Road to France

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(AFP)

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Nach der Weltmeisterschaft ist vor der Europameisterschaft. Seit vergangenem Wochenende laufen die Qualifikationsspiele für die Fußball-EM 2016 in Frankreich.

Die Roten Löwen erwischten mit dem 1:1-Unentschieden gegen Weißrussland einen guten Start in die Kampagne. Im Durchschnitt war die Startelf 23,9 Jahre jung. Das Nachwuchskonzept des nationalen Verbandes scheint also so langsam seine Früchte zu tragen.

Vor drei Jahren wurde die FLF noch dafür kritisiert, dass kein einziger Profi aus dem im Juli 2000 gegründeten „Centre de formation“ kommt. Seitdem hat sich einiges getan. Chris Philipps, Maurice Deville und Dwayn Holter sind mittlerweile Berufsfußballer. Christopher Martins wird in den nächsten Jahren nachziehen. Und in der U17 und U19 lauern weitere Talente, die in einigen Jahren den Sprung zum Profi schaffen könnten. Von einer goldenen Generation wollte Nationaltrainer Luc Holtz im Tageblatt-Interview (Dienstagsnummer) nicht sprechen, aber weit davon entfernt dürfte die Mannschaft – wenn die Entwicklung so weitergeht – in den nächsten Jahren nicht sein. Das Ziel ist eine Elf bestehend aus Profispielern. Das gab es noch nie in Luxemburg. Das kling gut, ist aber in der EM-Gruppe C Normalität. Luc Holtz ist der einzige Nationaltrainer dieser Gruppe, der auf Amateure zurückgreifen muss. Dabei standen die Chancen, sich für eine Europameisterschaft zu qualifizieren, noch nie so gut wie jetzt.

Seit der europäische Fußballverband UEFA die Teilnehmerzahl auf 24 erhöht hat, keimen bei den kleinen Nationen – auch in Luxemburg – Hoffnungen auf. Keine Frage, die Qualität dieses Endturniers wird darunter leiden. Bis dato waren nämlich Europameisterschaften stets auf einem höheren fußballerischen Niveau als Weltmeisterschaften. Ein Grund dafür war das geringe Leistungsgefälle zwischen den einzelnen Nationen. Durch das neue Format nimmt fast die Hälfte der insgesamt 53 UEFA-Mitgliedsverbände am Endrundenturnier 2016 in Frankreich teil. Kantersiege wird es wohl oder übel geben und werden nicht zur allgemeinen Anerkennung des Turniers beitragen. Doch UEFA-Präsident Michel Platini weiß, wie man wiedergewählt wird: Mit den Stimmen der Kleinen, denn davon gibt es mehr als große Nationen. FIFA-Präsident Sepp Blatter machte es ihm über Jahre hinweg vor. Auf dem afrikanischen und asiatischen Kontinent wird der Schweizer teilweise wie ein Heilsbringer gefeiert und deshalb steht einer Wiederwahl des 78-Jährigen 2015 wieder einmal nichts im Wege.

Machterfülltes Selbstverständnis

Welches machterfüllte Selbstverständnis der nette Platini aus Nancy mittlerweile hat, zeigt der Fall Ribéry. Der Spielmacher der Bayern erklärte vor kurzem seinen Rücktritt aus der französischen Nationalmannschaft. Platini will so etwas vor „seiner“ EM in Frankreich nicht hinnehmen und droht Ribéry mit einer Klubsperre. Es sei nicht die Entscheidung eines Spielers, ob dieser für die Nationalmannschaft spielt oder nicht, so „Platoche“. „Liberté“ sieht anders aus. Platini tritt mit dieser Aussage wie ein Sklaventreiber auf, dem Recht und Freiheit eines Individuums egal sind. Irgendwie symptomatisch für die letzten Auftritte der internationalen Machthaber des Fußballs.

Dan Elvinger
delvinger@tageblatt.lu