Südklinikum in Esch: Anfang 2025 soll der erste Patient kommen

Südklinikum in Esch: Anfang 2025 soll der erste Patient kommen

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Baubeginn für das „Südspidol“ in Esch/Alzette sollte eigentlich 2020 sein. Doch dann wurde im Mai beschlossen, das Ganze um ein Jahr zu verschieben. Nicht weil es Probleme gegeben hätte, betonen CHEM-Generaldirektor Hans-Jörg Reimer und Eschs Bürgermeister Georges Mischo im Tageblatt-Gespräch. Grund für die Verzögerung seien an erster Stelle der Qualitätsanspruch und die damit verbundenen Anforderungen und Anregungen vom Gesundheitsministerium. Um eine saubere Punktlandung bei der Eröffnung hinzulegen und die Kosten im Griff zu behalten, ist die Planung überarbeitet und ergänzt worden. Im neuen Klinikum werden die Dienste der bisherigen Krankenhäuser in Esch, Düdelingen und Niederkorn zusammengefasst.

Südspidol in Zahlen
542 Millionen Euro – Baukosten

davon 32 Millionen Euro – Reserve für unvorhergesehene Kosten (ohne Medizintechnik) sowie

10 Millionen Euro Reserve für die fixe Medizintechnik (z.B. MRT und CT)

120 Millionen für Ärztehaus/Parkhaus (durch Eigenfinanzierung realisiert)

75.000 Quadratmeter – Vorgesehene Fläche

2021 – Baubeginn

2025 – Erster Patient zu Beginn des Jahres

584 – Betten, davon 84% Einzelzimmer

250 – Zahl der Ärzte

1.000 – Pflegekräfte

850 –  Sonstiges Personal

1.300 – Parkplätze für Besucher

2 Euro – Preis für eine Stunde Parken

Baubeginn verschiebt sich

Das Südspidol kommt, aber es kommt später. Drei Monate ist es her, dass beschlossen wurde, den Baubeginn um ein Jahr, auf 2021, zu verschieben. Probleme? „Nein!“, erklären Krankenhaus-Generaldirektor Hans-Jörg Reimer und Eschs Bürgermeister Georges Mischo, der auch Präsident des CHEM-Verwaltungsrates ist. Grund für die Verzögerung seien in erster Linie der Qualitätsanspruch und die damit verbundenen Anforderungen und Empfehlungen vom Gesundheitsministerium wie auch von Patienten, denen man gerne Rechnung trage. Da geht es z.B. um den Bereich der Radiotherapie oder der Dialyse. Das Ministerium fordert mehr Kapazität, die Nutzer einen einfacheren Zugang.

„Zum anderen wollen wir die Kostenkontrolle verbessern“, so Reimer. Die hänge eng mit der Terminplanung zusammen und sei an die Ausschreibungen geknüpft: „Je präziser wir jetzt planen, umso unmissverständlicher können wir die Ausschreibungen formulieren und umso exakter können die Arbeiten ausgeführt werden.“ Ziel sei es, so Reimer und Mischo, im neuen Klinikum die bestmögliche Qualität anzubieten. Und dieser Qualitätsanspruch müsse mit der Zeitschiene und dem Budget so kombinieren werden, dass eine saubere Punktlandung hingelegt werden kann. Es brauche halt etwas mehr Zeit, wenn verschiedene Schritte doppelt und dreifach geprüft werden.

542 Millionen Euro

Wenn von Punktlandung die Rede ist, dann geht es auch um die 542 Millionen Euro, die das neue Klinikum kosten soll. Davon sind 32 Millionen Euro für unvorhergesehene Ausgaben, die Medizintechnik nicht inbegriffen, als Reserve vorgesehen. Auch eine 10-Millionen-Reserve für die fixe Medizintechnik, z.B. IRM (MRT/Magnetresonanztomografie) oder CT (Computertomografie) ist eingeplant. Die Kosten von 120 Millionen Euro für das Ärztehaus/Parkhaus werden durch Eigenfinanzierung realisiert. Die Zeit, die man sich jetzt zusätzlich gibt, soll ermöglichen, in diesem Finanzrahmen zu bleiben. In die Planung fließt aber jetzt auch die Entwicklung der Bevölkerung stärker mit ein. Das bedeutet, dass sich jetzt auch bereits genau überlegt wird, in welche Richtung das „Südspidol“ eines Tages wachsen kann.

„Wir sind nicht in Eile“, betont Mischo und verweist auf das CHEM in Esch, die Krankenhäuser in Düdelingen und in Niederkorn, wo Patienten nach wie vor gut behandelt würden. „Wir können uns Zeit lassen, weil wir nicht unter Druck stehen, um so schnell wie möglich fertig zu werden.“ Das neue Klinikum, so sieht’s aus, soll also mit Bedacht und mit Geduld geschaffen werden, um dann Beginn 2025 den ersten Patienten empfangen zu können.

Qualität und Patient im Mittelpunkt 

Die Qualität, die durch eine bessere Planung erreicht wird, soll in erster Linie dem Patienten zugute kommen. So steht fest, dass im neuen Klinikum rund 85% aller Zimmer Einzelzimmer sein werden. Die anderen Räume seien auf Wunsch der Patienten Doppelzimmer, zum Beispiel in der Psychiatrie und in der Geriatrie. „Es gibt Leute, die ins Krankenhaus kommen und nicht allein sein wollen“, so Reimer.

In Luxemburg ist Einzelbettzimmer bislang jedoch gleichbedeutend mit erster Klasse. Ist dem denn jetzt nicht mehr so? Nein, so Mischo und Reimer. International gehe der Standard in Qualitätshäusern auch in Richtung Einzelzimmer. Außer dem Einzelbett gebe es heute auch eigentlich keine Mehrleistung mehr in erster Klasse. CHEM-Generaldirektor Reimer macht aber klar, dass sich natürlich Gedanken darüber gemacht werden, was in Zukunft eine erste Klasse ausmachen könnte und wie man von dieser Quasi-Definierung übers Einzelzimmer wegkommt. Vielleicht mit einem besseren Catering, einem Mehr an Komfort oder Pay TV? Allerdings, so Reimer, müsste es auch zu einer Änderung der Gesetzgebung kommen.

Klinikum der kurzen Wege

Der Qualitätssprung im neuen Klinikum soll aber auch anderswo sichtbar werden als nur in den Patientenzimmern. „Das Krankenhaus der neuen Generation“, wie es die frühere Gesundheitsministerin Lydia Mutsch nannte, setzt auch auf ein schönes Ambiente und kurze Wege. Lifte, beispielsweise für Menschen im Rollstuhl, wird es natürlich immer geben, insgesamt aber werden es weniger sein, stattdessen dann Rolltreppen. Das sei weniger beengend und schneller, und es erlaube einen permanenten Fluss innerhalb des Krankenhauses, so Mischo und Reimer.

Dem effizienteren Besucher- und Patientenfluss entspricht auch die dreieckige Form der Klinikum-Gebäude. Dank getrennten Wegen und unterschiedlichen Ebenen wird man im „Südspidol“ z.B. auch keine Patienten mehr sehen, die in ihrem Bett liegend irgendwo herumstehen oder durch die Gegend gefahren werden.

Multidisziplinäre Zusammenarbeit

Ebenfalls zum Qualitätssprung gehört die multidisziplinäre Zusammenarbeit, die ohnehin im neuen Krankenhausgesetz von April 2018 vorgesehen ist. Im CHEM wird schon seit 2017 daran gearbeitet, so Reimer, es seien die größten Umstellungen seit 30 Jahren: „Ziel ist eine bessere Verzahnung der einzelnen Abteilungen, Kardiologie, Radiologie z.B. Keine Insellösungen, sondern interdisziplinäres Zusammenarbeiten aller Fachbereiche.“ Im CHEM geht es derzeit speziell um vier Prozessabläufe: erstens ambulant, zweitens Notfall, drittens die stationäre Aufnahme für innere Medizin und viertens die stationäre Aufnahme für Chirurgie.

Diese Prozesse sollen im neuen Krankenhaus übernommen werden, und anders funktionieren als in anderen Häusern des Landes. Zu den Veränderungen gehört auch, dass Mitarbeiter verantwortlich gemacht werden, dass sie eingebunden sind und erkennen, dass sie als Teil eines Ganzen funktionieren – im Interesse des Patienten. „Jeder Input ist willkommen“, so Reimer, denn alle Entscheidungen, die gut für den Patienten sind, sind Entscheidungen, die von der Direktion mitgetragen werden. Das mache den Unterschied, so der CHEM-Generaldirektor.

Wichtige Etappen bis zur Eröffnung:

2025 soll der erste Patient aufgenommen werden. Später, als anfangs gedacht. Da stellt sich die Frage, ob durch den späteren Baubeginn nicht zusätzliche Kosten in den Krankenhäusern von Esch, Düdelingen oder Niederkorn entstehen, weil die ja länger „funktionieren“ müssen.

„Nein, weil an diesen Standorten keine großen Investitionen getätigt werden, die sind auch nicht zwingend notwendig“, so Mischo: Es sei nichts so alt, so kaputt, dass Millionen und Millionen investiert werden müssten. Die drei Krankenhäuser liefen gut; dass Reparaturen anfallen können, sei normal, aber nichts Ungewöhnliches. „Es darf natürlich nicht so sein, dass vor dem Umzug irgendwo Putz von den Mauern fällt“, fügt Reimer hinzu.
Zur Planung des Südspitals gehört natürlich auch der Umzug aus drei Krankenhäusern in eines. „Es ist nicht so“, sagt Mischo, „dass wir heute das Licht im CHEM, in Düdelingen und Niederkorn ausmachen und sogleich im ‚Südspidol‘ loslegen.“ Der ganze Prozess des Umzugs und der Inbetriebnahme des Klinikums werde jetzt schon diskutiert. Und schon jetzt schon werde jemand gesucht, der die nötige Kompetenz dafür hat. Auch das gehört zur Planung.

Selbstredend, dass während der Übergangszeit die medizinische Versorgung gewährleistet bleiben muss. Es muss ja auch an Patienten gedacht werden, die vielleicht noch im CHEM operiert wurden und dann ins „Südspidol“ verlegt werden. Im Falle eines Falles gibt es allerdings ja auch immer noch die anderen Krankenhäuser in Luxemburg.

Humaner durch Digitalisierung 

Mehr Qualität in der Patientenbetreuung soll auch durch die Digitalisierung erreicht werden – z.B. durch eine bessere Verfügbarkeit der Krankenakten mit Röntgenaufnahmen, Blutanalysen usw., und dies unter allen Krankenhäusern des Landes. Deshalb wird eine bessere Koordinierung und Kompatibilität der Systeme angestrebt, eine gewisse Automatisierung, mit der Patientensicherheit als höchste Priorität.

Im Südklinikum können Patienten, sofern sie einverstanden sind, via Webcam überwacht werden. Wenn jemand auf den Alarmknopf drückt, sieht das Pflegepersonal sofort, was Sache ist und was in die Wege geleitet werden muss. Zurzeit läuft auch eine Diskussion über einen aufklebbaren Sensor, der am Körper befestigt werden kann und das Krankenhaus-Informationssystem (Dopamin) permanent mit Daten füttert, wie z.B. Puls, Blutdruck, Atemfrequenz, Sauerstoffsättigung oder z.B. Infos über ein Sturzrisiko.

Das klingt alles gut. Allerdings stellt sich die Frage, wie einerseits der Mensch stärker in den Mittelpunkt gerückt werden kann, während andererseits gleichzeitig die Technik in immer stärkerem Maße Einzug hält. Reimer sieht darin keinen Widerspruch, es sei gerade das Mehr an Technik, das einen intensiveren Kontakt mit dem Patienten erlaube. So sorgt die Digitalisierung zum Beispiel dafür, dass das Pflegepersonal nicht mehr ins Zimmer reingehen muss, um Blutdruck oder Fieber zu messen.

Wichtiges Projekt fürs Land

Das Südspital ist in seiner Konzeption einzigartig. Orientiert und inspiriert wurde sich an verschieden Orten: Die Dreiecksform gibt es z.B. in Japan, die Pavillon-Struktur findet man in Österreich. Ansonsten wurde sich an dem orientiert, was die Nutzer wollen, und an dem, was höchsten Qualitätsansprüchen gerecht wird. „Partizipativ, human, organisiert, digitalisiert und finanzierbar“, so fasst Reimer das Projekt zusammen,
Bei der Planung geht es aber nicht nur um das „Südspidol“ selbst, sondern auch darum, welchen Platz es später einnehmen wird. Reimer und Mischo sind überzeugt, dass das Klinikum nicht nur der Minettmetropole, sondern der Südregion und dem ganzen Land einen starken Auftrieb geben wird.

Einen Innovationspreis hat das Klinikum des Wiener Architektenbüros Albert Wimmer-ZT-GmbH, Architects Collective  ja 2015 bereits erhalten. Einen Preis für Top-Qualität würden sich Generaldirektor Hans-Jörg Reimer und CHEM-Verwaltungsratspräsident Georges Mischo künftig ebenfalls wünschen.

 

 

Nomi
13. August 2019 - 18.33

Wei'so'u kann een ee Spidol nieft een Walzwierk bau'en ? Oder get daat Walzwierk 2025 zou'gemeet ?? Fir gesond ze ginn brauch een Ro'u an een rou'egen Schloof. Daat ass awer net garantei'ert nieft engem Walzwierk. Gidd mol Nuetz dohin an macht ear Ou'eren op !

Leila
13. August 2019 - 18.08

Sieht nicht nach "Klinik der kurzen Wege" aus, eher wie eine "Stadt in der Stadt"...mir graut jetzt schon, wenn ich da mal Hilfe brauche!

Jang
13. August 2019 - 9.14

Hoffentlich ist die Planung genauestens durchgerechnet, nachher wimmelt es sowieso von Zuschlägen und Budgetüberschreitungen, was hierzulande als normal anzusehen ist.