Letztes Crewmitglied gestorben

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Fast sieben Jahrzehnte nach dem Abwurf der Atombombe über Hiroshima ist Medienberichten zufolge das letzte Besatzungsmitglied des todbringenden US-Bombers "Enola Gay" gestorben.

Der frühere Navigator des Langstreckenbombers, Theodore Van Kirk, starb am Montag im Alter von 93 Jahren, wie der US-Fernsehsender NBC am Dienstag berichtete. Van Kirk verteidigte bis zuletzt den Angriff als notwendig.

Durch den erstmaligen Einsatz der Atombombe am 6. August 1945 wurden in der japanischen Metropole Hiroshima 140.000 Menschen getötet. Drei Tage später starben bis zu 80.000 Menschen beim Abwurf einer weiteren Atombombe über Nagasaki. Am 15. August endete mit der Kapitulation Japans der Zweite Weltkrieg.

„Das Flugzeug sprang“

Im Jahr 1995 erinnerte sich Van Kirk im Gespräch mit der US-Tageszeitung „New York Times“ an seinen Einsatz an Bord der B-29: Das Flugzeug sei in der Luft regelrecht gesprungen, als die „Little Boy“ genannte Atombombe um 08.15 Uhr Ortszeit knapp über dem Boden explodierte. Die zwölfköpfige Besatzung sei anschließend umgedreht, um die Schäden aus der Luft zu begutachten. „Die ganze Stadt war überzogen mit Rauch, Staub und Dreck.

Es sah aus wie ein Topf voll heißen, kochenden Teers“, sagte Van Kirk. Der oft nur „Dutch“ (Holländer) genannte Van Kirk war 24 Jahre alt, als er mit ansah, wie Hiroshima unter dem Atompilz verschwand und mehr als die Hälfte der Bevölkerung sofort getötet wurde. Zum 50. Jahrestag des Bombenabwurfs sagte Van Kirk der „New York Times“, er habe damals ein „Gefühl der Erleichterung“ verspürt, weil er geahnt habe, dass der Angriff auf Hiroshima dem Krieg ein Ende setzen würde. In einem Artikel für das „Time Magazine“ schrieb er im Jahr 2005, es sei bei dem Angriff nicht darum gegangen, die Stadt und ihre Einwohner zu vernichten. „Es ging darum, militärische Ziele in der Stadt Hiroshima zu zerstören, das wichtigste davon war das Armeehauptquartier für die Verteidigung Japans bei einer Invasion. Das musste zerstört werden“, schrieb Van Kirk.

Wurden mehr Opfer verhindert?

Historiker sind uneins, ob die Atombombenabwürfe über Japan das Ende des Krieges beschleunigt und so womöglich höhere Opferzahlen in Folge einer geplanten US-Invasion verhindert haben. Die in Japan „Hibakusha“ genannten Überlebenden der Angriffe auf Hiroshima und Nagasaki lehnen die militärische und zivile Nutzung der Atomenergie ab. Sie verweisen immer wieder auf die zehntausenden Opfer, die am 6. und 9. August 1945 entweder sofort oder erst Jahre später qualvoll an den Folgen ihrer Verstrahlung starben.

Van Kirk starb NBC zufolge in einem Altersheim im Ort Stone Mountain im Bundesstaat Georgia eines natürlichen Tods. Er soll nach Angaben des US-Fernsehsenders CBS am 5. August im privaten Kreis in seiner Heimatstadt Northumberland im Bundesstaat Pennsylvania beigesetzt werden.