Bollywood meets Hollywood

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Mit einem romantischen – amerikanischen – Film über die französische Cuisine bietet der schwedische Regisseur Lasse Halström einen unterhaltsamen Kinoabend, der richtig Appetit macht.

Hassan Kadam (Manish Dayal) kann richtig gut kochen. Seine Lehrmeisterin war seine Mutter, die ihn in die Geschmacksfeinheiten der Küche eingeführt hat, in denen er es zum Meister gebracht hat. Das umso mehr, als er nicht nur den Sinn und das Gefühl für geschmackliche Nuancen hat, sondern diese auch praktisch umsetzen kann. Es gibt nur ein Problem: Hassan ist Inder und ein Meister der indischen Küche und der dort üblichen scharfen Geschmäcker.

Ein Zufall und seine Folgen

Das Leben jedoch verschlägt die Familie nach Europa. Und da kann sie letztendlich nirgendwo anders landen als in Frankreich, dem Land der Gastronomie par excellence. Der Zufall will, dass die indische Familie in Saint-Antonin-Noble-Val in Südfrankreich landet.

Dort kauft Papa (Om Puri) ein verfallenes Restaurant. Mit der festen Absicht, es dank des Talentes seines Sohnes wieder in Schwung zu bringen. Damit stößt er bei Madame Mallory (Helen Mirren), der Besitzerin des gegenüberliegenden Sternerestaurants „Le Saule Pleureur“, auf allergrößte Ablehnung. Es kommt zu einer regelrechten Kriegserklärung zwischen den beiden Restaurantbetreibern, zu einem echten Kampf zwischen der französischen Gastronomie und der indischen Küche.

Es kommt aber auch zu einer Annäherung zwischen dem talentierten indischen Koch und der hübschen Sous-Chefin Marguerite (Charlotte Le Bon) des feindlichen Lagers.

Gleichzeitig stehen aber auch jede Menge Abrechnungen mit der französischen Gastronomieszene an, mit den Bewertungen, aber auch mit der Gesellschaft und ihren konservativen Einstellungen gegenüber allem, was ihr fremd ist.

Tandori-Lamm trifft auf Boeuf bourguignon! Das ist ein regelrechter Clash der Kulturen, wie ihn Lasse Halström liebt. Bereits vor 14 Jahren hatte er mit „Chocolat“ eine Außenseiterin mit kulinarischen Mitteln die althergebrachte Ordnung in der französischen Gesellschaft aufmischen lassen. Schon damals war der Film ein Plädoyer für Toleranz.

Genau wie bei dem aktuellen Streifen ist der Stoff recht märchenhaft bearbeitet. Die Szenen sind schön, die Figuren äußerst liebenswert, aber das Ganze ist immer ganz nah am Kitsch.

Wer „Chocolat“ gemocht hat, sollte sich auch „The Hundred-Foot Journey“ ansehen. Der Film ist zwar weder besonders originell noch kunstvoll, die Geschichte ist auch sehr weit von der harten Wirklichkeit der Restaurants entfernt, aber es ist richtig gut gemachtes Kino, das ein breites Publikum ansprechen kann. Dafür sind bereits die beiden Produzenten Steven Spielberg und Oprah Winter Garanten. Maßgeblich zum Gelingen haben auch die Routiniers wie Puri und vor allem Helen Mirren beigetragen, die in der Rolle der unerbittlichen Restaurantbesitzerin die gleiche königliche Würde an den Tag legt wie in ihrer legendär gewordenen Rolle als Queen. Zwei unterhaltsame Kinostunden, die Appetit machen.

Claude Wolf/Tageblatt.lu