mal, dass so etwas passiert ist“, erklärt die Turnierdirektorin. Eine Erhöhung von 150 Prozent beim Antrittsgeld im Vergleich zum Vorjahr waren einfach des Guten zu viel.

Antrittsgeld heißt das Zauberwort. Seit Anfang 2010 ist es auf der internationalen Frauen-Tour offiziell erlaubt, Antrittsgelder zu zahlen. Nicht, dass dies früher nicht getan wurde. Es wurden dann andere Wege gefunden (Siehe Kader in der Tageblatt-Donnerstagausgabe (11.10.12). Dennoch sagt Dan Maas, dass diese Regeländerung grundlegend „nichts geändert hat“: „Die Spielerinnen bleiben den Turnieren treu und haben diese in ihrem Kalender stehen.“

Erste Kontaktaufnahmen

Wie werden die Spielerinnen dann verpflichtet? Erste Kontaktaufnahmen geschehen beim Turnier in Miami Ende März. Danach werden diese Kontakte ab Mai in Stuttgart und/oder Roland Garros intensiviert: „Wir haben eine Liste, auf der wir unsere Vorlieben angekreuzt haben. Zum Unterschied zu anderen Turnieren suchen wir den direkten Kontakt zu den Spielerinnen. Wir verteilen in der ‚Players Lounge‘ unsere Einladungen. Spricht uns eine Spielerin ihre Vorliebe für Luxemburg aus, nehmen wir Kontakt mit dem Agenten auf. 90% der Spielerinnen haben heutzutage einen Agenten oder Manager. Die heiße Phase der Verpflichtung ist dann in Wimbledon.“

Als Beispiel, dass das Geld nicht immer im Vordergrund steht, kann Venus Williams erwähnt werden. Die US-Amerikanerin kam im Mai 2012 auf Maas und Olsem in der Player Lounge von Rom zu: „Sie erzählte uns, dass es ihr beim letzten Mal (2006, d. Red.) gut in Luxemburg gefallen hatte. Da wir nach der Azarenka-Affäre auf der Suche nach einem Top-Star waren, haben wir uns nach dieser Begegnung gefragt: Warum nicht Venus? In Roland Garros haben wir sie erneut getroffen und erneut hat sie uns begeistert von Luxemburg erzählt. Wir wussten, dass die Williams-Schwestern und Maria Sharapova zu den teuersten Spielern gehören. Dennoch haben wir dies in Angriff genommen. In Wimbledon haben wir uns mit ihrem Manager Carlos Fleming getroffen. Im Vorfeld waren bereits einige Details geklärt worden. Die Verhandlungen waren immer fair und die Bedingungen sind immer gleich geblieben. In der Zeitspanne von Mai bis Ende Juni war der Deal unter Dach und Fach.“

Eine Spieler-Verpflichtung ist auch zum Teil ein wenig Lotterie. Wie hoch der „return on investment“ – bei Zuschauereinnahmen oder TV-Geldern – am Ende ist, bleibt schwer auszurechnen.

Attraktivitätsliste

Die Zuschauer-Einnahmen sind auf Kockelscheuer über die Jahre immer gleich: „Etwa 70.000 Euro“, verrät Danielle Maas. Dennoch gibt es eine inoffizielle Attraktivitätsliste, auf der „die Williams-Schwestern, Sharapova und auch Caroline Wozniacki“ drauf stehen. „Agnieszka Radwanksa ist die Nummer zwei der Welt, aber auf der Attraktivitätsliste nicht vorn dabei.“

In der Vergangenheit gab es eine Spielerin, die diese Liste angeführt hat: Anna Kournikova, die 2000 und 2001 in Luxemburg zu Gast war: „Sie hat für Aufregung gesorgt. Die Halle war immer voll.“ Aber genau diese Figuren „fehlen heute einfach. Und dieses Phänomen bemerken wir nicht nur in Luxemburg. Das Thema wird immer wieder bei WTA-Sitzungen unter Turnierdirektoren angesprochen.“

Wobei Danielle Maas eingesteht, dass „Venus eine dieser Figuren ist. Sie ist einfach ein Weltstar. Sie ist es wert, ein gewisses Budget zu investieren.“

Punkto Budget hat Luxemburg sicherlich eine Spezial-Situation: „Die Forderungen sind an Luxemburg angepasst. Da muss man auch beachten, dass eine deutsche Spielerin in Luxemburg wichtiger ist als zum Beispiel in Quebec.“

Extrawunsch: Schwimmbad geöffnet

Wichtig ist sein Turnier „gut zu verkaufen“. Die Spielerinnen wissen, dass sie auf Kockelscheuer „einen personalisierten Rund-um-Service“ genießen. Dies geschieht aber immer auf Initiative der Spielerinnen. „Es sind die Kleinigkeiten. Hat eine Spielerin Geburtstag, laden wir sie im Turnierbüro zu Kaffee und Kuchen ein. Sie werden als Mensch wahrgenommen und merken, dass diese Sachen nicht dazu benutzt werden, um Werbung für das Turnier zu machen. Wir investieren uns persönlich sehr intensiv, hinter den Kulissen.“

Auch Extrawünsche werden „fast immer erfüllt“. Als Paradebeispiel dient hier Amélie Mauresmo: „Sie wollte an einem Sonntagnachmittag schwimmen, alleine. In Differdingen wurde so das Schwimmbad nur für sie geöffnet.“