DüdelingenDie zwei Seiten des Düdelinger Weihnachtsmarktes

Düdelingen / Die zwei Seiten des Düdelinger Weihnachtsmarktes
Am Mittwochnachmittag war es noch ruhig auf dem Rathausplatz Foto: Editpress/Claude Lenert

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Weihnachtsmarkt, das heißt zum einen gemütliches Schlendern über die Stände, eine Bratwurst, „Kniddelen“ oder einen Glühwein in der Hand. Zum anderen steht diese Zeit auch für Besinnlichkeit und Nächstenliebe. Auf dem Düdelinger Weihnachtsmarkt stehen diese beiden Seiten nebeneinander: Die „Gréng Scouten“ betreiben ihren erfolgreichen „Koustall“, während Sonja Casquilho dos Santos Weiland eine Tombola zugunsten der „Fondatioun Kriibskrank Kanner“ organisiert.

Für Lara

Sonja Casquilho dos Santos Weiland ist jetzt zum neunten Mal mit ihrer Tombola auf dem Weihnachtsmarkt. Der gesamte Erlös dieser zehn Tage geht an die “Fondatioun Kriibskrank Kanner“. Den Stand betreibt sie jedes Jahr wegen ihrer Enkelin Lara, die an einer aggressiven Form der Leukämie gestorben ist. Lara war damals 12 Jahre alt. Als sie krank war, wollte sie eine Miniplayback-Show organisieren und Geld für die Stiftung sammeln. „An einem 7. Oktober hat Lara uns nach zwei Jahren Krankheit verlassen. Ich wollte ihr diesen Herzenswunsch erfüllen“, sagt „Bomi Sonja“, die sich mit vollem Einsatz um ihre vier anderen Enkeltöchter kümmert.

„Bomi Sonja“ mit ihrem Ehemann und ihren beiden Enkelinnen Zoé (oben) und Lisa. Die gesamte Familie hilft beim Verpacken der Tombola-Geschenke.
„Bomi Sonja“ mit ihrem Ehemann und ihren beiden Enkelinnen Zoé (oben) und Lisa. Die gesamte Familie hilft beim Verpacken der Tombola-Geschenke. Foto: Editpress/Claude Lenert

Zwischen 2011 und 2019 hat sie insgesamt 30.268,53 Euro gesammelt. Die „Fondatioun“ habe viel für ihre Tochter und ihre Enkelin getan. „Damals sind wir von einer Sekunde auf die andere vor eine Tatsache gestellt worden.“ Das Leben sei von da an nicht mehr so wie vorher gewesen, erzählt Sonja weiter. „Und es wird auch nie mehr so sein. Es ist schwer, ohne sie zu leben.“ Die Stiftung hat sich während Laras Krankenhausaufenthalt in Brüssel um sämtliche Formalitäten gekümmert. Laras Mutter konnte zwei Jahre lang in der „maison des parents“ wohnen. Sonst hätte sie während dieser Zeit in einem Hotel wohnen müssen, um für ihre Tochter da sein zu können. Die Stiftung hat auch dafür gesorgt, dass der Totenwagen für Lara nach Belgien gebracht wird. „Wir haben immer noch ein gutes Verhältnis zueinander“, freut sich Sonja.

Die Gewinne für ihre Tombola sammelt die 61-Jährige das ganze Jahr über. Vieles bekommt sie von den Geschäfts- und Marktleuten aus Düdelingen und von außerhalb. Darüber hinaus erhält sie viele Spenden von großen Schokoladenherstellern. „Ich möchte mich bei allen Geschäftsleuten für ihre große Hilfe bedanken. Ohne sie und ihre Familie wäre dies alles gar nicht möglich“, sagt Sonja.

Lara ist mit 12 Jahren an Leukämie gestorben
Lara ist mit 12 Jahren an Leukämie gestorben Foto: privat

Ihr „Chalet“ befindet sich auf dem Rathausplatz. Ein großes Logo der „Fondatioun“ ist dort zu sehen. Die Tombola zu organisieren, sei mit viel Arbeit verbunden, gibt Sonja zu. „Ich mache es aber von Herzen gerne und ich bin froh, wenn ich das Geld später überweisen kann.“ Im ersten Jahr sind 2.222 Euro zusammengekommen. 2018 hat sie fast 5.000 Euro gezählt. Einige „Maison relais“ helfen ihr, indem sie Kekse backen oder Dekorationsartikel basteln, die Sonja auf ihrem Stand verkaufen kann.

Zusammenhalt wird in ihrer Familie großgeschrieben. „Mein Ehemann, meine Töchter und meine Schwägerin helfen mir sehr viel. Ohne sie könnte ich das alles gar nicht machen.“ Die Enkelkinder helfen ebenfalls. Die siebenjährige Lisa hat Lara nicht mehr kennengelernt, doch sie ist mit den Fotos ihrer verstorbenen Schwester aufgewachsen. Zoé, elf Jahre alt, kann sich ebenfalls noch gut an ihre Cousine erinnern. Die Kinder wissen, warum ihre Großmutter den Stand auf dem Weihnachtsmarkt betreibt und dass das Geld an kranke Kinder geht.


Alles selbstgemacht

Seit 25 Jahren sind die „Gréng Scouten“ Teil des Weihnachtsmarktes. Den „Koustall“, der zum Essen, Trinken und Verweilen einlädt, betreiben sie nun seit 15 Jahren. Begonnen hat alles mit einem Zelt. Mittlerweile ist ihr Stand auf insgesamt drei Stück von einer Größe von 6 auf 15 Metern angewachsen.

Letzte Woche haben 12 Mann mit dem Aufbau der Zelte begonnen. Morgens um 9 Uhr luden sie das ganze Material im Scoutshome auf den Kleintransporter. Nach dem Wochenmarkt um 14Uhr fingen sie dann mit dem Aufbau an. Anschließen wurde das restliche Material wie Kühlschränke, Kücheninstallationen, Töpfe und die Theke zum Rathausplatz gebracht. „Wir haben alles transportiert, was für die Herstellung von Glühwein benötigt wird, oder auch die Schneidemaschine, die wir für die Sandwiches einsetzen“, erklärt Robert Helfrich, Mitglied des Organisationsteams.

Der „Koustall“ befindet sich mitten auf dem Rathausplatz
Der „Koustall“ befindet sich mitten auf dem Rathausplatz Foto: Editpress/Claude Lenert

Bereits vor dem Weihnachtsmarkt muss einiges an Geld investiert werden: So müssen etwa Warmluftheizungen angemietet werden. Zapfanlagen und Konzession kosten auch etwas. Die Jugendlichen, die im Service aushelfen, dürfen ihr Trinkgeld behalten. Bis zur Eröffnung heute Abend sind sie jeden Abend vor Ort, um zu dekorieren und alles Nötige zu installieren. Fast die gesamte Infrastruktur gehört den „Gréng Scouten“ – bis auf die Tische, die angemietet werden müssen und die Stühle, die von der Gemeinde zur Verfügung gestellt werden. Und die Scouten stellen fast alles selbst her: Das Essen bereiten sie zum Teil unter Anleitung eines Gastronomen zu.

Robert Helfrich ist seit Anfang an dabei, mal mehr, mal weniger. Je nachdem wie viel Zeit er neben Familie und Arbeit erübrigen kann. Denn die Jugendlichen haben während des Marktes nicht viel Zeit, um auszuhelfen. Der Grund dafür ist, dass der Weihnachtsmarkt mitten in die Prüfungszeit fällt. Da sind sie froh, dass sie einige junge Rentner dabei haben. Der 52-Jährige ist eigentlich technischer Zeichner. Für den Auf- und Abbau nimmt er sich Urlaub. Für den täglichen Betrieb brauchen die Scouten täglich 22 Helfer, vor allem abends. Gearbeitet wird im Schichtbetrieb. Bei Absagen muss Helfrich schnell einen Ersatz finden. Jahr für Jahr seien es zu 80 Prozent dieselben, die aushelfen, und es wird von Jahr zu Jahr schwieriger, ehrenamtliche Freiwillige zu finden, so Helfrich weiter.

Im besten Fall bleibt nach den anstrengenden Tagen des Weihnachtsmarktes so viel Geld übrig, dass sie praktisch ihr gesamtes Scoutsjahr damit finanzieren können. „Wenn dem nicht so wäre, würden wir den ganzen Aufwand nicht betreiben“, so Helfrich.