Dienstag11. November 2025

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Siemens soll zurück an die Spitze

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Der neue Siemens-Chef Joe Kaeser will den Münchener Technologiekonzern wieder unter die Top-Unternehmen der Branche führen.

„Unser Anspruch ist, technisch und wirtschaftlich zu den Besten in der Branche aufzuschließen. Doch wir sind zuletzt zurückgefallen, das müssen wir wieder ändern“, sagte Kaeser den Nürnberger Nachrichten (Montagausgabe) laut Vorabbericht.

Er wolle daher das, wofür Siemens bekannt ist, wieder in den Vordergrund rücken: „Kundennähe, Ingenieurskunst, Innovation, das Gespür für Qualität und Zuverlässigkeit und natürlich die finanzielle Stabilität.

Da werden wir keine Kompromisse eingehen“, kündigte der bisherige Finanzchef an. Kaeser war nach hartem internen Machtkampf am vergangenen Mittwoch zum Nachfolger von Peter Löscher als Vorstandschef gekürt worden. An der von Löscher eingeführten Konzernstruktur mit den vier Sektoren Industrie, Energie, Medizin und Infrastructure & Cities will Kaeser festhalten.

„Ich will Siemens nicht neu erfinden. Und die vier Sektoren stehen als Ausgangsbasis“, sagte Kaeser, der seit mehr als 30 Jahren bei Siemens arbeitet. „Man kann sicher diskutieren, ob für das spannende Thema ‚Urbane Zentren und Infrastruktur‘ wirklich ein eigener Sektor hätte geschaffen werden müssen. Aber die Entscheidung ist so gefallen, und das ist es jetzt einmal fürs Erste.“

Großes Potenzial beim Fracking

Wachstumschancen sieht Kaeser vor allem in Bereichen, in denen Siemens von der Konjunktur und weltwirtschaftlichen Verwerfungen möglichst unabhängig ist. „Die Öl- und Gasförderung mittels der Methode Fracking ist ein solches Thema mit großem Potenzial.

Ruhe hat höchste Priorität

Um diese Rohstoffe mit Hochdruck aus dem Boden zu pressen, bedarf es Hochleistungspumpen und elektrischen Stroms – das ist unser Thema“, sagte Kaeser. Aber auch das Internet berge Wachstumschancen für Siemens. „Die gigantischen Server-Zentren weltweit brauchen sichere, unterbrechungsfreie Elektrizität und Kühlung – auch das kann Siemens“, merkte der Manager an. Bei seinem ersten öffentlichen Auftritt nach dem Abgang von Löscher hatte Kaeser am Mittwoch ein Ende des jahrelangen Umbaus des 370.000 Mitarbeiter starken Konzerns versprochen, der Zehntausenden den Job gekostet hat.

„Die höchste Priorität ist nicht ein weiteres Restrukturierungsprogramm, sondern die Beruhigung des Unternehmens und die Stabilisierung der inneren Ordnung“, hatte Kaeser betont, der offiziell die Aufgaben von Löscher ab dem 1. August übernommen hat.

Sowohl die fallen gelassene Renditeprognose von zwölf Prozent bis 2014 als auch das mittelfristige Umsatzziel von 100 Milliarden Euro hätten keine Priorität, hatte Kaeser betont. Allerdings werde es weiter neben den Mitarbeitern auch um die Marge gehen.

Nicht am Sturz des Vorgängers beteiligt

An der Ablösung Löschers war Kaeser nach eigener Aussage nicht beteiligt. „Das heißt, dass ich für mich ausschließen kann, einen Anteil daran gehabt zu haben“, sagte Kaeser der Zeitung.

„Tatsache ist, dass der Aufsichtsrat entscheiden musste, ob mein Vorgänger das Amt weiter führen soll, und falls nicht, wer dann nachfolgen sollte. Das waren zwei völlig getrennte Vorgänge, die vielleicht von Dritten bewusst verquickt wurden“, sagte Kaeser. Er versicherte, er habe mit Löscher sehr gut zusammengearbeitet. Auslöser für den Rauswurf von Löscher war die überraschende Aufgabe der Rendite-Prognose für 2014. Der Spitzenmanager stand bereits wegen der jüngsten Gewinnwarnung und einer Reihe von vorangegangenen Misserfolgen stark unter Druck.

Siemens-Aufsichtsratschef Gerhard Cromme, der Löscher im Jahr 2007 als Korruptionsbekämpfer zu Siemens geholt hatte, hatte sich von seinem Schützling abrupt abgewandt. Nach einem tagelang mit großem Getöse öffentlich ausgetragenen Machtkampf fiel die Entscheidung für den Wechsel im Aufsichtsrat dann jedoch einstimmig.

(Ralf Banser/Reuters/Tageblatt.lu)