Dienstag11. November 2025

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Was hat die Staatssparkasse vor?

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Ordnet die Staatssparkasse ihre Beteiligungen neu? Steigt die BCEE bei der Compagnie de Banque Privée aus, an deren Gründung sie mitwirkte und wo sie mit 19 Prozent Anteil der wichtigste Aktionär ist? Die Gerüchteküche brodelt. Dementis überzeugen nicht.

Helmut Wyrwich

Im politischen Milieu des Parlamentes überrascht die Nachricht, dass die Staatssparkasse eine Neuordnung im Bereich ihrer Beteiligung bei der Compagnie de Banque Privée dementiert. „Ich weiß zwar nicht genau, was da ist, aber irgendetwas geschieht da“, ist unter Abgeordneten der Chambre zu hören.

Wie lautet das Gerücht, das die Staatssparkasse umgibt und in die Öffentlichkeit gelangt ist? Man muss es in mehreren Punkten sehen: Die Staatssparkasse will aus dem Kapital der Compagnie de Banque Privée aussteigen, die sie als Großaktionär mit gegründet hat.
Siehe auch:
„Keine Gespräche oder Verhandlungen“

Sie hält 19 Prozent am Kapital. Stattdessen soll lateinamerikanisches Kapital die Bank stärken. Das Ganze soll im September 2010 über die Bühne gehen.

Keine Bestätigung

Für dieses Gerücht gibt es keine Bestätigung. Marc Hoffmann, der Vorstandsvorsitzende der Privatbank, dementiert ohne Umschweife: „Da ist nichts dran. Von solchen Plänen weiß ich nichts.“

Der zuständige Aufsichtsminister, Finanzminister Luc Frieden, verweist nach einer Tageblatt-Anfrage darauf, dass die Staatssparkasse Stellung nehmen wird. Die antwortet mit einer Mail, die aus einem dürren Satz besteht: Man plane so etwas nicht und man verhandele auch nicht.

Wo liegt also das Problem? Es liegt in der Glaubwürdigkeit der Staatssparkasse. Es gibt kein Institut in Luxemburg, das so kommunikationsfeindlich ist wie die Staatssparkasse.

Man weiß nichts über das Institut mit Ausnahme dessen, was es selbst über sich sagt, und das ist wenig genug. Die Staatssparkasse ist ein Institut, das von der Regierung abhängt. Ihre Bilanz wird nach eigener Aussage von der Regierung gebilligt.

Eine Pressekonferenz über sich selbst und die eigene Bilanz hat es seit ewigen Zeiten nicht gegeben. Die Staatssparkasse ist eine durch und durch geheimnisvolle Bank.

Finanzminister Luc Frieden hatte sich beim Editpress-Pressefrühstück erstaunt gezeigt über die kommunikationsunwillige Staatsbank Luxemburgs. Er hatte zugesichert, dass er von Transparenz überzeugt sei und dies auch ein Prinzip der Staatsbank werden müsse. Die Frage ist: Wann?

Denn mangelnde Kommunikationsbereitschaft und der Trend zur Geheimnistuerei scheinen eine Eigentümlichkeit der Bank auch dann zu sein, wenn es sich um konkretes Geschäftsgebahren handelt.

So stoppte die Staatssparkasse nach Aussagen von Mitarbeitern isländischer Banken deren Kreditkarten und Zahlungskarten mit der Begründung, dass ihre Arbeitgeber sich in Schwierigkeiten befänden. Und wer einen Immobilienkredit bei der Staatssparkasse beantragte, bekam in der Vergangenheit eine Reduzierung um 0,5 Prozentpunkte, wenn er sein Gehaltskonto von seiner Bank auf die Staatssparkasse übertrug. Richtige Antworten auf solche Praktiken gab es bei Nachfragen nie.

Kritik an den Geschäftspraktiken der Staatssparkasse gab es sogar öffentlich im Frühjahr bei den Bilanzpressekonferenzen anderer Banken, was ungewöhnlich ist für eine an sich diskrete Branche.

Trend zur Geheimnistuerei

Nun gerät erneut eine Geschäftsstrategie der Staatssparkasse in die Gerüchteküche. Das Gerücht kommt aus der Politik, wo überdies das Dementi der Staatsbank mit Erstaunen aufgenommen wird und wo der Aufsichtsminister selber nicht Stellung beziehen will.

Finanzminister Luc Frieden hat in der Vergangenheit Anläufe unternommen, um eine große Luxemburger Bank ins Leben zu rufen. Die geplante Fusion der Raiffeisenbank mit der Staatssparkasse kam nicht zustande. Eine Ausweitung der Geschäftstätigkeit konnte die Staatssparkasse sich mit der Eröffnung der Compagnie de Banque Privée (CBP) erlauben. Die Staatsbank wurde neben drei Luxemburger Familien und dem Management wichtigster Aktionär einer rein luxemburgischen Privatbank.

Die CBP wurde 2007 gegründet und hatte bisher nie die Chance eines kontinuierlichen Aufbaus. Die Finanzkrise wurde spürbar bereits im Sommer 2007. Normales Anlageverhalten war kaum möglich, und Hoffmann rettete seinen Kunden die anvertrauten Gelder dadurch, dass er ihnen riet, die Gelder in bar zu halten und nicht anzulegen.

Die Krise verhinderte auch, dass die Bank – wie ursprünglich geplant – die Kundengelder in alternativen Anlagen platzierte.
Nach der Krise, sagt Hoffmann in einem Interview mit der Wochenzeitung Lëtzebuerger Land, gibt es so gut wie kein Interesse seiner Kunden mehr für alternative Anlagen. Die Kunden scheuen das Risiko und kommen auch nur langsam zur Börse zurück.

Eine kleine Privatbank

Die CBP verfügt drei Jahre nach ihrer Gründung über einen luxemburgischen und europäischen Kundenstamm, der ihr auf Dauer nicht reichen wird. Sie ist mit 1,7 Milliarden anvertrauten Kundengeldern eine kleine Privatbank.

Sie verfügt über einen Kundenstamm der Reichen und Superreichen, die üblicherweise mit High Net Worth Individuals umschrieben werden. Wenn sich die Bank weiter auf diesen Kundenstamm konzentrieren will, dann wird sie außerhalb Europas tätig werden müssen. Hoffmann will das, geht aus dem Interview mit der Wochenzeitung hervor. Sie muss es, weil sich europäische Kundschaft mittlerweile in Asien findet. Sie muss es, weil sich reiche Kunden im Mittleren Osten und in Asien finden. Und die Bank muss in die Schweiz.

Der Weg der kleinen, aber feinen Privatbank, wie man sie im Ausland etwa in Hamburg, Frankfurt, Stuttgart oder München findet, ist er CBP verwehrt. Sie ist zu jung dazu. Sie muss noch wachsen und dazu muss sie hinaus. Das könnte eine Veränderung der Geschäftsstrategie sein, der die Staatssparkasse als Provinzbank abgeneigt sein könnte. Und hier könnte sich ein Dissens herausgebildet haben, der in der Staatssparkasse Überlegungen entstehen lassen haben könnte.

Es mag aber auch sein, dass die Staatssparkasse diesen Weg der CBP unterstützen will. Nur ist dann die Frage, warum im parlamentarischen Raum ihr Dementi nicht geglaubt wird.