Facebook, dein Freund und Helfer

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Rechtsextremismus wird in Luxemburg wenig bis gar nicht thematisiert. Dies hat zum einen damit zu tun, dass das Land glücklicherweise keine mit dem Ausland vergleichbare rechtsextreme Szene und straff organisierte Netzwerke hat. Zum anderen aber auch damit, weil niemand sich so recht an die wenigen Fälle heranwagt.

Maxime Weber ließ sich nicht von dieser typisch luxemburgischen „Dat gëtt et bei eis net“-Mentalität beeindrucken. Dokumentierte er die rechte Szene zunächst unter dem Pseudonym „Lorgthars mythische Schreibkammer“, so ist er den meisten mit der Thematik Vertrauten seit geraumer Zeit unter seinem richtigen Namen bekannt.

Kein „linker Schwätzer“

Auf seinem „Maxime Weber Blog“ seziert der junge Philosophiestudent mit analytischer Ruhe die Aktivitäten der Braunen im Netz. Die meisten Erkenntnisse werden mit digitalen Schnappschüssen von den jeweiligen Internetseiten belegt.

Insofern ist Weber eben kein „linker Schwätzer“, wie ihn die rechte Szene oft zu Unrecht diffamiert. Als wären die üblichen Anfeindungen nicht genug, so hat der engagierte Luxemburger seinen ganz persönlichen braunen Stalker. Und obschon Weber eigentlich ein sehr feinfühliger Mensch ist – als Schriftsteller findet er ebenfalls Anerkennung und wurde 2016 mit dem Jugend-Literatur-Preis „Prix Laurence“ ausgezeichnet –, nimmt er den rechten Hass mit erstaunlich viel Humor.

Die rechte Hetze

Es verblüfft. Denn der lange Weg zu Webers Streit mit Facebook verrät viel über den Umgang von sozialen Medien mit Rechtsextremen, aber auch über die Überforderung, auf die neuen digitalen Trends angemessen zu reagieren.

„Oh je, da muss ich aber jetzt weit ausholen“, lacht Weber. Er erzählt von den frühen Tagen seines Lorgthars-Blogs. Bereits damals sei ihm Daniel S. aufgefallen. „Er war bei den ‚Lëtzebuerger Patrioten‘ und ähnlichen Gruppen aktiv, die vor allem auf soziale Netzwerke setzen“, so Weber.

Anonyme Beleidigungen

Er fing an, über die Ergüsse von Daniel S. zu schreiben. Ab diesem Zeitpunkt hätten die Beleidigungen auf dem Blog angefangen. Was heute in der digitalen Welt normal ist, war damals ein Wiedererkennungszeichen von Daniel S.: „Er liebt ‚Caps Lock‘: Der Typ schreibt alles in Großbuchstaben. Ich habe ihn direkt erkannt“, witzelt Weber. Daniel S. schrieb stets anonym, wenn er loswetterte.

Wie übel die Beleidigungen sind, zeigt sich an Webers Reaktion. Wirkt der junge Student stets fröhlich und nicht annähernd launisch, blockiert er kurz bei dieser Erinnerung. „Ich kann dir das nachher zeigen. Aber er hat mich jedenfalls bereits damals schlimm beleidigt“, erzählt er. Daniel S. belässt es jedoch nicht bei Weber. Er legt sich so ziemlich mit jedem an, der im Netz auf seinen Blogs über luxemburgische Rechtsextreme berichtet.

Sechs Monate Haft wegen Morddrohungen

Bekannt wurde Daniel S. aber erst, als er 2015 die Facebook-Gruppe „Ech hun mäin Lëtzbuerg gären“ startete. Auch hier erkannte Weber ihn direkt an seinem Schreibstil wieder. Daniel S. habe mit seinen hetzerischen Posts angefangen, sei kurz wieder inaktiv gewesen – er wurde im Mai 2015 in zweiter Instanz wegen Morddrohungen gegen die beiden Ausländerrechtsaktivisten Laura Zuccoli und Serge Kollwelter zu sechs Monaten Haft verurteilt – und kehrte dann wieder zurück.

Seit letztem Oktober habe sich seine Hetze wieder stark intensiviert. Während „Ech hun mäin Lëtzebuerg gären“ bekanntlich immer radikaler wurde, musste Weber immer öfter Beleidigungen von Daniel S. über sich ergehen lassen. Trauriger Höhepunkt dieser Hetze war eine direkte Konfrontation.

„Däin Dag kënt nach“

Der sonst anonym schreibende Rechtsextreme kommentierte einen Artikel von Weber, den die Facebook-Seite „memes bis zum Weltraumkommunismus“ geteilt hatte.
Hier die Originalzitate von Daniel S.:

„De Qwaksim Bebesch, hahaha Lénken Antifa“

„Maxime Weber Blog klengen dommen DENUNZIANT“

„Maxime Weber Blog däin Dag kënt nach“

Es sei nicht das erste Mal gewesen, dass Daniel S. ihn auf diese Art und Weise verbal angegriffen habe. Meist habe er Daniel S. einfach ignoriert. Doch dieses Mal ging es ihm einfach zu weit.

Facebook maßlos überfordert

„Ich habe einen Screenshot von diesen wirren Aussagen, die er mit seinem eigenen Profil gepostet hat, auf meinem Facebook-Blog veröffentlicht. Mein Begleittext ging in die Richtung, dass er solche Drohungen doch bitte in Zukunft unterlassen solle“, erzählt Weber.

Daniel S. oder ein Bekannter von ihm habe diesen Kommentar wiederum bei Facebook gemeldet. Was folgt, verrät viel über die neue digitale (Un)Kultur im Umgang mit Rechtsextremen. Es ist kein Geheimnis, dass Facebook maßlos überfordert ist, rechtsextreme Veröffentlichungen auf seinen Seiten zu verbieten.

Das genaue Gegenteil

Gleichzeitig ist das soziale Netzwerk aber Weltklasse darin, linke Aktivisten wie den Münchner Kerem Schamberger regelmäßig zu sperren, weil er beispielsweise Beiträge über die PKK veröffentlicht oder lediglich dem Verfassungsschutz wegen irgendeinem Thema mal wieder ein Dorn im Auge ist.

Und so erging es Weber, der in diesem Fall nicht einmal einen eigenen Inhalt veröffentlichte, wie vielen anderen, die Rechtsextreme kritisieren: Anstatt, dass Facebook ihn in Ruhe lässt oder ihm gar hilft, ist das genaue Gegenteil eingetreten.
„Ich habe vor einigen Tagen die Nachricht erhalten, dass ich ein Foto veröffentlich habe, das gegen die Gemeinschafsstandards von Facebook verstoße. Dann haben sie mir gezeigt, dass es sich um das Bild handelt, auf dem er mich bedroht.“

Auf Facebook gesperrt

Auf die Nachfrage, ob man ihm die genaueren Motive erläutert habe, antwortet Weber: „Nein, man hat mir nicht erklärt weshalb. Ich wurde für drei Tage auf Facebook gesperrt. Meine Hypothese ist, dass er oder einer seiner Bekannter das Foto gemeldet hat, weil er auf dem Screenshot zu sehen war und ich ihn nicht geschwärzt habe.“ Dies sei allerdings unsinnig oder zumindest arg unfair, kritisiert Weber. Denn Daniel S. habe in der Vergangenheit ähnliche digitale Schnappschüsse von Weber und seiner Schwester veröffentlicht.

„Es war ziemlich heftig und ich war auch auf dem Bild zu sehen. Ich habe das bei Facebook gemeldet, weil ich auf dem Bild zu sehen war“, bedauert Weber. Allerdings sei nichts passiert. In der Vergangenheit hätte er jedoch andere rechte Inhalte von Daniel S. bei Facebook gemeldet, die entfernt worden seien.

Mundtot gemacht

Allerdings verhielt es sich bei dem Post mit der Morddrohung von Daniel S. anders. „Ich konnte zwar noch mein Facebook-Profil besichtigen und meinen Newsfeed passiv beobachten. Ich durfte allerdings nichts mehr kommentieren, liken, veröffentlichen oder andere Leute anschreiben. Ich wurde mundtot gemacht“, stellt Weber unaufgeregt und mit ruhigem Lächeln fest.

Er hat in der Zwischenzeit zwei Nachrichten an Facebook geschickt und die Situation erklärt. „Ich will mich nicht zu einem Facebook-Märtyrer hochstilisieren (lacht). Das machen die Rechten auch immer. Deswegen habe ich das auch nicht an die große Glocke gehängt und nur meinen engsten Freundeskreis informiert.“

Bis heute hat Weber keine Antwort von Facebook erhalten. „Ech hunn mäin Lëtzebuerg gären“ wurde gelöscht – das Facebook-Profil von Daniel S. nicht

MartaM
19. Juli 2017 - 6.47

Im Gegenzug stehen dann die Millionen an Opfer der imperialistischen Agressionspolitik in Vietnam, Chile, Irak,Kuwait,Afghanistan,.........die Genozide Mi Lai,Pinkville,......die Folteropfer in verschiedenen Satellitenstaaten der USA ,.............

Crisco
18. Juli 2017 - 17.45

Ich denke eher, Developper bezieht sich auf eine allgemein bekannte Aufrechnung, die die Opfer von Kommunismus/Sozialismus während des 20. Jahrhunderts weltweit auf gut 100 Millionen beziffert, von der Sowjetunion und ihren Satellitenstaaten über China bis Südostasien, Afrika und Mittelamerika. Als letzte Opfer "linker Gewalt" in Europa gelten dabei die Toten an der einstigen innerdeutschen Grenze, die noch im Namen des "real existierenden Sozialismus" ermordet wurden, als das Dritte Reich schon Jahrzehnte vorüber war....

MartaM
18. Juli 2017 - 12.07

@Developper: "Honnert Milliounn Doudeger a keen et gewiecht well sinn" Ihre Aussage kann sich nur auf die Zeit des Dritten Reiches beziehen, das waren , zur Information," riets Spenner".

Developper
18. Juli 2017 - 10.38

Wat e Geschwätz... Mer mussen och op déi lénk Spënner oppassen, net dass et herno nees 100 Milliounen Doudeger ginn a keen et gewiecht wëll sinn.

MartaM
18. Juli 2017 - 10.21

Zwischem Schwarzen Block und der Roten Flora liegen Welten, springn Sie ruhig auf den Zug der Konservativen auf, politischunbequeme Bürger mundtot zumachen.Wobei wir nun die Rassisten und Rechtsextremen nicht als politischunbequem einstufen möchten, sondern als Wegbereiter für ein nächstes Ausschwitz.

Crisco
18. Juli 2017 - 9.13

Ja klar. Und nächstes Jahr laden wir den Schwarzen Block aus der "Roten Flora" in Hamburg ein, bei der Parade am Nationalfeiertag mitzumachen.

MartaM
18. Juli 2017 - 7.00

Die Geschichte hat uns gelehrt auf wessen Seite , Wirtschaftskonzerne bisher immer standen.Ob einerseits das Dritte Reich durch die Wirtschaft an die Macht gepusht wurde, Batista auf Kuba durch US Konzerne finanziert wurde, Pinochet mit Hilfe des Kapitals überleben konnte,..............Konzerne liebäugeln nicht mit der Linken, noch mit Bürgerrechtlern.Herr Weber sollte sich nicht einschüchtern lassen, neue Wege suchen gegen Rechts zu publizieren, warum nicht mit Hilfe des Tageblatts, ihm eine Kolumne zu offerieren.