Der Tod ist keine einfache Sache

Der Tod ist keine einfache Sache
(F. Muno)

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Das Kasemattentheater beschäftigt sich mit dem Tod und zeigt, dass, trotz aller religiös-philosophischen Fragen, die Pest auch heute nichts an Symbolik eingebüßt hat.

Im 14. Jahrhundert raffte die Pest nicht nur ein Drittel der damaligen Bevölkerung hin, sondern löste auch eine makabre Beschäftigung mit dem Thema Tod aus. Vielerorts entstanden damals Abbildungen, die Skelette darstellten, die mit den Lebenden tanzten. Seitdem sind die „Totentänze“ (fr. „danses macabres“) ein Begriff in allen Kunstgattungen. Das Kasemattentheater griff die Thematik auf und zeigt „Totentänze“, ein Stück, das auf „Wood Painting“ und „Das siebente Siegel“ von Ingmar Bergman basiert.

„Totentänze“

Regie/Bühne: Thierry Mousser

Übersetzung: Dan Kolber

Bühne: Antoine Grimée, Mariette Molitor

Dramaturgie: Claire Wagener

Mit: Anouk Wagener, Marie-Paule von Roesgen, Germain Wagner, Johanna Paliege, Max Gindorff, Leila Schaus

Weitere Vorstellungen: 2., 3., 6. und 8. Oktober.

Infos & Tickets:
www.kasemattentheater.lu

Zehn Figuren befinden sich auf der Flucht vor der Pest. So verschieden ihre Lebensgeschichten sind, so verschiedenartig setzen sie sich mit dem Tod auseinander. Schon Ingmar Bergmans Grundlagen sind keine einfache Kost und das Stück trägt nicht zu einer besseren Verständigung des Themas bei. Der Zuschauer sieht sich mit einer Collage von Einzelschicksalen konfrontiert, die lose von der Idee des Todes zusammengehalten werden.

Roter Faden des Makabren

Hilfe gibt es von Inszenierungselementen, die den roten Faden des Makabren vorgeben. Da wäre zunächst die Beleuchtung: Fast nie ist die gesamte Bühne erleuchtet, immer nur die Figur, die im Mittelpunkt steht, oft auch noch im Halbdunkel. Verstärkt wird die schaurige Atmosphäre durch die Musik, wie etwa Mozarts Messe in C moll und Györgys Ligetis Requiem. Einige Minuten lang steigert sich die Lautstärke in einen Höllenlärm. Einziges Bühnenrequisit ist eine Holzkonstruktion in U-Form, die in einer Szene einen Schutzwall vor der Pest darstellt. Doch, wen überrascht es, vor dem Tod gibt es keinen Schutz, sogar Menschen können darüber steigen.

Das Thema der „Grenzen“ wird später im Stück deutlich ausgesprochen. Wenn eine Figur davon redet, wie Grenzen geschlossen werden, um die Pest draußen zu halten und Menschen vor dem Leid die Grenze zu überwinden suchen, zeigt sich die Aktualität des Stückes. Darin ist unschwer eine Anspielung an den islamischen Terror als neue Pest zu sehen, welche die Menschen vor sich hintreibt und andere sich hinter Zäunen verschanzen lässt.

Der Tod erscheint sowohl als Begleiter als auch als Bedrohung und wortwörtlich auch als Gegenspieler. Ein Ritter, dessen Zeit zu Ende ist, will den Tod besiegen, indem er gegen ihn Schach spielt. Ein ungleiches Spiel, denn das Ende steht von vornhinein fest. Ist der eine zur direkten Konfrontation mit dem Tod bereit, weichen andere der Frage aus, wie etwa der Mann, dessen Frau sich mit einem Schauspieler auf und davon gemacht hat. Die umherziehende Pest, und der damit kommende Tod, wird ignoriert und sich auf die Freuden des Lebens konzentriert: Einerseits philosophisches Hadern mit dem Ende, andererseits Lebensbejahung durch Ignorieren des Todes.

Sinn des Lebens

Obwohl die Frage nach dem Sinn des Lebens, und die damit verbundene Frage nach dem Sinn des Todes, wohl schon jeden beschäftigt hat, werden dem Zuschauer schwer verdauliche Brocken hingeworfen. Das Hin und Her zwischen Komik und Tragik macht die Sache nicht einfacher. Einerseits gibt es die grausame Erzählung einer Hinrichtung, andererseits Machowitze über Frauen und Schwiegermütter. Eine philosophisch-religiöse Vorstellung – je nachdem, was man glaubt –, die dem Zuschauer, wenn er sich darauf einlässt, einiges Kopfzerbrechen bereitet, da es ihm schwerfällt, sich ein Gesamtbild aus den einzelnen Puzzlestücken zu bauen. Dies ist ein Mangel, der aber nicht den Schauspielern anzukreiden ist, denen dieser Tanz offensichtlich Spaß macht, was die Schwere der Thematik um einiges ausgleicht.

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