Spanier zahlen gerne Steuern

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Von unserem Korrespondenten Heinz Krieger

Nur neun Prozent der Spanier glauben, dass es ihnen besser gehen würde, wenn sie keine Steuern zahlen müssten Das hat das Instituto de Estudios Fiscales herausgefunden. 68 Prozent gehen von systematischem Steuerbetrug aus.  

Spanier halten viel von einer aktiven Rolle des Staates bei der Finanzierung öffentlicher Aufgaben. Volle 89 Prozent haben in einer Umfrage des Instituto de Estudios Fiscales (Studien zum Bereich Steuern) den Satz bejaht: Die öffentlichen Finanzen erfüllen eine notwendige Funktion für die Gesellschaft.“ Deshalb sehen die Spanier mit übergroßer Mehrheit auch die Notwendigkeit ein, Steuern zu bezahlen. Nur neun Prozent sind laut dieser Umfrage – unter 3000 repräsentativ ausgewählten Personen – der Meinung, dass es ihnen ohne Steuerpflicht besser gehen würde.

Fast 80 Prozent der Bevölkerung sind laut dieser Umfrage der Meinung, dass die Privaten weder in der Leitung noch in der Finanzierung öffentlicher Dienste eine Rolle spielen sollten, wie Gesundheitswesen, Schule und Bildung, Arbeitsverwaltung, Infrastruktur und öffentliches Transportwesen.

Das Gesundheitswesen ist dabei das laut einer Befragung durch Ipsos die mit Abstand am besten bewertete öffentliche Dienstleistung. Auf die Frage, welche Dienstleistung am besten den bezahlten Steuern entspricht, nennen 51 Prozent das Gesundheitswesen. Nur 18 Prozent meinen, dass keine öffentliche Leistung dem Steueraufkommen entspricht. Auch gilt der Gesundheitsbereich als der am effizientesten verwaltete, gefolgt von Schulwesen, Infrastruktur und Transport.

Systematischer Steuerbetrug

Auf die Frage nach dem Steuerbetrug gaben 87 Prozent an, dieser habe in den vergangenen Jahren zugenommen. 68 Prozent der Spanier geben an, sie sähen einen systematischen Steuerbetrug. Die Hälfte sieht die Banken und die politischen Parteien als Missetäter. Allerdings geben auf die Frage nach dem Bereich, in dem betrogen wird, 80 Prozent die Unternehmer an. 18 Prozent geben eine Praxis betreibende Freiberufler, zwölf Prozent die selbständigen Arbeitnehmer an. Bei den abhängig Beschäftigten, also Lohn- und Gehaltsempfängern, wird Steuerbetrug nur bei zwei Prozent vermutet. Und bei den Landwirten sind es nur fünf Prozent.

Selbst knapp zwei Drittel (62 Prozent) der Unternehmen sehen auch, dass ihre Kreise zu den größten Steuerhinterziehern gehören.

BIP von 1,2 Billionen

Steuerbetrug und Hinterziehung lassen sich nach Ansicht von 71 Prozent nicht rechtfertigen. Nur 20 Prozent geben an, es könne bestimmte Umstände, etwa im Privatleben, oder in der Entwicklung einer Firma geben, die den Versuch der Steuerminderung rechtfertigten. Auffallend ist, dass vor allem die Jüngeren Befragten am meisten Verständnis für geringe Steuermoral äußerten.

 

Spanien wird in diesem Jahr Steuereinnahmen in Höhe von 38,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts BIP haben, sechs Prozentpunkte weniger als im EU-Durchschnitt (44,8 Prozent). Im Krisenjahr war dieser Wert auf 34,8 Prozent abgesackt. Nur sieben Länder – Malta, Zypern, Belgiern, Lettland, Litauen und Rumänien – haben einen noch geringeren Anteil der Steuern am BIP. Das spanische Bruttoinlandsprodukt lag 2016 bei 1,12 Billionen Euro.