Neues Tool-Album wurde im „Mirage“ in Las Vegas geleakt

Neues Tool-Album wurde im „Mirage“ in Las Vegas geleakt

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Am Freitag erscheint mit “Fear Inoculum” der amerikanischen Band Tool wohl eines der meisterwarteten Alben der Musikgeschichte. Der Vorgänger, „10.000 Days“, ist vor 13 Jahren erschienen, seither brodelte die Gerüchteküche und versprach alljährlich jedes Szenario zwischen Auflösung der Band und einem baldigen Erscheinen des neuen Longplayers, inklusive Tracklist und Artwork.

Dieses Jahr ist es so weit. Allein die Ankündigung hat gereicht, um die Band Tool, seit über einer Dekade ohne neues Material, zum Headliner großer europäischer Festivals zu befördern. Der Hype ist echt und treibt Blüten, die im Internetzeitalter fast schon erfrischend anachronistisch wirken.

Target-Mitarbeiter klaut CD

Letzten Freitag wurden die ersten CD-Boxen an Plattenläden und Supermärkte ausgeliefert und es dauerte nicht lange, bis in verschiedenen Web-Foren entsprechende Fotos aus den betreffenden Läden auftauchten. Auf die Netzgemeinde ist Verlass, sie versuchte natürlich, die Mitarbeiter dazu zu bewegen, das heiß ersehnte Stück Musikgeschichte vorzeitig zu veröffentlichen – und dafür die berufliche Laufbahn zu riskieren.

Natürlich ließen sich die Mitarbeiter nicht erbarmen – bis auf den Reddit-User CircleofN9ne, der schließlich meldete, er könne möglicherweise eines der Alben für die Community organisieren. Viele Kommentatoren vermuteten ein Fake, niemand glaubte, dass der Mitarbeiter der amerikanischen Discounterkette Target sein Versprechen wahr machen würde. Als dieser jedoch nach Schichtende ein Foto des Diebesguts in seinem Auto veröffentlichte, verstummten die Unkenrufe. Nun wurde es spannend.

Album-Leak online

Der erste Versuch, das Material ins Internet zu befördern, scheiterte an technischen Schwierigkeiten – das CD-Laufwerk des Laptops war defekt. Das sollte jedoch nicht das Aus der Operation bedeuten, denn die Mitglieder des Subreddits /toolband, die nägelkauend vor ihren Bildschirmen warteten, schafften Abhilfe. Auf den Hilferuf „SOMEBODY IN VEGAS!!! FUCKING HELP!!!“ lotste der User briznitch den Dieb ins berühmt-berüchtigte „Mirage Resort and Casino“, um ihm einen Laptop zum Upload der Daten zur Verfügung zu stellen. Nach der Aktion löschte briznitch sein Konto, Ratlosigkeit stellte sich ein und wilde Spekulationen schossen ins Kraut. Wenig später jedoch war der Leak des neuen Albums online.

CircleofN9ne, dem inzwischen aufgegangen ist, dass er sich mit der Aktion strafbar gemacht hat, ist verschwunden – der Account bei Reddit wurde gelöscht. Die Netzgemeinde feiert ihn jedoch als The Chosen One, den Auserwählten, und es gibt bereits Pläne, ihn im Fall eines Rechtsstreits oder Jobverlustes mittels einer Crowdfunding-Kampagne zu unterstützen. Wer dem Internet hilft, dem hilft auch das Internet.

Tageblatt-Albumreview am Samstag

Die ganze Aktion beweist eines: Auch in Zeiten der freien Verfügbarkeit einer unübersichtlichen Anzahl an digitalen Veröffentlichungen schafft Musik es immer noch, die Menschen zu unglaublichen Taten zu motivieren. Ob es den Mitgliedern der Band gefällt oder nicht, sie schreiben inzwischen nicht mehr nur mit ihrer Musik oder ihren verstörenden Videos Popgeschichte, sondern auch mit dem Mythos, den ihre Fans um sie weben. Tool ist ein Phänomen, das uns vermutlich noch eine Weile beschäftigen wird.

Am Samstag veröffentlicht das Tageblatt ein „Klangwelten“-Spezial zum neuen Tool-Album mit einer ausführlichen Besprechung, einer Retrospektive der bisherigen Veröffentlichungen und einem Überblick über die Nebenprojekte des Leadsängers Maynard James Keenan. 

Tom Haas

 

Grober
28. August 2019 - 19.39

Angebliches 'intellektuelles Eigentum' ist eben fiktiv und kann nicht geschützt werden. Und das ist auch gut so.