Freund der Migranten: Bürgermeister in Italien festgenommen

Freund der Migranten: Bürgermeister in Italien festgenommen
Foto: DPA

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Er wurde für Menschlichkeit und gelungene Integration gelobt. Selbst in Deutschland bekam er einen Preis. Nun sitzt ein Bürgermeister in Italien im Hausarrest. Vorwurf: Mithilfe zu illegaler Einwanderung. Ist alles politisch motiviert?

Er galt als Symbol für Toleranz und nahm in seinem Dorf Hunderte Migranten auf: Nun ist der Bürgermeister der süditalienischen Gemeinde Riace festgenommen worden. Domenico „Mimmo“ Lucano aus Riace in Kalabrien wird Begünstigung illegaler Einwanderung vorgeworfen, teilte die Finanzpolizei am Dienstag mit. Er wurde unter Hausarrest gestellt. Die Ermittler werfen ihm unter anderem vor, dass er zusammen mit seiner Partnerin Scheinehen von Migranten mit Einwohnern organisiert haben soll.

Lucano ist auch international bekannt geworden, weil er Hunderte Migranten in der Gemeinde mit weniger als 2.000 Einwohnern untergebracht hatte. Es begann 1998 mit der Ankunft zahlreicher kurdischer Familien, die Lucano in leer stehenden Häusern des sich seit Jahren entvölkernden Ortes unterbrachte. Die neuen Bürger brachten auch neues Leben in den Ort. Vergangenes Jahr bekam Lucano für seinen Einsatz den Dresdner Friedenspreis.

Solidarität auch aus Deutschland

Der Verein Friends of Dresden, der den mit 10.000 Euro dotieren Preis verleiht, solidarisierte sich mit Lucano. Er habe mit seinem Flüchtlingsdorf ein „Symbol der Mitmenschlichkeit“ geschaffen, sagte die Vorstandsvorsitzende Heidrun Hannusch. Es dränge sich der Eindruck auf, dass die neue populistische italienische Regierung gerade an ihm ein Exempel statuieren wolle.

In Italien regiert seit Juni eine Koalition aus rechtspopulistischer Lega und Fünf-Sterne-Protestbewegung, die einen harten Anti-Migrations-Kurs fährt. Lega-Chef Matteo Salvini höhnte nach der Festnahme auf Facebook: „Wer weiß, was jetzt Saviano und alle anderen Gutmenschen sagen, die Italien wieder mit Migranten füllen wollen.“

Linkspolitiker und Menschenrechtsaktivisten in Italien kritisierten die Festnahme als politisch motiviert. „Die Regierung geht mit dieser juristischen Ermittlung (…) den ersten Schritt der Verwandlung von einer Demokratie in einen autokratischen Staat“, erklärte der Anti-Mafia-Autor Roberto Saviano, der sich für Rechte von Migranten einsetzt.

Das UN-Flüchtlingshilfswerk erklärte, den Vorgang „mit Sorge“ zu beobachten. Lucano sei das Symbol eines Landes, das Migranten aufnimmt. In Rom kamen Aktivisten zudem zu einer Demonstration für „Mimmo“ vor der Papstbasilika Santa Maria Maggiore zusammen.