„Viva la vida!“ – Es lebe das Leben!

„Viva la vida!“ – Es lebe das Leben!
(Bohumil Kosttohryz)

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Zwei Frauen erleben in einer verrückten Nacht eine Reise mit revolutionären Liedern durch Südamerika. Eine Ode an das Leben im „Théâtre du Centaure“.

Delphine (Anne Cadilhac), eine sozial gut situierte Frau mittleren Alters, will Selbstmord begehen, weil ihr Mann sie verlassen hat. Dolores (Dilia Gavarrete-Lhardit), eine Nachbarin und Angestellte bei „Gaz de France“, kann sie gerade noch retten. Um Delphine auf andere Gedanken zu bringen, bildet Dolores sie kurzerhand zur Revolutionärin aus. Ihre Ausbildung führt sie durch den südamerikanischen Dschungel, über den Amazonas bis zu den Wasserfällen von Iguazu. Am Ende ist sie zwar eine ausgebildete Revolutionärin, doch eine Bombe auf den G8-Gipfel werfen kann Delphine dann doch nicht. Die beide Frauen beschließen stattdessen, Artistinnen zu werden. Das Singen und Musizieren liegt ihnen dann doch mehr als die bewaffnete Revolution. Die imaginäre Reise der beiden ist durch etliche bekannte lateinamerikanische Lieder untermalt, vor allem revolutionäre Lieder wie „No pasarán“ („Sie werden nicht durchkommen“), „Hasta siempre comandante“ oder „El pueblo unido jamás será vencido“ („Das vereinte Volk wird niemals besiegt werden“) und natürlich „La cucaracha“, ein mexikanisches Revolutionslied.

„La nuit de la cucaracha“
Autor: Roberto Lana
Regie: Marja-Leena Junker
Mit: Anne Cadilhac, Dilia Gavarrete-Lhardit
Musik-Arrangements: Anne Cadilhac
Licht: Véronique Claudel
Regieassistent: Jean-Yves Dretzolis
Eine Koproduktion des „Théâtre du Centaure“,
der „Divine Compagnie“ und der „Compagnie Meninas“
Weitere Aufführungen:
13., 15., 16. und 17 Juni um 20.00 Uhr, morgen Sonntag, 14. Juni, um 18.30 Uhr
Infos & Tickets:
www.centaure.lu

Vordergründig könnte man nun meinen, das „Centaure“ mache revolutionäres Theater. Doch die effektive Gesellschaftskritik hält sich doch in Grenzen, wenn etwa die beiden Frauen ihre Unzufriedenheit mit den Leuten des G8-Gipfels, die sich die Welt aufteilen, zum Ausdruck bringen.

Das Leben feiern

Es sind nämlich nicht nur Revolutionslieder, die die beiden singen: „Dos gardenias“ ist ein Liebeslied. Und auch durch die Revolutionslieder und ihren „Einsatz“ für Gerechtigkeit und Unterdrückung zelebrieren die beiden Frauen vor allem das Leben mit all seinen Annehmlichkeiten, symbolisiert durch den Rum, den sie ausgiebig trinken, und die Zigarre. Die Genüsse, die schönen Seiten des Lebens stehen eindeutig im Vordergrund.

Die „Nacht der Cucaracha“ sagt uns, die Hoffnung stirbt zuletzt, und es gibt immer einen Grund, weiterzuleben und das Leben zu lieben: Es gibt immer ein Morgen danach, auch nach einer durchzechten Nacht.

„La nuit de la cucaracha“

„La nuit de la cucaracha“ ist ein angenehmer Theaterabend: keine hochtrabenden intellektuellen Texte, sondern angenehme Lieder, die viele schon mal gehört haben dürften, vorgetragen von den beiden Schauspielerinnen in einer Weise, die Lebensfreude versprüht.

Allerdings: Auch wenn wir spanische Lieder, besonders die vorgetragenen, mögen, könnte die Anzahl der spanischen Texte für einige Zuschauer doch befremdend wirken. Der gesprochene Text (auf Französisch) und der gesungene (auf Spanisch) halten sich in etwa die Waage.

Doch müsste man doch eigentlich damit rechnen, dass in Luxemburg nur eine Minderheit Spanisch versteht und ihr deshalb ein großer Teil der Poesie des Abends entgeht. Schade.