Dennoch: Dem Geschäft in der Schweiz, in Luxemburg und in der Türkei geht es gut, behauptet Dexia. Schuld am Verlust seien Finanzoperationen, die nicht vom täglichen Geschäft herrühren. In der Wirtschaftskrise war die Dexia in Not geraten. Damals hatten die Regierungen aus Paris, Brüssel und Luxemburg der Dexia unter die Arme greifen müssen. Mit Geld und mit Garantien. Die EU-Kommission hatte daraufhin Auflagen verhängt. Eine Liste mit Aufgaben, die die Dexia nun abarbeiten muss. Ein Punkt auf der Liste besteht darin, die Bilanz der Bank um 35 Prozent zu kürzen.
Ende Mai dann hatte die Dexia angekündigt, der finanzielle Umbau könne nun schneller vonstatten gehen als geplant.
Das erstarkte Kapitalfundament der Bank erlaube es, „den Verkauf nicht-strategischer Aktiva zu beschleunigen und trotzdem volkswirtschaftlichen Stress auszuhalten“, schrieb die Bank damals. Bei besagten Aktiva handelt es sich um Papiere, für die Frankreich und Belgien gebürgt hatten, sowie andere Aktiva des so genannten „Legacy Portfolio“ – Papiere, die aus der Geschichte der Bank herrühren und die ihr nur noch lästig sind.
1,9 Milliarden Euro Verlust
Mit diesem Verkauf wurde eine Provision fällig. Der Preis, zu dem die Papiere in den Büchern der Dexia stehen, musste dem wahren Marktwert angepasst werden. Ein Verlustgeschäft. 94 Prozent der Papiere etwa, für die Frankreich und Belgien geradestehen, wurden verkauft. In den Büchern hatten sie 8,8 Milliarden Dollar gewogen. Beim Verkauf entstand ein Verlust von 1,9 Milliarden Euro.
Der Verkauf sei aber positiv im Sinne der belgischen und französischen Steuerzahler, so Pierre Mariani, Vorstandschef der Bankengruppe. Immerhin werde das Risiko, das die Regierungen zu tragen haben, gesenkt.
Auch für die Dexia hat der Verkauf Vorteile. Dafür, dass die Regierungen sich für die Banken verbürgen, muss sie Gebühren zahlen. Diese werden in Zukunft also niedriger ausfallen, stellt Mariani fest. Insgesamt musste die Dexia im Rahmen ihres beschleunigten Verkaufsprogrammes eine Wertkorrektur nach unten von 3,567 Milliarden hinnehmen.
Griechenland kostet 338 Millionen Euro
Griechische Anleihen, in die die Dexia Geld angelegt hat, drückten das Vierteljahresergebnis noch weiter in den Minusbereich. Dexia beteiligt sich als Privatinvestor am kürzlich beschlossenen Hilfspaket für Griechenland. Das Programm betreffe Staatsanleihen mit einer Laufzeit bis zum Jahr 2020, schreibt die Dexia in ihrem Vierteljahresbericht. Davon hielt die Bank Ende Juni ein Paket von 1,8 Milliarden Euro. Sie wurden um ein Fünftel – 338 Millionen Euro – nach unten korrigiert. Dass das Resultat seiner Bank unter den Erwartungen der Analysten liegt, läge daran, dass niemand diesen Posten in seine Rechnung miteinbezogen habe, sagt Pierre Mariani.
Trotz des sehr hohen Verlustes hat die Bank auch Positives zu vermelden. So sei das Resultat aus dem normalen Bankengeschäft vor Steuern – wenn man einmalige Einflüsse wie die Wertminderung der Griechenland-Anleihen herausrechnet – um ein Viertel gegenüber dem zweiten Trimester des letzten Jahres gestiegen, behauptet Dexia.
Auch das Geschäft mit der Türkischen Tochter Denizbank stellt den Konzern zufrieden. Das Geschäft läuft: 28 neue Filialen wurden alleine in den letzten drei Monaten eröffnet. Insgesamt hatte die Denizbank Ende Juni 540 Filialen.
Nur von der Versicherungssparte der Denizbank muss sich die Dexia im Rahmen der Auflagen der Europäischen Kommission trennen. Der Verkauf soll bis Ende des Jahres über die Bühne gehen. Die Bank erhofft sich aus dem Verkauf einen Gewinn von 119 Millionen Euro.
Wenn es nicht zu unvorhergesehenen Zwischenfällen komme, sei Dexia im dritten Trimester des Jahres wieder profitabel, so Mariani weiter. Dass die wirtschaftliche Lage zurzeit sehr unsicher ist, dessen ist er sich bewusst.
Dexia BIL mitpositivem Ergebnis
Die Kernkapitalquote der Dexia-Gruppe liegt bei 10,3 Prozent. Diese Bilanzzahl gilt als Indikator dafür, wie gut eine Bank einen wirtschaftlichen Schock verkraften würde. Sie spielt eine ausschlaggebende Rolle in den Bankenstresstests, die regelmäßig von der Europäischen Bankenaufsicht (EBA) vorgenommen werden. Um diese Tests zu bestehen, muss eine Bank eine Kernkapitalquote von mindestens fünf Prozent vorweisen. Mariani schätzt, dass sie Ende 2011 bei 12 Prozent liegen wird.
Zum negativen Ergebnis des Konzerns habe der luxemburgische Teil, die Dexia BIL, nicht beigetragen, so eine Sprecherin der Bank. Sie verzeichne unterm Strich ein Plus. Sowohl das Schalter- wie auch das Privatkundengeschäft hätten im ersten Halbjahr einen Gewinn verzeichnet. Wie hoch dieser ist, gibt die BIL im September bekannt. Die Kernkapitalquote der BIL betrage 22,10 Prozent, so die Sprecherin weiter.
Die Bilanzkürzung, die die EU-Kommission verlangt, betrifft auch die BIL.
Eine Herausforderung, welche die Dexia BIL beinahe gemeistert habe. Etwa um 30 Prozent sei die Bilanz der Luxemburg-Sparte bereits geschrumpft, so die Sprecherin.
De Maart

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