Geht sterben!

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Abkratzen ohne Krankenversicherung

Wie rechtspopulistische Demagogie praktisch funktioniert, lässt sich gegenwärtig am besten am Beispiel der USA studieren.Bei seiner Antrittsrede hatte Donald Trump noch folgendermaßen getönt: „Des 20. Januar 2017 wird dereinst gedacht werden als der Tag, an dem das Volk wieder zum Herrscher dieser Nation wurde. Die vergessenen Männer und Frauen dieses Landes werden nicht länger vergessen werden.“

Rund zwei Monate danach sieht es für „das Volk“ so aus: „Trumpcare“ wird dazu führen, dass mittelfristig 24 Millionen Bürger ihren Krankenversicherungsschutz verlieren werden.

In der Tat würden die Versicherungsprämien für einen Geringverdiener mit 15.000 Dollar Jahreseinkommen um rund 8.500 Dollar teurer werden. Was diese Leute sich selbstverständlich nicht leisten können. Für Mitglieder der oberen Mittelklasse sowie für die Reichen dagegen wird der Versicherungsschutz billiger.

So geht „Herrschaft des Volkes“.

Senator Bernie Sanders erinnerte gestern daran, dass verschreibungspflichtige Medikamente eh schon nirgendwo auf der Welt teurer sind als in den USA.

Und dass Trump – „Volk“ hin oder her – nicht die geringste Absicht hat, daran etwas zu ändern, liegt „The Bern“ zufolge hauptsächlich darin begründet, dass sich die Pharmaindustrie Trumps Parteikollegen gegenüber nie hat lumpen lassen.
An die Adresse jener „Vergessenen“, die sich nun beklagen sollten, dass sie vor der Alternative „Essen oder Pillen“ stehen, halten Trump und seine plutokratischen Kumpels eine denkbar einfache Antwort bereit: „Geht sterben!“
Insgesamt soll „Trumpcare“ den Staat jährlich rund 30 Milliarden Dollar weniger kosten als „Obamacare“. Saftige, knusprige 30.000 Millionen Dollar, die sich zu einem guten Teil als Steuergeschenke und Aufträge an die ohnehin schon obszön reichen Spezis des Potomac-Neros verteilen lassen werden.

Angesichts dieses herrlichen Haufens Kohle stört es den obersten Freund des Volkes offensichtlich nicht die Bohne, dass Tausende seiner Untertanen künftig mangels medizinischer Versorgung furchtbare Qualen leiden und vorzeitig abkratzen werden. „Bon débarras“, wird sich der selbst ernannte Retter der Vergessenen da wohl denken, denn die hätten doch sowieso nur Scherereien gemacht und Stütze gekostet.

Tja, so handelt er, der Zyniker, den auf unserer Seite des großen Teiches eine Reihe von Nincompoops unverzagt dafür bewundern, dass er im Gegensatz zu unseren Politikern doch seine Wahlversprechen verwirkliche. Selbst wenn er in der Realität das genaue Gegenteil davon tut, nämlich die „Vergessenen“ gnadenlos in die Pfanne zu hauen.