Donnerstag23. Oktober 2025

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Wettbewerbsfähigkeit – „Ein zentrales Element“

Wettbewerbsfähigkeit – „Ein zentrales Element“

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Das Patronat in Luxemburg ist unzufrieden: Seit Jahren verschlechtere sich die Wettbewerbsfähigkeit des Landes. Es sei höchste Zeit, etwas dagegen zu unternehmen.

Christian Muller

Bereits seit dem Jahre 2003, als der französische Professor Lionel Fontagné seine Analyse über die Luxemburger Wirtschaft veröffentlicht hatte, so der Dachverband der Luxemburger Patronatsvereinigungen UEL, seien die Probleme bekannt. Seitdem habe die Lage sich weiter verschlechtert, und es sei nichts dagegen unternommen worden.

Hintergrund der Unzufriedenheit sei die kontinuierliche Verschlechterung der Wettbewerbsfähigkeit, so die UEL. „Dabei ist die Wettbewerbsfähigkeit kein Selbstzweck“, so Nicolas Soisson, Vorsitzender einer UEL-Arbeitsgruppe über Wirtschaft und Steuern. Sie sei ein Mittel, um den Wohlstand im Land zu erhalten. „Und wenn wir nicht konkurrenzfähig sind, dann gibt es kein Wachstum, dann kommen keine Investoren und es werden keine neuen Arbeitsplätze entstehen.“ Die Wettbewerbsfähigkeit sei das „zentrale Element“, ohne das unser Sozialmodell nicht bestehen bleiben könne.

Debatte auf sachliches Niveau heben

Besonders unzufrieden zeigt sich das Patronat darüber, dass die Sozialpartner nicht den gleichen Befund zur wirtschaftlichen Lage haben. Mit dem am Freitag vorgestellten „Annuaire de la compétitivité“ wolle die UEL die Debatte über Wettbewerbsfähigkeit jetzt auf ein „sachliches Niveau“ zurückführen.

Das von der UEL vorgestellte, rund 120 Seiten starke Buch analysiert 22 verschiedene Indikatoren zum Thema Wettbewerbsfähigkeit. Einige davon betreffen die Kosten der Unternehmen – andere eher „soziale“ Faktoren. In Zukunft soll das Buch jedes Jahr veröffentlicht werden.

Ein Thema, das in den Wettbewerbs-Diskussionen immer wiederkehrt, ist die Inflation. Die sei in den letzten zehn Jahren zu einem „echten Problem“ geworden, so Soisson. In Luxemburg steigen die Preise schneller als in den Nachbarländern und somit werden die hierzulande hergestellten Produkte teurer – verglichen mit denen unserer wichtigsten Handelspartner.

Hinzu käme noch der Anstieg der Lohnstückkosten, die, laut UEL, in Luxemburg zwischen 2000 und 2009 um 33,4 Prozent angestiegen sind. Im gleichen Zeitrahmen gingen sie in Deutschland nur um acht, in Frankreich um 20,8 und in Belgien um 22,9 Prozent hoch. „Der Standort Luxemburg wird zu teuer. Wir verlieren Marktanteile“, so Soisson.

Zu wenig Geld für Forschung

Ein weiteres Thema, das im Buch analysiert wird, ist der Prozentsatz der Menschen im Land, die einen höheren Schulabschluss (Bac) haben. In Luxemburg seien dies nur 66 Prozent, verglichen mit 68 in Belgien, 84 in Deutschland und 89 Prozent in Frankreich. Ein ähnliches Bild zeichnen die Zahlen über das Geld, das die verschiedenen europäischen Länder in die Forschung und Entwicklung stecken. Luxemburg hinke hinter seinen wichtigsten Wettbewerbern hinterher, so Soisson. In den letzten Jahren habe es in beiden Bereichen jedoch Fortschritte gegeben, räumte er ein.

Ein weiterer internationaler Vergleich in dem Buch zeigt, dass die Sozialtransfers in Luxemburg fast doppelt so hoch sind wie im EU-Durchschnitt. „Das ist sicherlich gut für den sozialen Zusammenhalt,“ so Soisson. „Aber die Wirtschaft muss es finanzieren können.“

Des Weiteren hat die UEL ausgerechnet, dass Luxemburg ein Wachstum von sechs Prozent brauche, damit der Staat keine Schulden machen muss, die Krankenkasse finanzieren kann, und die Arbeitslosigkeit nicht weiter ansteigt. „Es ist jetzt Zeit, unser Modell zu reformieren, damit es nicht zusammenbricht“, schlussfolgert Soisson. Denn die Steuergelder, die das Land benötige, könne nur eine wettbewerbsfähige Wirtschaft erarbeiten. Es helfe auch nicht, zu sagen, „es geht der Wirtschaft ja schon wieder besser.“ Schließlich seien die strukturellen Probleme noch nicht gelöst, so Soisson.