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Das Hinspiel zog lange Diskussionen über Fair Play nach sich, für das Rückspiel ist die Lage wegen der Tabellenlage ohnehin angespannt: Fola und Jeunesse trennen vor ihrem 112. Meisterschafts-Derby drei Punkte, der Kampf um den letzten Platz auf dem Podium geht in die entscheidende Phase. Fola-Urgestein Billy Bernard erklärte im Interview, warum die „Doyenne“ ihren 30. Sieg im Escher Duell einfahren wird.

Tageblatt: Klammern wir das Tor von Milos Todorovic erst einmal aus, wie würdest du den Rest des Derbys vom 18. Februar resümieren?
Billy Bernard: Es fehlen uns zwei Punkte, die wir dort liegen gelassen haben. Wir hätten den Sieg verdient gehabt. Sowohl in der ersten Hälfte als auch teilweise im zweiten Durchgang haben wir dominiert.

Liegt der Treffer zum 3:3 euch noch immer auf dem Magen?
Vergessen ist das Tor nicht. Andererseits ist es auch nicht so, dass wir täglich darüber sprechen würden. Ich kenne Milos, ‚et ass e gudde Jong‘. Ich habe es ihm nicht lange übelgenommen. Die Wut ging nicht gegen ihn persönlich, sondern gegen die Gesamtsituation. Diese Zähler können in der Endabrechnung wichtig werden. Trotzdem haben wir es selbst in der Hand, am Sonntag mit einem Sieg alles klarzumachen. Dann redet auch niemand mehr über dieses Tor.

Das Escher Derby ist an sich schon brisant, diesmal geht es im Saisonendspurt zudem auch um Platz drei.
Ein Derby spielt man immer gern. In den vergangenen Saisons war es allerdings immer so, dass es nicht unbedingt um etwas ging. Das Derbyfeuer war dabei, aber das war’s auch schon. Sollten wir verlieren, wäre das ein schlechtes Zeichen vor unseren letzten drei Spielen. Mental wäre es von Vorteil, mindestens einen Punkt zu holen. Ich bin überzeugt, dass jeder Spieler es bevorzugt, Partien zu bestreiten, bei denen es um etwas geht. Die mentale Vorbereitung erledigt sich fast von allein.

Merkte man das im Training?
Auf jeden Fall. Man sah gleich, dass jeder unbedingt spielen will. Die Aggressivität war während der Trainingseinheiten am Mittwoch sehr hoch, es ging richtig zur Sache. Das ist ja auch vor einem Derby wichtig. Man spielt am Wochenende genau so, wie man sich im Laufe der Woche vorbereitet hat. Es war in den letzten Tagen jedenfalls mehr Feuer drin.

Dein Treffer gegen Mondorf am vergangenen Sonntag könnte im Hinblick auf die Europa League sehr wichtig gewesen sein.
Ich war etwas überrascht, als ich nach dem Spiel erfahren habe, dass sowohl die Jeunesse als auch Déifferdeng 03 verloren haben. Mit weiteren drei Punkten am Sonntag wären wir quasi durch.

Du bist in Mondorf nicht auf deiner gewohnten Position in der Innenverteidigung, sondern als Rechtsverteidiger im Einsatz gewesen.
Eigentlich habe ich früher auf der rechten Seite angefangen. Nach zwei, drei Spielen auf dieser Position ist man wieder ganz drin. Gegen Mondorf lief es ja auch relativ gut. Ich bin jedenfalls zuversichtlich.

Im Gegensatz dazu erlebtest du vor drei Wochen gegen Déifferdeng 03 einen rabenschwarzen Tag …
Oh ja (lacht) … Es war ein sehr schwarzer Tag. Ich bin in der ersten Hälfte nie ins Spiel gekommen, danach ging es etwas besser. Der Trainer hat mich gefragt, was los sei. Ich konnte es ihm nicht erklären. Aber das kommt in jeder Karriere vor. Wir haben das Spiel glücklicherweise gewonnen, und ich habe mich anschließend bei meinen Teamkollegen für ihre Unterstützung bedankt. Im Endeffekt kann man schon sagen, dass es mein schlechtestes Spiel in meiner bisherigen Karriere war.

Du hast den Trainer bereits angesprochen. Seit drei Monaten ist Thomas Klasen im Amt. Was hat sich geändert?
Er ist die einzige neue Person im Trainerstab, alles andere hat sich ja nicht verändert. Er arbeitet viel mit Videomaterial, man könnte ihn als einen dieser Coaches der neuen Generation – einen Laptop-Trainer – beschreiben. Er arbeitet akribisch im taktischen Bereich oder beim Stellungsspiel. Er geht etwas mehr in die Details. In den Trainingseinheiten wirkt er ganz ruhig, bei Spielen ist das nicht unbedingt so … Da kann er auch schon mal laut werden. Insgesamt tut es aber gut, dass er im Training der ruhige Typ Mensch ist.

Er hat in den letzten Wochen viel rotiert und die Fola deshalb auch etwas unberechenbarer für die Gegner gemacht.
Das war allerdings auch durch die englischen Wochen bedingt. Der Kader ist breit und trotz vieler Änderungen hat sich nichts am Niveau geändert. Durch die Auszeiten für den einen oder anderen sinkt auch das Verletzungsrisiko. Es hat gut funktioniert, deshalb gibt es auch keinen Grund, es nicht zu tun.

Wird es auch gegen die Jeunesse eine Überraschung in der Aufstellung geben?
Das kann ich nicht sagen. Dies weiß nur der Trainer. Aber warum nicht, es kann sein.

Das Problem in der Vergangenheit war die defensive Stabilität. Ist die Fola weniger anfällig geworden?
Wir hatten über einen längeren Zeitraum nicht mehr zu null gespielt. Es gab viele Gespräche, wir haben uns immer wieder gefragt, woran es liegen könnte. Wir haben fast über anderthalb Saisons nach dieser Stabilität gesucht. Mittlerweile haben wir einige Dinge anders gemacht. Es sind Kleinigkeiten, wie eine bessere Abstimmung zwischen Verteidigung und Mittelfeld oder uns im Klaren zu sein, wann wir pressen und wann nicht. Das hat bereits unter Jeff (Strasser, d. Red.) begonnen und sich später unter Cyril (Serredszum) verbessert.

Nach dem Derby warten noch RM Hamm Benfica, Rodange und Rosport: Mannschaften, die jeden Punkt brauchen.
Das ist jedes Jahr das Gleiche. Dann steht man Teams gegenüber, die ums Überleben kämpfen. Aber wir müssen genauso kämpferisch dagegenhalten. Wir kennen diese Situation ja schon. Hamm müsste eigentlich nicht mehr in Gefahr sein. Das letzte Spiel findet in Rosport statt, da ist es nie leicht. Es wäre gut, wenn die Entscheidung vorher schon gefallen wäre.

Zurück zum Derby: Welches Gefühl hast du, wenn du an deine letzten Spiele gegen die Jeunesse denkst?
Eigentlich immer ziemlich positiv. Ich kann mich fast nicht mehr an die letzte Niederlage erinnern, das ist schon über sechs Jahre her. Aber die Jeunesse ist stärker geworden. Allerdings befinden sie sich in einem kleinen Loch, aus dem sie gegen uns rauskommen wollen …

Wie viele Punkte werden die Fola und Jeunesse am Sonntagabend trennen?
Sechs. Wir sind heimstark und werden mit der gewissen Portion Aggressivität antreten. Zudem haben wir den Vorteil, zu wissen, dass wir mit einem Sieg am Saisonende auch eine Belohnung erhalten werden. Das alles müssen wir auf den Platz bringen.