Handelskrieg zwischen den USA und China trifft indirekt auch Luxemburg

Handelskrieg zwischen den USA und China trifft indirekt auch Luxemburg

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Obwohl China und die USA weit von Luxemburg entfernt sind, bleibt ein Handelskrieg zwischen beiden nicht ohne Folgen für Luxemburg. Vor allem die indirekten Folgen könnten weitreichend werden.

Im Handelsstreit zwischen den USA und China geht es um zwei Länder, die sich gegenseitig mit Zöllen belegen. Luxemburger Unternehmen sind weder im Visier von den US- noch von den chinesischen Zöllen. Direkt wird der Standort Luxemburg von dem Konflikt überhaupt nicht getroffen. Für das Großherzogtum ist der Handelsstreit zwischen China und den USA eine ganz andere Situation als die vor einem Jahr. Damals führten die USA spezielle Zölle auf Stahl aus Europa ein. Satte 10 Prozent der Luxemburger Stahl-Produktion, die in die USA exportiert wurden, waren betroffen.

Der lachende Dritte

Im derzeitigen Handelsstreit stellt sich sogar für Luxemburg und Europa die Frage, ob sich nicht vielleicht das Sprichwort „Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte“ bewahrheiten könnte. Eine Berechnung in diesem Sinne hat das deutsche Ifo-Institut diese Woche vorgestellt. Die Experten schätzen, sollten die USA die angedrohten Zölle von 10 Prozent auf weitere chinesische Importe im Wert von 300 Milliarden Dollar erheben, dann würden die Vorteile für die 28 EU-Staaten sich auf rund 1,5 Milliarden Euro summieren. Dies erläutert Ifo-Präsident Clemens Fuest laut Pressemitteilung so: „Die EU-Staaten könnten bei zusätzlichen US-Zöllen auf China-Importe mehr in die USA exportieren, wenn chinesische Exporte wegfallen.“

Doch auch wenn einige Unternehmen durch die Streitigkeiten vielleicht neue Kunden finden, so kommt doch auch in Europa keine Freude auf. Der eskalierende Handelsstreit zwischen USA und China trifft nämlich, einer anderen Studie zufolge, verstärkt auch andere Länder.

So fallen allein für die EU zusätzliche Zollkosten über rund eine Milliarde Dollar an, wie letzte Woche aus einer Analyse des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) hervorging. „Indirekte Effekte des Handelskriegs entstehen vor allem, weil mit Importzöllen belegte Produkte in den USA beziehungsweise China als Vorprodukte weiterverarbeitet werden.“ Dann würden sie in dritte Länder exportiert, wo die Zölle sich in verteuerten Produkten niederschlügen, so diese Studie.

Schwächere Konjunktur

„Drittländer können es sich nicht leisten, als scheinbar Unbeteiligte dem Zollkrieg nur vom Seitenrand aus zuzuschauen“, unterstreicht das IfW. „Durch die starke Verflechtung in internationalen Lieferketten sind sie selbst auch betroffen und müssen erhebliche zusätzliche Kosten in Kauf nehmen.“ Dies belaste Firmen und Verbraucher, auch in Europa.
Es werde keinen wirklichen Sieger des Konfliktes zwischen den weltgrößten Wirtschaftsmächten geben, warnt das Ifo-Institut. „Der amerikanisch-chinesische Handelskrieg hat schädliche Nebenwirkungen für alle, weil er das Vertrauen von Investoren und Konsumenten weltweit bei ohnehin fragiler globaler Konjunktur weiter schwächt“, erklärt Fuest. Und die schwache Konjunktur wird sich in allen Ländern bemerkbar machen.

Ähnlich beurteilt Tom Kremer, Fixed Income Fund Manager bei der KBL in Luxemburg, die Lage. Direkte Folgen für das Großherzogtum habe der Streit für Luxemburg keine. Von den indirekten Folgen wird sich die weltoffene Volkswirtschaft Luxemburg aber nicht verstecken können. Da es sich jedoch um indirekte Effekte handelt, würden sie sich erst nach und nach im Lande bemerkbar machen.

„Einige Luxemburger Unternehmen, deren Entwicklung von der Weltkonjunktur abhängig ist, werden langsamer wachsen“, sagt Tom Kremer und denkt dabei beispielsweise an die Luftfrachtgesellschaft Cargolux. Bricht der Welthandel ein, dann gibt es weniger Waren zu transportieren.

Unsicherheit

Die gleichen Sorgen beschäftigen den Stahlhersteller ArcelorMittal. „Das wirtschaftliche Umfeld wird schlechter. Die steigende Unsicherheit ist nicht förderlich für große Investitionen. Die Preise für Stahl sind sehr niedrig“, klagt der Sprecher. Europa werde von Stahl, der entweder aus China stammt oder aus Europa und nicht mehr in den USA verkauft werden kann, überschwemmt.

Die einbrechende Konjunktur beschäftigt ebenfalls exportorientierte Volkswirtschaften wie Deutschland, Luxemburgs wichtigster Handelspartner. Experten rechnen gar damit, dass das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland zwischen April und Juni um 0,1 Prozent zum Vorquartal geschrumpft sein könnte, wie die Nachrichtenagentur Reuters schreibt.
Im ganzen Euroraum dreht die Wirtschaft langsamer. Dies wiederum ruft die Zentralbank auf den Plan. Auch sie klagt über US-Handelskonflikte und trübere Konjunkturaussichten. Sie will die Geldpolitik wieder nutzen, um die Wirtschaft am Laufen zu halten. Die Zinsen dürften dementsprechend noch eine ganze Weile sehr niedrig bleiben oder sogar noch weiter fallen.

Niedrige Zinsen

„Mit niedrigeren Leitzinsen wird die Rentabilität der Banken unter Druck bleiben“, sagt Tom Kremer und weist auf die Bedeutung der Banken für die nationale Wirtschaft hin. In der Schweiz müssen Kunden der UBS bei Einlagen von mehr als einer halben Million Euro bereits 0,6 Prozent Zinsen zahlen. Mit den niedrigen Zinsen wird für den einzelnen Bürger das Sparen schwierig bleiben. Und das viele billige Geld wird zudem die Immobilienpreise (auch in Luxemburg) weiter in die Höhe treiben.

Gleichzeitig ist ein Handelskonflikt nicht förderlich für die Börsen. Das wiederum kann Folgen am Fondsplatz haben. Exportierende Unternehmen können die Folgen der Währungsschwankungen zu spüren bekommen. Bei all den indirekten Folgen ist es jedoch schwierig, ihnen eine genaue Ursache zuzuordnen. Viele andere Faktoren können eine Rolle spielen. Sicher ist jedoch, dass der Handelsstreit zwischen den USA und China all diese Effekte mit beeinflusst und diese auch Luxemburg betreffen.