Die W-Frage

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Dutzende Seiten stark werden die Wahlprogramme sein, mindestens genauso viele „Herausforderungen“ aufgreifen und genauso viele, meist vage Lösungsvorschläge enthalten. Ein Thema dürfte jedoch die Wahlkampagne nach der kurzen Sommerpause bestimmen: das Wachstum, oder wie der Grüne François Bausch die Chose vornehmer ausdrückte, die „Weiterentwicklung des Landes“. Das Thema hat das Zeug, zum Oberthema dieser Wahlkampagne zu werden. Von ihm hängen Dauerprobleme wie Mobilität, Wohnungsmarkt, Schulinfrastruktur, soziale Absicherung und Gesundheitswesen ab.

Nicht zuletzt die rezente RTL-Talkrunde „Kloertext“ führte jedoch vor Augen: Die staatstragenden Parteien CSV, die LSAP und „déi gréng“, die DP war nicht vertreten, haben eigentlich recht wenig Konkretes zu vermelden: qualitatives Wachstum, nachhaltiges Wachstum, Wachstum durch Produktivitätssteigerung statt demografische Entwicklung. Wobei der Staat sich darauf beschränken sollte, den rechtlichen Rahmen zu schaffen, wie Fedil-Chef Nicolas Buck hinzufügte. Alles war schon vor diesem Abend bekannt, ein Aneinanderreihen von Allgemeinplätzen über das „andere“ Wachstum. Vielleicht lieferte Vizepremier und Wirtschaftsminister Etienne Schneider die einzige aufrichtige Antwort darauf, als er zu bedenken gab, dass es halt nicht so einfach sei, Wachstum zu steuern, auch wenn man sich bemühe.

Dabei war und ist die Wachstumsfrage, unabhängig von wahltaktischen Überlegungen, eine eminent wichtige. Deren Beantwortung interessiert nicht nur eingefleischte Umweltschützer und Nostalgiker eines in allen Hinsichten besseren Luxemburgs, das es als solches niemals gab. Auch Eltern dürften sie mit größtem Interesse verfolgen, sie, die sich früh mit der Frage beschäftigen, welche Ausbildung sie ihrem Kind anraten, welche Schule sie wählen, welche Kompetenzen sie bei ihm verstärkt entwickeln sollen.

Klar. Sowohl diese Regierung als auch die vorangegangenen Regierungen spürten vielversprechende Entwicklungsbereiche für Luxemburgs Wirtschaft auf. Entsprechend wurde und wird für sie geworben, also Wachstum gefördert. Dabei sticht als besonders leuchtendes Beispiel „Space-Mining“ hervor, neben der quasi staatstragenden Finanzindustrie, dem ICT-Sektor mit inzwischen mehr als 17.000 Beschäftigten oder dem etwas in Vergessenheit geratenen Logistikbereich.

Werden wir also vor allem Finanzexperten, Informatiker, Fachleute für Space-Mining, Anwälte für Weltraumrecht und Digitalökonomie heranbilden müssen? Werden besorgte Eltern dem Nachwuchs dahin zielende Studien ans Herz legen müssen? Warum nicht? Doch die Botschaft ist bis vor kurzem noch nicht so richtig angekommen.

So studierten im Studienjahr 2016/2017 die meisten, eine Börse beziehenden Studenten Wirtschaftsfächer – 6.558. Zum Vergleich: 1.077 Studierende hatten sich für das Ingenieurswesen entschieden, 2.280 vorwiegend für Informatik, 3.007 für Gesundheitsberufe und 1.653 für Medizin (Tageblatt, 3.10.2017). Was nicht unbedingt zu den Bereichen passt, die von den sukzessiven Regierungen gefördert werden.
Die anhaltende Wachstumsdiskussion wird nicht dazu beitragen, Konfusion und Unsicherheit über die berufliche Zukunft der heranwachsenden Generationen zu beseitigen. Zumal nicht jeder das Zeug zum Informatiker, Finanzexperten oder Asteroidenstürmer hat.

GuyT
14. Juli 2018 - 14.16

Wer behauptet Französisch wäre in L unwichtig , outet eigenntlich nur ein persönliches Sprachenschwäche als eine faktenbasierte Behauptung: Grundlage unseres Rechtssystemes ist und bleibt notgedrungen Französisch welches auch die meistgesprochenen Sprache in Luxembourg bleibt. Zudem gilt ja auch, dass einem mittelmässig talentierten luxemb. Student unsere 3-Sprachigkeit zuzumuten ist.

roger wohlfart
9. Juli 2018 - 19.42

Die reinste Utopie, um nicht zu sagen ein futuristischer Alptraum. Wachstum, Wachstum … die Bäume wachsen nicht in den Himmel und wer allzu hoch steigt, wird tief fallen. Das wird ein böses Erwachen werden!

Bender
9. Juli 2018 - 17.03

Wann et mat Gläichungen an Goethe gedo wier, Ingenieursstudium(Info as do dran) as sou komplex, dat kann sech den "einfache Mann op der Strooss" (Lieblingsbeispill vu engem Prof) net virstellen. Et as krank dat vun enger Majoritéit Leit ze verlangen, an virun allem bei eisem miserablen auswenneg-béchsen&franséisch(total onwichteg weltwäit) Schoulsystem. Kritt ee wéineg Loscht eng nei Generatioun an d'Welt ze setzen, gett jo emmer méi schlemm mam Leeschtungs-Drock.

Duschtert
9. Juli 2018 - 10.28

Aha also müsste ich ja von meinem Profil her "wéi d'Faust op d'Aan" passen. Bin Informatiker und arbeite zurzeit beim DLR. Es gibt da so eine Sache, die mich absolut davon abhält zurück in die Heimat zu kommen. Denn nach wie vor ist es mir unbegreiflich, wie in einem multikulti ausgerichteten Land Dokumentationen zum Programmcode und das Benennen von Programmmethoden/-funktionen entgegen der sich mittlerweile etablierten "well known form" in English, alles auf französisch ist. Und das beginnt ja schon beim Staat oder der Spuerkees. So wird es nichts mit Leuten importieren in diesen Bereichen... oder halt aus Belgien oder Frankreich. Das wird noch problematisch :)

Träumer
8. Juli 2018 - 9.57

Gedanken die ich mir schon lange mache, obschon ich keine Kinder in die Welt gesetzt habe. Erstaunlich das die sogenannten Eliten über dieses Thema schweigen, eigentlich müsste es ihnen Angst bereiten, oder gedenken sie bis dorthin mit Schneider irgendwo im Space Golf und Polo zu spielen.

rene reichling
7. Juli 2018 - 18.09

nett schlecht analyseiert bravo.

Jacques Zeyen
7. Juli 2018 - 9.55

"...zumal nicht jeder das Zeug hat zum Informatiker,Ingenieur,Notar usw." Wachstum. Niemand spricht von den Jungs und Mädels welche eben nicht schlau genug sind um Gleichungen zu verstehen oder Goethe zu verdauen. Oder einfach die soziale Basis für so einen Weg nicht haben.Wir sprechen nur von Eliten die das Zeug haben einen Meteoriten anzubohren oder die Erde (Fracking). Aber die anderen brauchen auch Jobs,wollen eine Familie gründen usw.Wenn nur noch Roboter Schränke,Autos bauen,ja sogar die Straße kehren,was machen dann all die Unqualifizierten? Für diese Leute wird die W-Frage zum Wohin? oder Wie? oder Warum? Die W-Frage könnte auch lauten W-ohin mit den über 7 Milliarden Menschen auf dem Globus? W-as tun wir gegen die Bevölkerungsexplosion? W-ieviel Ärzte,Notare oder Anwälte brauchen wir wenn niemand das Gehalt dieser Leute mehr bezahlen kannn Geht ein Hartz 4 -Empfänger zum Anwalt oder zum Zahnarzt? Das ist Wachstum von der dunklen Seite.Das Wachstum der Armut und der Verrohung. Das sind auch die Wähler eines Trottels wie Trump.Das ist gefährlich.